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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss
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Einjährige hob den Arm, um die zärtliche Liebkosung der unbekannten Frau abzuwehren. Verstört
    wandte er außerdem die grünen Augen ab und barg den dunklen Schopf schutzsuchend unter dem
    Kinn seines Vaters. Der drückte ihn lachend an sich. »Christopher hat genausowenig für Fremde übrig
    wie sein Bru-

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    der«, erklärte Gage den O'Hearns. »Aber sobald er euch besser kennt, wird er euch nicht mehr von den
    Fersen weichen, weil er's gar nicht erwarten kann, auf euren Schoß zu klettern. Besonders gern hat er
    es nämlich, wenn man ihm vorliest.«
    »So früh schon?« fragte Camille bewundernd. »Was für ein kluger Junge.«
    »Er sieht aus wie sein Vater«, grummelte Shemus leicht enttäuscht. Er hatte im stillen gehofft, mehr
    von seiner eigenen Tochter in dem Kleinen zu erkennen.
    »Ja, aber es dürfte wohl kein Zweifel darüber bestehen, von wem er seine grünen Augen hat«, sagte
    seine Frau belustigt und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    Shemaine konnte sich keinen Augenblick mehr bezähmen. »Ist es wirklich wahr, Papa, daß du alles
    verkauft hast und ihr von jetzt an in Williamsburg leben wollt?«
    Ihr Vater schob die Daumen in die Taschen seiner Weste und grinste. »Maurice sagte, es gebe dort
    großartige Möglichkeiten für einen Mann mit Unternehmungsgeist. Er lebt jetzt mit seiner Frau
    Garland dort und meinte, ich sollte mir überlegen, ob ich nicht in der Stadt ein Geschäft aufziehen
    will.«
    »O Papa, das ist wunderbar! Jetzt werden wir so dicht beieinander wohnen, daß wir uns regelmäßig
    sehen können.«
    Shemus blickte Gage fragend an. »Baust du immer noch Schiffe?«
    »Ja, zusammen mit meinem Vater, der bei mir eingestiegen ist«, erwiderte sein Schwiegersohn. »Wir
    haben noch ein paar Leute mehr eingestellt, und dadurch können wir besser und schneller arbeiten.«
    »Oh, ich hoffe, du hast die Möbelherstellung nicht aufgegeben«, warf Camille stirnrunzelnd ein, die
    diese Frage sehr beschäftigte. »Wir haben all unsere Möbel verkauft, bevor wir aus England abreisten,
    daher werden wir, sobald wir ein Haus gefunden haben, neue brauchen.«
    »Im Gegenteil. Die Möbelwerkstatt ist jetzt noch größer«, erzählte Shemaine ihrer Mutter stolz. »Gage
    hat mehrere neue Lehrlinge eingestellt, die ihm helfen, die Aufträge all der Leute zu er—
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    füllen, die seine Möbel kaufen wollen. Wir haben übrigens auch die Hütte vergrößert und eine
    Dienerin eingestellt, die mir beim Saubermachen und Kochen hilft. Ihr beide, du und Papa, könnt bei
    uns wohnen, und, wann immer ihr zu Besuch seid, ein eigenes Gästezimmer bekommen. William
    benutzt nach wie vor den Dachboden, wenn er bei uns ist.«
    »Und was ist mit Mary Margaret?« fragte Camille ihre Tochter mit gedämpfter Stimme. »Ich dachte,
    sie und William interessierten sich füreinander.«
    »Sie sind sehr gut befreundet, soviel steht wohl fest«, zog Shemaine ihre Mutter leise ins Vertrauen.
    »Aber ich glaube nicht, daß sie allzu ernsthaft darüber nachdenken, zu heiraten. Jedenfalls jetzt noch nicht. Für eine Frau, die bei anderen Menschen all die Listen einer geborenen Kupplerin hemmungslos einsetzt, ist Mary Margaret bei sich selbst ziemlich zögerlich. Das Witwendasein möchte sie aus
    irgendeinem Grund nicht so bald aufgeben. Die beiden spielen ziemlich oft miteinander Karten, aber
    sie sehen sich auch sonst häufig. Die älteren, nicht verheirateten Frauen im Dorf kriegen jedesmal
    Stielaugen, wenn William im Dorf auftaucht. Sie sind genauso närrisch hinter ihm her wie die
    jüngeren Frauen früher hinter Gage.«
    »Und das mit gutem Grund«, flüsterte Camille zwinkernd. »Mein liebes Kind, wenn dein Ehemann in
    reiferen Jahren noch genausogut aussieht wie sein Vater jetzt, dann wirst du dich gegen ganze
    Heerscharen von Frauen zur Wehr setzen müssen.«
    Shemaine lachte unbesorgt. »Gage versichert mir oft genug, Mama, daß ich die einzige Liebe seines
    Lebens sei. Genau das glaube ich und nichts anderes.«
    Andrew zupfte an den Hosen seines Vaters. »Opa will mich und Chris mit aufs Schiff nehmen, Papa.
    Dürfen wir gehen?«
    »Dann gib gut auf deinen kleinen Bruder acht«, erwiderte Gage und stellte seinen jüngsten Sohn auf
    die Füße. Christopher packte unverzüglich vertrauensvoll die Hand seines großen Bruders. Mit der
    anderen umfaßte er den Zeigefinger von William und drehte sich mit einem unternehmungslustigen
    Strahlen zu seinem Vater um.
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    »Dö, Pa-pa.«
    Gage lachte über den Versuch seines
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