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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme
Autoren: Robert Stallman
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große Tiere – Koyoten. Sie sind am äußersten Rand meiner Wahrne h mung, dort drüben an der offenen Stelle, die die Mündung in eine a n dere Schlucht markiert. Ich glaube, Beaumont nannte sie denn Twin Trail Canyon. Doch sie sind jetzt ohne Belang für mich. Ich bin frustriert von dem richtung s losen Duft. Er fließt mir nicht einfach in geradem Strom aus einer Quelle zu, sondern umgibt mich vielmehr. Es macht mich ganz toll, dieses faszinierende Wesen zu wittern, ohne es aufst ö bern zu können.
    Nach Stunden, wie mir scheint, fruchtlosen Suchens fi n de ich mich tief in der Seitenschlucht, noch immer diesen Duft in der Nase, noch immer unfähig, seinen Ursprung zu finden. Und plötzlich, während ich im Zickzack den Twin Trail Canyon hinauftrotte, löst er sich in Nichts auf. Gerade will ich kehrtmachen, da dringt eine neue Wahrnehmung auf mich ein. In dieser Seitenklamm befindet sich mehr als dreihundert Meter von mir entfernt ein Lager mit Me n schen und Pferden. Was den betörenden Duft angeht, so sage ich mir, daß ich jederzeit zu ihm zurückkehren kann. Er hat mich so genarrt, daß ich vor lauter Suchen ganz ve r bissen und gereizt bin.
    Ich schüttele den Kopf und trabe weiter die Klamm hi n auf, das Lager der Menschen mit meinem Raumsinn fixi e rend. Am grasbewachsenen Hang zur Linken sind ein halbes Du t zend Pferde festgemacht, und rund um ein kleines Feuer in einer Mulde liegen die Männer, die mit dem Sheriff ausgez o gen sind, Albert Chee zu finden. Ich werde eine Minute hier bleiben, ehe ich wieder zu dem flüchtigen Duft zurüc k kehre.
    Zwei der Männer sitzen an einen massigen Felsbrocken gelehnt und rauchen Zigaretten. Vier oder fünf schlafen in Decken vermummt am Feuer. Ich krieche so nahe an die beiden Wachen heran, daß ich ihr Gespräch belauschen kann. Doch sie unterhalten sich über Frauen und andere Dinge, die mir nichts bedeuten. Leise erzählen sie sich unanständige Witze, Schuljungengeschichten. Eine Weile höre ich mir das an, dann entscheide ich mich, wieder d a vonzuschleichen. Doch da unterbrechen sie ihr zähflüssiges Gespräch. Einer steht auf und streckt sich.
    »Hol jetzt Curtis. Ich brauch ’ ’ ne Mütze voll Schlaf.«
    »Ja, ich auch. He, kehren wir eigentlich morgen früh wieder um? Was meinst du?«
    »Nee. Erst müssen wir nachschauen, ob der Kerl bei sich zu Hause ist. Das ist das mindeste, was wir tun können, wenn wir schon in diesem ganzen verdammten Canyon rumgepest sind.«
    »Da ist er nicht«, sagt der, der noch sitzt. »Er hat den Gaul stehen lassen und ist nach oben. Er ist inzwischen bestimmt schon in Gallup.«
    »Ich weiß nicht. Der hat ’ s so faustdick hinter den Ohren wie jeder andere Indianer, und der haut bestimmt nicht in die Stadt ab, wie jeder Weiße das täte.«
    »Aber Buddy hat gesagt, es wären keine Spuren dag e wesen.«
    »Mensch, der hat überhaupt nicht richtig geschaut. Ich hab ’ dem Sheriff gleich gesagt, daß besser ich mit ihm g e ritten wäre. Buddy ist das alles doch scheißegal. Der Kerl kann doch dicht unter den Felsen marschiert sein oder s o was. Ich sag ’ , der hockt zu Hause oder hat sich irgendwo im del Muerto verkrochen.«
    Der andere Mann steht auf und tritt seine Zigarette aus. Gemeinsam gehen sie zum Feuer und wecken einen and e ren Mann. Der rappelt sich hoch und hockt sich an dense l ben Felsbrocken und raucht eine Zigarette.
    Ich trotte durch die Klamm zurück zur Mündung. Albert hat also sein Pferd stehen lassen und ist zu Fuß in unb e kannter Richtung davongegangen. Doch offenbar hat der Sheriff vor, morgen durch die Hauptschlucht zur Hütte der Chees hinunterzureiten.
    In der weiten Ausbuchtung, die beinahe eine Meile breit ist, größtenteils flacher Sandboden, liegt jetzt das Mon d licht und versilbert das ganze Tal. Ich trotte über den Sand, Schnauze hoch in der Luft, um den Duft wieder einzufa n gen. Ich durchquere das ganze Tal und mache wieder kehrt, doch ich kann keine Spur des Dufts mehr finden. Wie sel t sam, daß der ’ Duft sich innerhalb der wenigen Minuten, die ich in der Seitenklamm zugebracht habe, völlig verflüchtigt haben soll. Es ist zum wahnsinnig werden. Wie ein einfä l tiger Hund laufe ich im mondbeschienenen Sand hin und her und suche und suche, auf dem Boden und in der Luft, aber nirgends wittere ich auch nur einen Hauch. Er scheint jetzt ein Traum, etwas, das nur in meiner Einbildung ex i stiert. Schließlich gebe ich auf und trotte stromaufwärts. Vielleicht kann ich Alberts
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