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Wer ist die Coolste im ganzen Land

Titel: Wer ist die Coolste im ganzen Land
Autoren: Alexa Young
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und Halley nicht wusste, was sie darauf antworten sollte.
    Genau das war es, worüber Halley auch eine halbe Stunde später noch nachgrübelte, als sie sich eine Schüssel Müsli mit Reismilch machte, ihrem Lieblingssnack nach dem Training: Was war los? Avalon hatte sie aus heiterem Himmel angeschnauzt und sich dann noch nicht einmal dafür entschuldigt. Und das, obwohl Halley ihr noch kurz zuvor versichert hatte, wie großartig sie vor der Kamera aussehen würde!
    »Lust auf’ne Runde Tekken?«
    Halley schaute auf und sah ihren fünfzehnjährigen Bruder Tyler in der Tür zur Küche stehen.
    »Nein danke«, murmelte sie und bemerkte noch nicht einmal, dass er mal wieder wie ein absolutes NEIN! aussah. Sie hatte mehr als einmal versucht, Tyler einer gründlichen Stilberatung zu unterziehen, aber innerhalb von vierundzwanzig Stunden verwandelte er sich immer wieder in den »Vorher«-Typen zurück.

    »Okay, warte, dann lass es mich so ausdrücken: Entweder du spielst jetzt Tekken mit mir oder …«
    »Oh Mann, Tyler, such dir jemand anderen, gegen den du verlieren kannst. Ich hatte einen echt anstrengenden Tag.« Sie ließ ihren Kopf auf die weiße Marmorplatte der Kücheninsel sinken.
    Er lachte. »Na klar. Der zweite Schultag in der Achten ist ja auch so was von anstrengend.«
    Halley wusste, dass er es nicht böse meinte - Tyler war einfach nur so, wie er immer war -, aber seine Bemerkung kränkte sie trotzdem. Mit finsterem Blick sammelte sie ihre Sachen zusammen, stapfte am glänzenden, blitzblanken Viking-Herd und dem riesigen Edelstahlkühlschrank vorbei und schob Tyler durch die Rauchglas-Schwingtür ins Wohnzimmer, um an ihm vorbeizukommen.
    »Ach komm schon, Hal, das war doch nur ein kleiner Witz!« Als er versuchte, sie an ihrer Fahrradkuriertasche von Brooklyn Industries festzuhalten, wirbelte sie herum und funkelte ihn wütend an. »Bitte«, sagte er, »dann schmoll doch in deinem Zimmer vor dich hin. Wenn du so drauf bist, bist du sowieso voll ätzend.«
    Als sie in ihrem Zimmer war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, fühlte sie sich augenblicklich besser. Halleys Zimmer war der Inbegriff modernen Bohemien-Chics, was eigentlich gar nicht geplant gewesen war, sondern sich Stück für Stück - hellbrauner Sitzsack, weiße Tagesdecke mit großen orangen, türkisfarbenen und gelben Kreisen und ein weißer Egg Chair mit einem gemütlichen orangen Samtkissen - so ergeben hatte. Die drei flauschigen Teppiche, die auf dem Parkett lagen, passten farblich perfekt zu den Kreisen auf ihrer Tagesdecke, obwohl der orange schon ein bisschen abgenutzt aussah, weil er Halleys Lieblingssitzplatz
war. An den cappuccinofarbenen Wänden hingen Modestrecken aus der Vogue , In Style , W und Lucky .
    Sie ging sofort zu den Schiebetüren, die auf den kleinen gemauerten Balkon hinausführten, von dem aus man auf den Garten und auf die palastartige Villa der Greenes und das riesige Rundbogenfenster von Avalons Zimmer blickte. Doch anstatt hinauszutreten, zog Halley schnell die graubraunen Rouleaus herunter, damit niemand in ihr Zimmer schauen konnte.
    Als Nächstes verbannte sie jegliche Gedanken an Avalon aus dem Kopf und konzentrierte sich auf den guten Teil des Tages: die Begegnung mit ihrem Seelenverwandten. Wade. Sie zog ihren Skizzenblock unterm Bett hervor, setzte sich auf ihren Lieblingsteppich und schlug ihr limonengrünes, ledergebundenes Scrapbook auf. Sie blätterte durch die Seiten und sah sich eine Zeichnung nach der anderen an: Delfine, die über Wellenkronen sprangen … ein Kleid, von dem sie eines Nachts geträumt hatte … ein Surfbrett … Avalon am Strand … ein Seehund … Pucci … ein Wanderweg im Torrey-Pines-Naturschutzgebiet … ein schwarzer Minirock … eine Pilotensonnenbrille. Dann begann sie, ihre neueste Leidenschaft zu zeichnen - Wade. Halley atmete langsam aus und nahm anschließend begierig jedes Detail des Bildes in sich auf, das vor ihrem inneren Auge entstand: seine glänzenden, zu einem angedeuteten Irokesen geschnittenen Haare, der intensive Blick seiner von unverschämt dichten Wimpern umrandeten Augen, seine hohen Wangenknochen, sein markantes Kinn …
    Als sie summend die ersten Striche seines perfekten, wunderschönen Gesichts zeichnete, war sie sich sicher, dass mit Avalon bald schon wieder alles in Ordnung sein würde.
Bestimmt würde sie später rüberkommen und sich entschuldigen und danach würden sie zusammen mit Pucci Gassi gehen. Und wenn sie dann morgen früh
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