Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)
Autoren: LESLEY PEARSE
Vom Netzwerk:
auf, so herumzuschreien. Komm mit«, wandte sich John an Lucy. Seine Stimme wurde schwächer, weil er Lucy ins Wohnzimmer führte, um sich ihren Arm anzusehen.
    Tom kam in die Küche. Er blieb abrupt stehen, als er Daisy in ihren blutbefleckten Sachen sah. »Was war denn los?«
    »Sie hat mich ins Gesicht geschlagen. Aus heiterem Himmel«, antwortete sie schwach. »Hab ich ihr wirklich wehgetan? Das wollte ich nicht. Ich hab das Messer nur genommen, weil ich dachte, sie würde noch mal zuschlagen. Und als ich an ihr vorbei aus der Küche wollte, hat sie mich an den Haaren zurückgerissen.«
    »Dad sieht sich die Wunde an. Was ist nur in euch gefahren? Reicht es nicht, dass heute Mums Beerdigung war?«
    Diese scharfe Zurechtweisung sah Tom, an dem normalerweise alles abprallte, gar nicht ähnlich. Er war ein ruhiger Typ, der sich eher zurückhielt.
    »Sie hat angefangen«, beharrte Daisy. »Es geschieht ihr ganz recht, wenn sie sich verletzt hat. Sie hat gesagt, ich soll mich verpissen und zu Joel ziehen. Für euch wäre ich das Allerletzte, hat sie gemeint.«
    »Ich fahr Lucy ins Krankenhaus. Die Wunde muss versorgt werden«, rief ihr Vater im Flur. »Wir sprechen uns später, Daisy«, fügte er unheilvoll hinzu. Die Haustür fiel krachend hinter ihm ins Schloss.
    »Ich wollte sie nicht verletzen.« Daisy schaute Tom flehentlich an. »Sie ist so ein Miststück, Tom. Ich wette, sie lügt Dad die Hucke voll.«
    Tom schwieg. Sie wusste nicht, ob er ihr glaubte. Er ging zum Kühlschrank, nahm Eis aus dem Tiefkühlfach und drückte es an Daisys Nase, um die Blutung zu stillen.
    Daisy schilderte ihm unterdessen in allen Einzelheiten, was vorgefallen war, aber Tom schien sie dennoch für die Hauptverantwortliche zu halten. »Warum hast du dich überhaupt auf einen Streit eingelassen?« Sein sonst so heiteres Gesicht war vor Sorge ganz verzerrt. »Du kennst sie doch.«
    »Soll ich es etwa hinnehmen, dass sie mich so beleidigt? Kein Mensch könnte das. Kannst du dir vorstellen, wie weh das tut, als Kuckucksei bezeichnet zu werden? Seht ihr mich wirklich so, Tom? Stimmt es, was sie gesagt hat, dass ich für euch das Allerletzte bin?«
    »Unsinn«, antwortete er und schüttelte den Kopf. »Lucy war bloß eifersüchtig, weil sich heute alles um dich gedreht hat und jeder deine Kuchen und Puddings lobte, dir Komplimente machte, weil du das Haus so gut in Schuss gehalten hast und weil es für Mum ein großer Trost gewesen sein muss, dass du sie gepflegt hast. Lucy war gekränkt, weil sie kein Lob bekommen hat.«
    »Sie hat auch keins verdient«, erwiderte Daisy trocken. »Ich hab mich nicht darum gerissen, alles allein zu machen. Du weißt selbst, dass Lucy mir nie geholfen hat. Ich bin über Mums Tod genauso erschüttert wie alle anderen, doch ich konnte nicht einfach rumhocken und Trübsal blasen. Jemand musste sich ja um alles kümmern.«
    Tom sah sie mit jenem verzweifelten Ausdruck an, den sie von ihrem Vater kannte. John ging Konfrontationen möglichst aus dem Weg, er hasste es, für jemanden Partei zu ergreifen. »Deine Nase ist ganz schön geschwollen«, stellte Tom fest. Es klang wie ein Vorwand, um das Thema zu wechseln. »Ich hol dir noch einen Brandy. Vielleicht solltest du besser ins Bett gehen.«
    Daisy, die seit sechs Uhr auf den Beinen war und gekocht und gebacken hatte, sehnte sich tatsächlich nach ihrem Bett. Sie war völlig erledigt. »Okay, aber dann erzähl Dad bitte meine Version, wenn er nach Hause kommt. Machst du das für mich?«
    Tom nickte.
    »Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich ausziehen würde.«
    Er sah sie einen Augenblick schweigend an.
    »Das denkst du doch auch, nicht wahr?« Sie fühlte, wie ihr die Tränen kamen.
    »Ich weiß es nicht, Daisy«, erwiderte er müde und fuhr sich zerstreut durchs Haar. »Aber eins weiß ich: Ich habs satt, immer zwischen zwei Stühlen zu sitzen.«

2. Kapitel
     
    D aisy wachte auf, weil Fred zu ihr ins Bett sprang und ihr das Gesicht leckte.
    »Lass das, Fred«, murmelte sie schlaftrunken und zog sich die Decke über den Kopf. Doch Fred steckte unbeeindruckt die Schnauze unter die Bettdecke, und plötzlich war Daisy hellwach. Die Ereignisse vom Vorabend fielen ihr wieder ein.
    Sie hatte gehört, wie Dad und Lucy gegen halb elf nach Hause gekommen waren. Aber sie hatten sich gleich zu Tom ins Wohnzimmer gesetzt und die Tür hinter sich geschlossen. Irgendjemand musste später heraufgekommen sein, nach ihr gesehen und die Tür nicht richtig ins Schloss gezogen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher