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Wenn die Liebe erblueht - Im Rosengarten der Liebe

Titel: Wenn die Liebe erblueht - Im Rosengarten der Liebe
Autoren: Penny Jordan
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Verzweiflung zu bezwingen: Sie flüchtete sich in ihre Arbeit bis an die Grenzen der körperlichen und geistigen Erschöpfung, um nicht an jene schreckliche Wahrheit denken zu müssen, die sie mit ihrem Verstand begriff, aber mit dem Herzen nicht akzeptieren wollte.
    Es war schon fast ein Uhr nachts, als sie, zum Umfallen müde, ihren Computer ausschaltete. Wenn sie es jetzt nicht gut sein ließ, würde sie noch am Schreibtisch einschlafen.
    Sie hatte Louise einmal gestanden, dass es für sie ein großes Glück war, eine Agentur gefunden zu haben, die ihr genügend Aufträge lieferte, dass sie sich damit über Wasser halten konnte. Aber Louise hatte sie sofort verbessert: „Nein, ich bin es, die Glück hat, weil ich auf eine so hoch qualifizierte und fleißige Mitarbeiterin zurückgreifen kann. Und falls du irgendwann doch wieder eine dauerhafte Anstellung suchst, zögere bitte nicht, dich an mich zu wenden.“
    Louise, die für sie zu einer Freundin und Vertrauten geworden war, zählte auch zu dem eng begrenzten Kreis der Leute, die wussten, warum Geraldine von London fortgegangen war. Daneben waren nur noch der Arzt, das Hospizpersonal und die Frau des Farmers, die ihre nächste Nachbarin war, eingeweiht. In den wenigen Monaten, bevor Tante May in das Hospiz wechseln musste, hatte die Farmersfrau sie regelmäßig im Cottage besucht, um frische Eier und Gemüse vorbeizubringen und mit Tante May zu plaudern. Ansonsten gab es kaum Kontakte, denn Tante May war ein eher zurückhaltender Mensch und hatte Geraldine auch so erzogen, außerdem …
    Geraldine lehnte sich in ihrem Schreibtischsessel zurück und rieb sich müde die Augen, die von der stundenlangen Bildschirmarbeit schmerzten. Wenn sie ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass sie auch deshalb so ungern mit anderen über die Krankheit ihrer Tante sprach, weil sie auf diese Weise das Gefühl hatte, die Bedrohung, die diese Krankheit darstellte, fernzuhalten. Genau genommen kam dies einer Verleugnung gleich. War es nicht das, was sie tat? Verdrängte sie nicht die zwingenden Konsequenzen, indem sie die Existenz der Krankheit schlichtweg zu leugnen versuchte? War es ihr deshalb lieber, dass jemand wie Mitch Fletcher von ihr glaubte, sie habe eine Affäre mit einem verheirateten Mann, anstatt die Wahrheit einzugestehen?
    Schön, mochte sie in dieser Hinsicht ein psychologisches Problem haben, so hatte Mitch Fletcher jedenfalls auch eines. Wie hätte er sonst so vorschnell und nur auf Grund gewisser Besonderheiten in ihren Lebensumständen zu einer derart irrigen Schlussfolgerung über ihre Person gelangen können? Die traumatische Erfahrung aus seiner Kindheit musste einen sehr tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen haben … ähnlich wie bei ihr, die sie von der tief verwurzelten Angst beseelt war, allein gelassen zu werden. Wehrte sie sich deshalb so verzweifelt dagegen, ihre Tante zu verlieren? Dachte sie nicht vielleicht zu sehr an sich und zu wenig an ihre Tante?

    Geraldine fröstelte und legte die Arme um ihren Oberkörper, als könne sie so die düsteren Gedanken abwehren. Es war spät, sie war müde, allein und litt immer noch unter den Nachwirkungen von Mitch Fletchers Besuch, der ihre Gefühle so aufgewühlt hatte.
    Mitch Fletcher. Geraldine stand langsam auf und unterdrückte ein Gähnen. Sie hätte seinen Scheck nicht annehmen dürfen. Stattdessen hätte sie standhaft bleiben und ihm sagen müssen, dass sie keinen Untermieter mehr wolle. Das wäre natürlich nicht wahr gewesen. Zwar wollte sie keinen Untermieter, aber sie brauchte einen, weil sie auf die zusätzliche Einnahme angewiesen war. Mitch Fletcher war allerdings der Letzte, den sie sich als Untermieter gewünscht hätte, und sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass er sich ihrer Ablehnung restlos bewusst war. Trotz des gewinnenden Charmes und der Freundlichkeit, die er bei ihrem ersten kleinen Zusammenstoß bewiesen hatte, spürte Geraldine, dass sich hinter dieser unkomplizierten Fassade harte Zielstrebigkeit und ein eiserner Wille verbargen. Ein Schauer jagte ihr über den Rücken, und sie wusste, dass nicht die kühle Nachtluft in ihrem Schlafzimmer der Grund dafür war.
    Als sie sich endlich hundemüde in ihrem Bett ausstreckte, fiel ihr plötzlich ein, dass sie Tante May gar nichts von Mitch Fletcher erzählt hatte. Morgen, sie würde es
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