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Wen das Grab ruft

Wen das Grab ruft

Titel: Wen das Grab ruft
Autoren: Jason Dark
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gekniet und ihn untersucht. »Seine Haut ist kalt«, berichtete er. »Als wäre er schon tagelang nicht mehr am Leben. Ich kann mir das auch nicht erklären.«
    »Und mir kommt es vor, als hätte man ihm eine zweite Haut übergezogen«, meinte Bill.
    Damit war ich nicht einverstanden. »Die Haut des Monsters?«
    »Ja.«
    »Glaube ich nicht. Er hätte auch mit einer zweiten Haut nicht fliegen können.« Ich schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Bill. So einfach, wie du dir das gedacht hast, liegt der Fall nicht. Ich habe eher das Gefühl, dass wir noch eine Menge Rätsel aufbekommen. Natürlich mit dein dazugehörigen Ärger.«
    Suko stellte sich wieder zu uns. »Mein Vorschlag: Wir sollten fahren und die Leiche abholen lassen.«
    »Willst du in dieser Nacht schon mit der Suche anfangen?« fragte der Reporter.
    »Das wäre gut.«
    »Wo hat Burton gewohnt?« fragte ich Bill.
    »Keine Ahnung. Das kann ich leicht erfahren. Ich brauche nur in der Redaktion des Blattes anzurufen.«
    »Haben die Nachtschicht?«
    »Leider nicht.«
    »Dann kriegen wir es heraus.« Mit diesen Worten wandte ich mich ab und steuerte den schmalen Trampelpfad an. Wir hatten den Wagen dort abgestellt, wo der Pfad in eine normale Straße mündet. Das Fahren bis hin zum Ziel wollte ich dem Bentley nicht zumuten. Bill und Suko folgten mir. Der Reporter redete ohne Unterlass. Er war von uns dreien derjenige, der am wenigsten begriff. Aus seinen Worten sprach die Sorge, die er sich um Linus Burton trotz allem noch machte, denn das Rätsel, das über seinem Tod lag, war für uns unbegreifbar. Ich öffnete drei Türen des Bentley, stieg selbst ein und hatte kaum Platz genommen, als der Wind ein fernes Geräusch an meine Ohren trug. Es war das leise Heulen von Polizeisirenen…
    ***
    Ellen Long hatte sich nie für Waffen interessiert. Sie hasste all das, was mit Schießen, Morden und Töten zusammenhing, aber sie wusste, dass eine Handgranate nicht sofort detonierte und erst einige Sekunden benötigte, um ihre Sprengkraft zu entfalten.
    Die Zeit blieb ihr also!
    Ellen wunderte sich selbst darüber, wie logisch und nüchtern sie noch überlegen konnte, obwohl ihre nachfolgenden Handlungen allein von der Angst geleitet wurden.
    Sie hatte auch den Aufschlag des Hölleneis vernommen. Dieses Geräusch war so etwas wie eine Initialzündung gewesen. Zuerst dachte sie an ihre Kinder. Ohne sich eigentlich selbst darüber bewusst zu werden, packte sie die Zwillinge. Sie schlug ihre Hände jeweils gegen die Hälse der Jungen, so dass die Finger schon wirkten wie die Krallen von Raubvögeln.
    Dann schleuderte sie die Kinder durch die offene Tür in die Küche hinein und damit weg aus der unmittelbaren Gefahrenzone. Sie folgte den Kindern einen Lidschlag später, hatte dabei noch die Zeit, um in das widerliche Gesicht des Unheimliches zu schauen.
    Die veränderte untere Hälfte leuchtete knochenbleich. Der Mund war zu einem breiten Grinsen verzogen. Fauliger Geruch strömte ihr aus dem Maul entgegen, dann schlug sie schon mit der Schulter auf, hörte das Weinen der beiden Kinder und wusste, dass sie sich in der Küche befand.
    Mit den Füßen trat sie die Tür zu. Kaum war diese ins Schloss gefallen, als die Handgranate explodierte. Ein gewaltiges Krachen erfüllte das Haus. Die Frau hatte das Gefühl, als würden die Wände aus ihrem Halt gerissen. Kevin begann zu schreien, während Frank angsterfüllt auf dem Boden hockte und bleich wie Kalk war.
    Im Flur polterte etwas zu Boden. Auch jagte der Luftdruck in die Küche hinein, die Tür wurde von ihm förmlich aus den Angeln gefetzt, aber sie hatte schon einiges abgehalten, so dass den Menschen nichts geschah und nur Gegenstände von einem Regal kippten, die mit scheppernden Geräuschen auf der Metallspüle landeten und von dort zu Boden fielen. Ansonsten passierte nichts.
    Die Frau dankte dem Herrgott, dass das Haus so stabil gebaut worden war. Aber noch war der unheimliche Besucher nicht fertig. Ellen Long erinnerte sich daran, dass der andere weitere Handgranaten am Gürtel trug, die Sprengkraft genug besaßen, um das gesamte Haus zu zerstören. Und davor hatte sie Angst.
    Wie es vor der Tür im Gang aussah, wusste sie nicht. Sie roch nur den Staub, der durch die Türöffnung quoll. Er kam in Schwaden, wirkte wie ein unheimlicher Nebel, und die Tür war nicht ganz zu Boden gefallen, sie hing schief in den Angeln.
    Den Zwillingen war auch nichts passiert. Sie hatten nur einen Schock bekommen und begannen zu weinen.
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