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Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde

Titel: Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde
Autoren: Mark Brandis
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Lichtung schien auf einmal in Bewegung geraten zu sein. Riesigen Fledermäusen mit blaßblauen Augen gleich, kamen die Fliegenden Löwen über die Felsen geschwebt, um sich dann, in einer Höhe von fünfzig Metern über dem Grund, zu einer kreisförmigen Formation zu vereinen.
    Ich versuchte, sie zu zählen. Ich kam bis siebenunddreißig, dann gab ich auf. Es waren zu viele.
    „Achtung!“
    Ich flüsterte es in die Tiefe meines verriegelten Helmes hinein, und aus der Tiefe des Helmes kam auch die Antwort.
    „Roger, Sir.“ Das war Lieutenant Stroganow: knapp und bündig.
    „Viel Glück, Sir.“ Das war Lieutenant Xuma: beherrscht und ruhig.
    Der Kreis, der sich über der Lichtung gebildet hatte, begann zu rotieren und senkte sich tiefer. Die Samurai-Gewehre der Fliegenden Löwen traten in Aktion; mit ihren todbringenden bleichen Spinnenfingern tasteten sie lautlos das kleine Tal ab.
    Mein Gedächtnis fotografierte: - Lieutenant Stroganow steht aufrecht hinter einem Felsen, der ihm notdürftigen Schutz gewährt. Sein rechter Arm mit der Waffe schwingt auf und ab… auf und ab… - Lieutenant Xuma kniet neben einem verdorrten Baum und stützt seinen rechten Arm mit der linken Hand ab; auch er feuert… - und all das, so gespenstisch und unwirklich es auch wirkt, ist blutiger Ernst. Die KL-Waffen taten ihre Schuldigkeit; der Kreis begann sich zu lichten. Aber was besagte das schon?
    Dreißig Meter höher formierte sich bereits ein nächster Kreis aus Fliegenden Löwen zum makabren Totentanz.
    Die beiden Lieutenants kämpften auf verlorenem Posten. Die bleichen Spinnenfinger woben um sie ihr auswegloses Netz.
    Über den Bergen ging der Mond auf.
    Ich warf den Kopf in den Nacken und suchte mit den Blicken den Himmel ab. Es dauerte eine Weile, bis ich meiner Sache sicher war. Wie ein mittelalterlicher Feldherr schwebte hoch über dem Schlachtfeld eine einsame Fledermaus; das blaßblaue Auge rührte sich nicht.
    Ein letztes Mal zog ich die Gurte zurecht, die den erbeuteten Firechair auf meine Schultern preßten. Meine Hand fand und berührte den Anlasser, und das Gerät erwachte mit hohlem Zischen zum Leben. Es war ebenso primitiv wie narrensicher; auf Komfort wurde in den VOR, dem Herstellerland, ohnehin nicht viel Wert gelegt: der Leerlauf war schüttelnd wie bei einem vorsintflutlichen Traktor. Ich zog am runden Knauf des Regulators - und hinter mir leuchtete es blaßblau auf, während das Gerät mich mit einem harten, schmerzhaften Ruck in die Höhe riß.
    Alle möglichen Typen von Skyridern hatte ich in meinem Leben durchprobiert: ein Firechair war nicht darunter gewesen. Er war heimtückisch, bösartig und unberechenbar wie ein verstocktes Muli.
    Ich schwebte über die Lichtung hinaus, sah flüchtig ein mir zugewandtes weißgekalktes Gesicht - und noch bevor sich der Fliegende Löwe von seiner Überraschung erholt hatte, stieg ich steil himmelwärts.
    Ich stieg zu steil und zu schnell: wie ein Pfeil, der von der Sehne schnellt. Ein paar bange Sekunden lang bekam ich keine Luft; vor meinen Augen verflossen, verschwammen die Konturen; mein ganzer Leib schien in Watte gepackt zu sein. Ein letzter kläglicher Rest von Verstand schrie mir zu, was geschah: Ich war im Begriff, das Bewußtsein zu verlieren.
    Irgendwie erhaschte ich den Regulator - und aus dem pfeilartigen Sturz nach oben wurde ein kontrolliertes Steigen. Ich atmete tief durch. Die Sinne stellten sich wieder ein.
    Ein rascher Blick nach unten: das zuckende Netz, das über die Lichtung gebreitet lag, zog sich zusammen. Wie lange mochten die beiden Lieutenants noch standhalten? Sobald die Fliegenden Löwen ihres verlustreichen Ritualtanzes überdrüssig wurden und dazu übergingen, Scharfschützen einzusetzen - spätestens dann war alles entschieden.
    Ein Blick nach oben: die einsame Fledermaus hatte mich erspäht und machte eine fragende Gebärde. Wie ich erhofft hatte, hielt sie mich für einen versprengten Krieger.
    Als ich mit ihr auf gleicher Höhe war, schwenkte ich ein und zog die Pistole.
    Im gleichen Augenblick hob auch John Malembo das schwere Samurai-Gewehr. Er hatte mich erkannt.
    Der Häuptling und Medizinmann der Fliegenden Löwen verlor keine Sekunde lang seinen Stolz und seine Würde. Furcht zu empfinden, war ihm fremd.
    „Commander Brandis“ - seine Stimme dröhnte - „ich habe Sie gewarnt!“
    Ich hatte ihn im Visier - aber noch zögerte ich abzudrücken. Irgend etwas hielt mich davor zurück: die Scheu des Zivilisierten vor der
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