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Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Titel: Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri
Autoren: Mark Brandis
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Sabotage - wahrscheinlich im Auftrag unserer asiatischen Konkurrenz. Ein Ingenieur von VEGA-Luna steckt dahinter, ein gewisser Tony Richardson. Er fühlte sich übergangen und benachteiligt, das jedenfalls führt er als Begründung an. Er wurde vor wenigen Augenblicken verhaftet. Die Testflüge werden mit sofortiger Wirkung eingestellt. Mehr gibt es dazu vorerst nicht zu sagen. Bleibt noch die Frage, ob ich selbst Espiritu Santu benachrichtige - oder ob Sie das übernehmen wollen. Kommen!«
    Ich fühlte mich ausgelaugt. Acht Tote hatte das Projekt gekostet, neun, wenn man Vidal zu den Opfern hinzuzählte, und alles das wäre zu vermeiden gewesen, wenn es da nicht eine käufliche, pflicht- und ehrvergessene Kreatur gegeben hätte.
    Ich dachte an meine Männer, die an diesem Projekt gearbeitet hatten, die lebenden wie die toten, und etwas in mir sagte mir, daß sie es aus meinem Munde erfahren sollten.
    »Roger, Sir. Ich übernehme das.«
    »Sehr gut, Brandis, das ist ganz in meinem Sinn. Auf ein Wiedersehen in Metropolis. Und Ende.«
    Harris schaltete sich aus - und bevor ich noch dazu kam, einen klaren Gedanken zu fassen, schlug das Radar erneut Alarm.
    Diesmal geriet ich mitten hinein. Der Schwarm erfaßte das Schiff und schüttelte es durch. Ich durchlebte ein paar bange Sekunden, dann war der Spuk vorbei.
    Alle Anzeigen waren unverändert normal. Das Schiff hatte keinen Schaden genommen. Offenbar hatte es sich nur um astralen Staub gehandelt, mit dem ich kollidiert war.
    Ich ging auf die Frequenz von Kolibri-Tower und drückte die Taste.
    »Nummer Vierzehn ruft dringend Kolibri -Tower! Kommen!«
    Kolibri -Tower gab keine Antwort. Ein zweites und drittes Mal versuchte ich, die Verbindung herzustellen - dann erst fiel mir auf, daß aus dem Lautsprecher kein Rauschen und Knistern mehr kam.
    Kolibri -Tower konnte mich nicht hören. Ganz so unbeschadet, wie ich eben noch vermutet hatte, war meine Nummer Vierzehn doch nicht davongekommen. Die Antennenanlage war zerstört. Weder Kolibri -Tower noch VEGA-Luna, noch VEGA-Metropolis empfingen meinen Ruf.
    Die Situation enthielt nichts Bedrohliches. Das Schiff war weiterhin voll flugtüchtig - und akustische oder automatische Landehilfe brauchte ich auf Espiritu Santu nicht in Anspruch zu nehmen.
    Das einzige Übel bestand darin, daß ich nicht mehr in der Lage war, den Projektabbruch - wie mit Harris vereinbart - bekanntzugeben, aber auf die zwei Stunden, die mich noch von der Landung trennten, kam es nach all den Wochen auch nicht mehr an. Allenfalls hätte ich Grischa Romen noch zurückholen können. Mit seiner Nummer Sieben mußte er sich um diese Zeit bereits auf Sollposition befinden. Oder? Ich berichtigte mich. Wahrscheinlich beendete er gerade die submarine Flugphase.
    Nun erst begriff ich die ganze Tragweite dessen, was mir Harris mitgeteilt hatte - und ich fühlte mich hin und her gerissen zwischen Empörung und Erleichterung. Aber auch etwas wie Stolz stellte sich ein.
    Wie dem auch war, meine Männer und ich hatten den Beweis erbracht, daß der Kolibri ein ausgereiftes Schiff war. Die Arbeit war nicht umsonst gewesen. Der Schlüssel zu einer neuen Galaxis konnte guten Gewissens übergeben werden.
    Der Rest war Sache der Gerichte.
    War es wirklich nur gekränkte Eitelkeit, was diesen Tony Ri-chardson getrieben hatte? Hatte er nicht vielleicht für Geld seine Seele verkauft - oder war er einer von diesen politischen Wirrköpfen, wie es sie zu allen Zeiten gegeben hatte: krankhafte Idealisten, die das wahre Heil immer jenseits der eigenen Grenzen suchten? Die Geschichte der Menschheit war voller Beispiele dafür.
    Zum erstenmal, seitdem ich einen Kolibri flog, ging ich nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre nicht auf Sollposition, wozu nach der Einstellung der Versuche keinerlei Anlaß mehr bestand, sondern nahm unverzüglich Kurs auf Espiriti Santu.
    Der Anblick des Ozeans, über den ich dahinzog, löste keinerlei verdrängte Ängste mehr aus. Unter seinem glatten, heiteren Spiegel lauerten auf mich heute keine Gefahren.
    Der Landeplatz tauchte auf. Die Nummer Vierzehn beschrieb eine Spirale und tauchte ein in eine Wolke aus Staub. Ich stellte das Triebwerk ab, schaltete alle Aggregate auf Null, löste mich aus meinen Gurten und ging von Bord.
    Meine Landung war bemerkt worden. Ein Transporter, gelenkt von einem der neuen Piloten, hielt auf mich zu.
    Ich sah ihm entgegen, ließ mir die frische Brise ins Gesicht wehen und atmete den Geruch der See in mich ein. Der
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