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Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Titel: Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri
Autoren: Mark Brandis
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das ganze Geheimnis. Oder ist es wem lieber, daß ich es Vorbestimmung nenne? Meinetwegen, reden wir von der Vorbestimmung. Ich zum Beispiel bin davon nicht betroffen, und ich kann das sogar beweisen. Da war die Sache mit der Nummer Zwei. Ein schönes Schiff, ein gutes Schiff - nur eben, seine Uhr war abgelaufen. Aber wer saß am Steuer, als es passierte? Etwa Henri Vidal? Kein Stück!«
    Weiter ließ ich ihn nicht kommen. Er hatte genug dummes Zeug geredet.
    »Vidal«, sagte ich scharf, »das genügt! Halten Sie den Mund und verdrücken Sie sich in Ihr Quartier. Sie auch, Jordan!«
    Ich wandte mich den neuen Piloten zu.
    »Ich bin der Projektleiter, Commander Brandis. Ich hoffe, wir werden gut miteinander arbeiten. Diesen kleinen Vorfall hier wollen wir mit Stillschweigen übergehen. Machen Sie sich’s bequem - ich habe gleich Zeit für Sie!«
    Ich sprach zu ihnen, aber ich merkte, daß sie mir nicht zuhörten. Etwas, was hinter meinem Rücken vorging, fesselte ihre Aufmerksamkeit.
    Als ich mich umdrehte, sah ich, was es war. Vidal zielte mit seinem Revolver auf mich.
    »Sir«, sagte er, »Sie haben mich unterbrochen. Wir sollten über das, was ich gesagt habe, diskutieren.«
    Ich rührte mich nicht. Vidal mochte scherzen, und sein Revolver war ein museumsreifes Stück, aber in der Hand eines Betrunkenen wurde er zu einem gefährlichen Instrument.
    »Vidal«, sagte ich, »Sie vergessen sich!«
    Vidals Hand wurde schwer. Mit dem Ellbogen fegte er einen Teil der Flaschen und Gläser vom Tisch und stützte sich dann auf. Der Revolver zielte weiter auf meine Brust.
    »Sie glauben mir nicht? Wir können es ausprobieren, Commander. Ich brauche nur einen Finger zu bewegen, dann wird es sich entscheiden, ob auch Sie zu den Glückhaften gehören.«
    Vidal wußte nicht mehr, was er tat. Ich blickte hinüber zu Jordan, um dessen Mund ein amüsiertes Lächeln schwebte.
    »Wieviel hat er getrunken?«
    Jordan zuckte mit den Schultern.
    »Genug, würde ich sagen, Sir. Wir analysierten den Fall Burowski. Warum hatten Sie Glück, er nicht? Eine interessante Frage.«
    Jordan schien nicht gewillt zu sein einzugreifen. Entweder war auch er betrunken, oder aber er hatte beschlossen, neutral zu bleiben. Ein Mann ohne Gefühle. Traf es zu, was Romen über ihn gesagt hatte? Er mit seiner Gehirnprothese, Vidal mit seinem verdammten Tick! Gab es in diesem ganzen Camp nicht einen einzigen normalen Menschen mehr?
    »Sie sitzen in der Falle, Commander!« sagte Vidal. »Sie sind verunsichert. Sie fragen sich, wie das wohl ausgehen mag, wenn Sie jetzt Ihrer Regung nachgeben und versuchen, mir den Revolver aus der Hand zu nehmen. Kommen Sie - versuchen Sie Ihr Glück!«
    Romen erschien in meinem Blickfeld. Langsam, mit ausgestreckter Hand, bewegte er sich auf Vidal zu. Vidal bemerkte es und sagte:
    »Sie halten sich da ‘raus, Zigeuner! Kehren Sie heim zu Ihrer Mundharmonika! Mir scheint, damit sind Sie ganz gut bedient. Auf jeden Fall sind auch Sie ein zählebiger Kerl.«
    Romen ließ die Hand sinken und trat einen Schritt zurück. Sein auf mich gerichteter Blick bat um Verzeihung.
    »Vidal«, sagte ich, »ich würde vorschlagen, daß wir diese Diskussion auf morgen verschieben. Dies ist weder der geeignete Zeitpunkt noch der richtige Ort.«
    Mein Mund war trocken.
    Im Grunde war es eine lächerliche Situation. Im Zeitalter der Laserwaffen und des Kalten Lichts ließ ich mich von einem rostigen Stück Eisen in Schach halten, das allenfalls noch Sammlerwert besaß.
    Vidal schüttelte den Kopf.
    »Wir wollen wetten, Commander«, sagte er. »Ich behaupte: wenn ich jetzt abdrücke, sind Sie ein toter Mann. Warum? Weil Sie sich weigern, an das Glück zu glauben.«
    Einen Atemzug lang fürchtete ich tatsächlich, er würde schießen.
    Wie immer die Sache ausgehen würde, sagte ich mir, Henri Vidals Tage in diesem Camp waren gezählt. Mochte er andernorts den schneidigen Kavallerieoffizier spielen, der sich im Jahrhundert geirrt hatte! Ich konnte ihn nicht länger brauchen.
    Vidal lachte auf einmal auf und setzte sich den Revolver an die Schläfe.
    »Sehen Sie, Sir? Ich glaube an das Glück - und darum ist es mir treu.«
    Seine Augen verrieten, daß er nicht scherzte.
    »Schluß mit dem Unsinn!« sagte ich. »Sie haben mich überzeugt. Beenden Sie die Vorstellung, bevor es ein Unglück gibt!«
    Vidal ließ kurz den Revolver sinken, blickte stirnrunzelnd in die Mündung und setzte ihn dann wieder an die Schläfe.
    »O nein, Commander«, sagte er. »Sie
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