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Welten-Reise

Titel: Welten-Reise
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Grey. »Weil es leer ist, ist es nicht einmal verschlossen.« Er verließ seine Wohnung, überquerte den Flur und öffnete die gegenüberliegende Tür.
    Gleich vorne im Apartment stand ein Mädchen. Sie war sehr hübsch. Ihre braunen Haare waren mit einem zierlichen Band z u rückgebunden, und auch sonst schien alles am rechten Platz zu sein. »Oh, sind Sie der Hausmeister?« fragte sie. »Die Heizung scheint nicht zu…«
    Grey schluckte seine Überraschung herunter. Er hatte keine A h nung davon gehabt, daß jemand Neues eingezogen war. »Oh, es gibt einen Schalter an der Rückseite… ich zeige es Ihnen… ich bin nicht der Hausmeister, nur der Nachbar von gegenüber. Ich me i ne…« Er bezwang seine Verwirrung, ging zur Heizung und drüc k te den Knopf. »Nun wird sie funktionieren. So soll nur verhindert werden, daß sie aus Versehen angeschaltet wird.«
    »Oh, vielen Dank!« rief das Mädchen freudig aus. »Sie sind so hilfsbereit! Wie heißen Sie?«
    »Äh, Grey. Grey Murphy. Ich… ich gehe zum städtischen Co l lege und…«
    »Oh, wie nett! Ich gehe auch dorthin. Ich heiße Agenda.«
    Er glotzte sie an. »Agenda?«
    »Agenda Andrews. Wie nett, hier so schnell einen Freund zu fi n den!«
    »Einen Freund?« Er war noch immer durch die Übereinsti m mung der Namen verwirrt, hatte er doch nur diesen einen aus der Liste des Wurms gewählt!
    »Oder bist du das nicht?« fragte sie, auf nette Weise beunruhigt.
    »Oh, äh, natürlich! Der freundlichste von allen! Ich wollte nur…«
    »Wollen wir nicht zusammen Essen gehen? Ich bin sicher, du kennst die besten Lokale am Platz.«
    Ein anderer Abgrund tat sich auf. »Äh, sicher, aber…«
    »Natürlich mit getrennter Rechnung. Ich würde nicht wagen, mich aufzudrängen…«
    Es blieb peinlich. Er war pleite, bis sein nächster wöchentlicher Scheck von zu Hause kam. »Ich, äh…«
    »Andererseits, laß uns doch zu Hause essen«, schlug sie lächelnd vor. »Zufällig habe ich etwas vorrätig.«
    »Oh, ich habe noch eine halbe Dose Bohnen…«
    »Nicht nötig.« Sie machte sich emsig über das Küchenbord her, welches sie anscheinend gerade aufgefüllt hatte. »Was möchtest du? Ich habe Auberginen, Brot, Corned beef, Dauerwurst, Erbsen, Fisch…«
    »Oh, Brot und Corned beef wäre toll.« Sie hatte ihr Regal nach dem Alphabet geordnet.
    So geschah es, daß sie ein schönes Mahl aus Cornedbeef-Broten zu sich nahmen. Bevor er es merkte, hatte er eine Freundin, und diese hatte sofort sein gesamtes Leben umgekrempelt. Für ein paar Tage war dies ja großartig, aber dann ging es ihm auf die Nerven. Agenda orientierte sich in allen Dingen nach Zahlen oder noch eher nach dem Alphabet. Grey jedoch war eher einer von den u n ordentlichen jungen Männern. Er mochte es nicht, wenn es in se i nem Leben nach Plan und Uhrzeit ging.
    Außerdem war offensichtlich, daß Agendas Vorkehrungen eine bestimmte Entwicklung nahmen. Zuerst hatten sie beide nur ein ungezwungenes Essen. Dann hatten sie eines von der förmlicheren Sorte. Danach hatten sie eine Verabredung: ein drittklassiger Film, bei dem sie Händchen hielten. Beim nächsten Mal küßten sie sich. Und dann legte sie einen Termin für ihn fest, wann er ihre Eltern kennenlernen sollte.
    Er erkannte, daß er sich in einer gut organisierten Tretmühle mit Ausrichtung auf Heirat und einem völlig durchschnittlichen Leben befand. Er mochte Agenda, aber er war nicht bereit, eine derartige Verpflichtung einzugehen. Er versuchte die Bahnen des Alltagsl e bens zu verlassen, und das würde mit ihr unmöglich sein.
    »Verdammt!« murrte er leise vor sich hin.
    HAST DU EIN PROBLEM? erkundigte sich der Computer auf dem Schirm. Das Gerät war nun immer eingeschaltet. Als er es, nachdem er das Wurmprogramm installiert hatte, abschalten wol l te, hatte der Computer derart logisch protestiert, daß er schließlich nachgab und ihn anließ. Wie es schien, war Grey auch in punkto Mutterwitz wohl kaum mehr als durchschnittlich.
    »Nun ja«, gestand er. »Jetzt habe ich diese Freundin, und sie ist nett, aber sie ist so überordentlich, daß ich es nicht aushalten kann. Und nun…«
    MÖCHTEST DU EIN ANDERES MÄDCHEN?
    »Nun ja, ich trau mich kaum, es zu sagen, aber…«
    WÄHLE: ALIMENTA, ANOREXIA, BEZOAR, BULIMIA, CATHARSIA, CONCEPTIONA…
    »Anorexia!« unterbrach er. Er wußte Besseres, als sich mit einem Mädchen einzulassen, das Alimenta hieß! Natürlich konnte es sein, daß der Name überhaupt nichts bedeutete, aber warum ein Risiko
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