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Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Autoren: Der Kriegsgott
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Tomanâk gezwungen sein sollte, auf
einem so ordinären Schiff zu reisen, doch er unterdrückte den Im
puls rasch. Ein wahrer Ritter ging dorthin, wohin Ehre und Pflicht
seinem Gott gegenüber ihn führten, und die Anwesenheit eines Pa
ladins warf den Schatten Tomanâks selbst auf das unattraktivste
Schiff.
    Beruhigt von diesem Gedanken beschleunigte er seine Schritte und
straffte die Schultern, als sich die schlicht gekleideten Hafenarbeiter
umdrehten und ihn bewundernd anstarrten. Solche Reaktionen war
er gewohnt. Er neigte den Kopf genau im richtigen Winkel, genug,
um ihre Bewunderung zu quittieren, nicht aber so weit, dass er
übermäßig beeindruckt davon gewirkt hätte, und schritt weiter zur
Laufplanke.
    »Bei allen Göttern!« murmelte Brandark, als der herausgeputzte
Jüngling näher kam. »Glaubst du, Tomanâk würde sich sehr aufre
gen, wenn wir diesen Geck ein paar Minuten ins Hafenbecken tun
ken? Ich ziehe ihn auch wieder heraus, versprochen!«
    »Nun hör dir das an!« antwortete Bahzell. »Der da könnte dir si
cher ein paar Dinge über vornehme Kleidung beibringen, Brandark,
alter Freund.«
    »Dieser Pfau?« Brandark schnaubte. »Nun sind wir schon so lange
zusammen, und du weißt die Eleganz, den zurückhaltenden Stil,
den Schnitt und die sorgfältig ausgesuchten Stoffe meiner Gardero
be immer noch nicht zu schätzen?« Er fuhr mit einer eleganten
Handbewegung über seine schäbige Kleidung und schüttelte traurig
den Kopf. »Sich Juwelen ans Hemd nähen, das kann jeder, du unge
hobelter Barbar. Aber es bedeutet noch lange nicht, dass er deshalb
auch Geschmack hat! Außerdem muss ich ihn vielleicht auch gar
nicht selbst ins Wasser werfen. Sollte er nämlich seine Nase noch ein
paar Zentimeter höher tragen, stolpert er gleich über seine eigenen
Füße, fällt über den Rand und ersäuft aus purer Selbstverliebtheit.«
    »Ah, das ist es! Wusste ich doch, dass ich da einen Anflug von Ei
fersucht gehört habe«, bemerkte Bahzell und grinste über die Miene
seines Freundes. Brandark wollte antworten, schwieg jedoch, als der
junge Mann an den Rand der Pier trat und offensichtlich verwirrt
auf die Windsbraut hinabsah.
    Vaijon betrachtete verwirrt das Boot … den Schoner, verbesserte er
sich sofort. Er befand sich ohne Zweifel am richtigen Ankerplatz,
aber es war kein Paladin zu sehen, ja es gab nicht einmal das Anzei
chen einer angemessenen Eskorte. Aus der Nähe betrachtet wirkte
der Schoner allerdings weit weniger ordinär, als er befürchtet hatte.
Stattdessen wies das Schiff sogar eine unbestreitbare Eleganz auf,
hatte lange, geschwungene Linien, die irgendwie richtig aussahen,
seine Mannschaft jedoch schien nur aus Halblingen zu bestehen.
Aus Halblingen und zwei …
    Herr Vaijon von Almerhas erstarrte. Er war in seinem ganzen Le
ben noch nie einem Hradani begegnet, denn unter zivilisierten Völ
kern ließen sich diese Wilden nicht blicken. Dennoch waren die be
weglichen, fuchsartigen Ohren unverwechselbar. Oder auch die
Größe des einen der beiden. Der hünenhafte Hradani wirkte auf
Vaijon fast so groß wie zwei Männer, schien aus vier- bis fünfhun
dert Pfund Knochen und Muskeln zu bestehen und mochte bösarti
ger als selbst der schlimmste Halunke sein, den man sich vorstellen
konnte. Sein Umhang sah aus, als habe er ihn einem erschlagenen
Briganten abgenommen, sein primitiver Schuppenpanzer stammte
offenbar aus derselben Quelle und Stiefel und Hose waren bloße
Lumpen. Über der linken Schulter ragte der Griff eines Schwertes
hervor, und der Kriegerzopf, der im scharfen Wind wehte, ent
sprach offenbar der Mode irgendwelcher hinterwäldlerischer Grenz
läufer. Der kleinere Hradani sah genauso heruntergekommen aus,
wirkte jedoch neben seinem ungeschlachten Gefährten fast schon zi
vilisiert.
    Vaijon schossen die uralten Legenden des blutigen Massakers von
Kontovar durch den Kopf, das die Hradani begangen hatten, und er
erinnerte sich auch an neuere Geschichten über Grenzkämpfe und
Blutvergießen in Norfressa. Also starrte er die beiden Hradani an,
als hätte er seinen Schrank geöffnet und ein Nest von Vipern ent
deckt. Es gab keinen plausiblen Grund, aus dem zwei Mitglieder der
gefürchtetsten und geschmähtesten Menschenrasse plötzlich mitten
in Belhadan auftauchen sollten. Doch sie standen da und schauten
gelassen zu ihm hoch. Unwillkürlich zuckte seine Hand zum
Schwertgriff.
    Er war schon dabei es zu ziehen, hielt jedoch inne, während er
noch mit seiner Verwirrung kämpfte. Zwar war er
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