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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue
Autoren: David Gemmell
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keine Spur zu sehen.
    »Sie sind gegangen«, sagte Keeva, stand auf und schlang ihre Arme um den Grauen Mann. »Wie fühlst du dich?«
    »Wie der Tod«, antwortete er mit schiefem Grinsen.
    »Ich hörte den … Dämon«, sagte sie. »Ich hatte noch nie so viel Angst. Nicht einmal, als Camran mich aus dem Dorf verschleppte.«
    »Das scheint jetzt lange her zu sein«, erwiderte er. Waylander nahm ihre Hand, dann gingen sie die Terrassenstufen hinunter, wo sie Ustarte fanden.
    »Das Tor ist geschlossen«, sagte sie. »Yu Yu Liang starb, um es zu schließen. Kysumu überlebte.«
    Waylander blickte sich um, auf der Suche nach Eldicar Manushan.
    »Er ist tot«, sagte Ustarte.
    »Wirklich tot?«, fragte Waylander. »Ich hätte gedacht, der Sturz hätte ihn schon töten müssen.«
    »Er hatte gewisse regenerative Fähigkeiten. Einem Blitzschlag waren sie allerdings nicht gewachsen.«
    »Also ist es vorbei«, sagte Waylander müde. »Das ist gut. Wo ist Matze?«
    »Er ist noch immer im Keller gefesselt. Keeva kann ihn befreien. Du und ich, wir müssen zu den Ställen gehen.«
    »Warum?«
    »Ich habe ein letztes Geschenk, mein Freund.«
    Waylander lächelte. »Ich kann fühlen, wie der Tod näher kommt, Ustarte. Mein Blut fließt träge, und dein Zauber verblasst. Ich glaube nicht, dass jetzt die Zeit für Geschenke ist.«
    »Vertraue mir, Grauer Mann.«
    Sie nahm seinen Arm und führte ihn zurück in den Palast.
    Keeva blieb einen Moment stehen, dann lief sie in den Keller, um Matze Chai zu befreien. Der alte Mann war nackt an einen Stuhl gefesselt. Er sah auf, als sie eintrat, und blickte sie fragend an.
    »Ich bin hier, um dich zu befreien«, sagte sie. »Der Graue Mann hat den Zauberer getötet.«
    »Natürlich hat er das«, sagte Matze, »und was, bitte, hat dich geritten, herzukommen, ohne mir irgendwelche Kleider mitzubringen? Lässt denn ein bisschen Gefahr die Leute sämtliche Manieren vergessen? Binde mich los, dann geh in mein Zimmer und hole mir ein anständiges Gewand und auch ein paar weiche Schuhe.«
    Keeva schüttelte den Kopf und lächelte. »Ich bitte um Verzeihung, Herr«, sagte sie mit einer Verbeugung. »Hast du sonst noch einen Wunsch?«
    Matze nickte. »Falls einer meiner Diener überlebt hat, sage ihm, er soll mir einen süßen Tee kochen.«
     
    Der Morgen graute, als Keeva endlich zu den Stallungen kam. Sie fand Ustarte auf einer steinernen Bank unter einer Weide. Die beiden Kriaz-nor- Krieger saßen neben ihr. Vom Grauen Mann war nichts zu sehen.
    »Wo ist er?«, fragte sie.
    »Er ist fort, Keeva. Ich öffnete ein Tor für ihn.«
    »Wohin hast du ihn geschickt?«
    »Wo er immer schon sein wollte.«
    Keeva setzte sich. Eine große Traurigkeit überfiel sie. »Es ist schwer zu glauben«, sagte sie, »dass es keinen Grauen Mann mehr gibt. Er schien irgendwie … unsterblich, unbesiegbar zu sein.«
    »Und das ist er, Liebes«, sagte Ustarte. »Er ist nur von dieser Welt verschwunden. Waylander wird niemals wirklich sterben.
    Männer wie er sind ewig. Während wir hier sitzen, bereitet sich irgendwo ein anderer Grauer Mann darauf vor, dem Schicksal entgegenzutreten.«
    Keeva blickte auf die beiden Krieger, dann wieder auf die Priesterin. »Und was ist mit dir? Wohin geht ihr?«
    »Wir gehören nicht hierher, Keeva. Jetzt, da ich nicht mehr den größten Teil meiner Kraft benötige, um Deresh Karany in Schach zu halten, habe ich genug Energie, um uns nach Hause zu bringen.«
    »Ihr geht zurück ins Land von Deresh Karany?«
    »Der Kampf ist für dich vorüber – doch nicht für mich. Ich kann nicht ruhen, während das Böse, das Deresh Karany hervorbrachte, noch gedeiht.«
    Keeva wandte sich an die Krieger. »Und ihr werdet ihr helfen?«
    »Ich glaube schon«, sagte Dreischwert.

 
EPILOG
     
    Mit einem festen Besen fegte Tanya den Staub von dem festgestampften Lehmboden. Es stieg ebenso viel Staub in die Luft, wie sie vor die Tür kehrte.
    Dakeyras hatte Muster in den Lehm geritzt und um die Feuerstelle ein Mosaik aus farbigen Bachkieseln gelegt. Die Ernte des letzten Jahres hatte ihnen kaum genügend Geld eingebracht, um das Jahr zu überstehen, doch Dakeyras hatte versprochen, dass mit den ersten Gewinnen ihrer Farm ein richtiger Fußboden gelegt würde.
    Tanya freute sich darauf, obwohl sie einen Stich des Bedauerns empfand, wenn sie das Mosaik betrachtete. Sie war mit den Zwillingen schwanger gewesen, als Dakeyras mit dem Sack voller Steine vom Bach zurückkam. Der sechsjährige Gellan war bei ihm
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