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Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Titel: Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter
Autoren: Elinor Ostrom Silke Helfrich
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wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Fortschritte einzugehen.
    Als direkter Erfolg des Montreal-Protokolls gilt, dass sich das Anwachsen der FCKW-Konzentration nach 1989 verlangsamt hat und inzwischen abnimmt.
    Öffentliche Güter
    Es sei sehr schwer, so die Zunft der Wirtschaftswissenschaftler, jemanden von der Nutzung eines öffentlichen Gutes auszuschließen. Denn ein Deich schütze alle, so wie derLeuchtturm allen die Richtung weist, ganz gleich ob Steuerzahler oder nicht. Und auch von sauberer Umwelt profi tieren alle, selbst die Umweltsünder. Hier geht es in der Sprache der Ökonomen um die Eigenschaft der »Ausschließbarkeit«, die bei öffentlichen Gütern nur schwer zu erreichen sei. Folgt man diesem Ansatz, was gemeinhin getan wird, so ist »Nichtausschließbarkeit« eine Eigenschaft öffentlicher Güter. Es wird also gesagt: Öffentliche Güter sind so.
    Dazu gesellt sich das Kriterium der Rivalität. Öffent li che Güter sind nicht rival. Elinor Ostrom formuliert im Englischen etwas differenzierter »substractability« statt »rivalry«. Man kann diesen Begriff mit Teilbarkeit übersetzen. Die Ökonomen unterscheiden also rivale (nicht teilbare) Güter von den nicht rivalen (teilbaren) Gütern und sie schlagen die öffentlichen Güter letzteren zu. Nicht rivale Güter zeichnen sich dadurch aus, dass die Nutzung des Gutes durch einen Menschen die Nutzung desselben Gutes durch andere Menschen kaum beeinträchtigt oder verhindert. Wir alle können gleichzeitig dieselbe Sendung im Fernsehen sehen oder frische Luft einatmen, sobald wir die Straße betreten; aber wir können nicht zugleich denselben Apfel essen, denn ein Apfel ist rival. Wollten mehrere Menschen etwas von ihm haben, müsste man ihn teilen und jeder bekäme nur ein Stück.
    Öffentliche Güter, so die geläufige Beschreibung, sind demnach schwer ausschließbar und gut teilbar. In der Realität aber sind sowohl Rivalität als auch Ausschließbarkeit ungemein situationsabhängig, besser gesagt: Sie sind abhängig von dem, was wir tun. Wer genau in die Literaturund in die Welt schaut, wird rasch feststellen, dass es reine öffentliche Güter kaum gibt. In der Fachliteratur werden deshalb so viele Beispiele angeführt und wieder verworfen, wie Autoren über dieses Thema schreiben. Ähnliches gilt für die anderen Güterarten, denn öffentliche Güter werden gemeinhin von den privaten Gütern, den Klubgütern und den Allmendgütern abgegrenzt. So viele Vorschläge sich finden, um wasserdichte Beispiele für die jeweilige Güterart zu benennen, so viele Argumente finden sich dagegen. Es scheint nie richtig zu passen.
    Die Lösung wird häufig in neuen Unterkategorien gesucht, etwa in spezifischen öffentlichen Gütern, unreinen öffentlichen Gütern oder globalen öffentlichen Gütern. Auch freie Güter und Universalgüter bereichern die Gütervielfalt, deren begriffliche Unterscheidung selten überzeugt. Das scheint mit der Herangehensweise zusammenzuhängen, die darauf fixiert ist, einer Sache bestimmte Eigenschaften zubeziehungsweise einzuschreiben.
    Doch eine Sache ist nicht Gemeingut, Privatgut oder öffentliches Gut, sondern sie wird dazu gemacht. Zwar ist eine Straße zunächst einmal teilbar (nicht rival) und kann somit von allen befahren werden, doch sobald ein Stau eintritt, ist es damit vorbei. Werden Mautgebühren eingesetzt, wird der Zugang zur Straße zur Bezahlware und Ausschließbarkeit ist herstellt. Ähnlich verhält es sich mit dem Wasser. Ursprünglich überall eine Allmendressource, wird es in Bewässerungssystemen, wie in diesem Buch besprochen, zum Gemeingut. In unseren staatlich verwalteten öffentlichen Gewässern wird es zum öffentlichen Gut und in der Flasche aus dem Supermarkt zum Privatgut.
    Es kommt also nicht auf das Gut an, sondern auf die technischen und finanziellen Möglichkeiten sowie auf den politischen Willen und die Machtverhältnisse, ob etwas öffentliches Gut wird oder nicht. Gibt es eigentlich schon eine Technik, mit der man den Piraten das Leuchtturmsignal vorenthalten kann?
    Open-Access-Situation
    Im renommierten Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichte der US-amerikanische Biologe Garrett Hardin 1968 den Aufsatz The Tragedy of the Commons (Die Tragik der Allmende). Hardins Bild von der Weide, auf die alle Herdenbesitzer ihre Schafe treiben, weil alle freien Zugang haben (open access), hat Karriere gemacht. Nach Hardin tut jeder Herdenbesitzer dasselbe – angesichts der Gelegenheit,
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