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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum
Autoren: Fritz Leiber
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standen zudem nicht vor einem bleigrauen Himmel, sondern der Hintergrund bestand hier aus einem schwarzen Nichts, das selbst die zahlreichen Sterne nur ungenügend erhellten.
    Der Anblick war unheimlich, fesselnd und sogar ›wunderbar‹, aber da Paul und Don zu wissen glaubten, was er im Grunde genommen zu bedeuten hatte, empfanden sie vor allem eine fast unerträgliche Spannung. Über ihnen hingen Flüchtling und Verfolger, Rebellion und Autorität, Abenteuer und Regelmäßigkeit – sie schwebten vorläufig noch in einem ungewissen Waffenstillstand, während die beiden Gegner sich beobachteten und abtasteten.
    Die Spannung beherrschte die Gefühle der beiden Männer in der Untertasse so sehr, daß Paul und Don am liebsten in einen finsteren Winkel gekrochen wären, um nicht mehr sehen zu müssen, was sich über ihnen ereignete ... oder nicht ereignete. Obwohl sie sich mit dem Gefühl trösten konnten, wenigstens nicht allein zu sein, hätten sie diesem Drang bestimmt nachgegeben, wenn eine Möglichkeit dazu bestanden hätte.
    »Tigerishka, warum bist du nicht zu dem Wanderer zurückgeflogen?« fragte Paul leise. »Das Signal ist doch schon vor langer Zeit gegeben worden. Die übrigen Schiffe sind bestimmt schon längst zurück.«
    »Es ist noch nicht Zeit«, antwortete Tigerishkas Stimme aus der Dunkelheit heraus.
    »Sollen Paul und ich nicht lieber in den ›Baba Yaga‹ umsteigen?« erkundigte Don sich. »Ich traue mir die Landung zu, nachdem wir jetzt immer über der gleichen Stelle schweben, aber wenn wir noch lange warten ...«
    »Auch dafür ist es noch nicht Zeit«, erwiderte Tigerishka ruhig. »Ich habe zunächst noch eine Bitte an euch. Ihr seid aus dem Raum und vor den Wellen gerettet worden. Deshalb stellt ihr in der Schuld des Wanderers.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause und fuhr dann eindringlich fort: »In der gleichen Weise in der ich euch vorher auf die Erde geschickt habe, schicke ich euch jetzt auf den Fremden, damit ihr für den Wanderer aussagen könnt. Steht auf und seht mich an!«
    »Wir sollen uns also für euch verwenden?« erkundigte Paul sich, als Don und er den Befehl fast automatisch ausführten. »Sollen wir sagen, daß eure Schiffe alles getan haben, um Menschen aus Lebensgefahr zu retten? Vielleicht erinnerst du dich daran, daß wir gemeinsam zahlreiche Katastrophen beobachtet haben, die nicht vermieden wurden – im Vergleich dazu nehmen die wenigen Rettungen sich ziemlich kümmerlich aus.«
    »Ihr sollt nur erzählen, was ihr wißt – die Wahrheit, wie ihr sie kennt«, verbesserte Tigerishka ihn. »Faßt euch an den Händen und bewegt euch nicht! Ich verdunkle die Untertasse jetzt völlig. Auch die Abtaststrahlen sind schwarz. Auf diese Weise kommt euch der Flug noch wirklicher vor. Eure Körper bleiben hier, aber ihr werdet euch einbilden, die Untertasse wirklich verlassen zu haben. Bleibt ruhig stehen!«
    Die Sterne wurden dunkel, die Erde verschwand, und die beiden Planeten erloschen, aber schon im nächsten Augenblick hatten Don und Paul das Gefühl, vor ihnen habe sich ein schwarzer Vorhang gehoben, der jetzt den Blick auf die Bühne freigab. Sie standen Hand in Hand im Mittelpunkt einer anscheinend unendlichen Ebene, die an die Oberfläche des Großen Salzsees erinnerte, obwohl sie silbergrau glänzte und eine drückende Hitze ausstrahlte, die nicht spürbar war.
    »Ich dachte, die Oberfläche wäre gekrümmt«, murmelte Paul vor sich hin. Er versuchte sich einzureden, er befinde sich nach wie vor an Bord der Untertasse hatte aber keinen Erfolg damit.
    »Der Verfolger-Planet ist größer als die Erde, das war deutlich zu sehen«, antwortete Don, »und wenn du auf der Erde stehst, fällt dir die Krümmung der Oberfläche normalerweise nicht auf.« Er dachte dabei an den engen Horizont des Mondes und staunte wieder einmal über die Ereignisse der letzten achtundvierzig Stunden, die von einem Extrem zum anderen führte.
    Über Don und Paul erstreckte sich ein sternenbesäter Himmel, an dessen Zenit die Sonne stand. Die Erde war deutlich zu erkennen, denn sie hob sich dunkel von einer etwas helleren blauen Aura ab. Über dem silbernen Horizont des Fremden stand der Wanderer – fünfmal so groß wie die Erde und lebhaft purpurrot und goldgelb gefärbt.
    »Tigerishka hat doch gesagt, sie wollte uns in das Innere des Planeten projizieren«, meinte Paul und wies auf die Metallfläche unter ihren Füßen.
    »Anscheinend müssen sogar Illusionen eine Kontrolle über sich
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