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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition)
Autoren: Alfred Döblin
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trockener nackter Hals, die schlaffen Lippen zuckend, gab ihm heiser auf, dem Bernhard von Weimar zu Regensburg zu sagen, er verteidige sich hier in Eger mit den Truppen, die ihm geblieben seien; er werde die von der Panik mitgerissenen Regimenter wieder an sich ziehen. Bernhard möge gegen die böhmische Grenze vorrücken mit Berittenen, so viel er frei machen könne, auch solle er Fußvolk hinterdrein werfen, um die Artillerie zu schützen. »Sagt dem Herzog Bernhard«, fausthebend Wallenstein, sein Blick hart und listig, »daß er sich ins eigene Fleisch schneidet, wenn er sich nicht beeilt. Ich werde mich hier verteidigen; man wird mich nicht zur Übergabe bringen, er wird mir glauben, daß ich gegen Gallas und Piccolomini mich werde schlagen können. In zwei drei Wochen sieht die Armee des Kaisers anders aus und meine anders.«
    Fiebernd, nur von einem Pagen begleitet, raste der Lauenburger fort, auf Regensburg, noch einmal im Streit Trzka anfallend, ihm den Mantel zerreißend.
    Aus Eger erging ein Erlaß des Friedländers an alle seine Regimenter, von einer Zahl fanatischer Böhmen getragen: darin forderte der Herzog kraft seines Generalates und gemäß dem ganzen Respekt, durch den die Obersten an ihn von Kaiserlicher Majestät gewiesen seien, die Obersten auf, sich sogleich in Eger einzufinden, die Truppen in Laun. Er bediente sich zur Begründung in dem Mandat der Wendung, es geschehe im Dienst der Kaiserlichen Majestät und damit man dem Feind, wie er’s verdiene und wie sich’s gebühre, begegnen und sein Attentat verhindern könne. Denn wie der Herzog in Pilsen Juden vorgefunden hatte, so erwarteten ihn auf dem Wege von Mies nach Eger Haufen über Haufen adeliger bewaffneter Böhmen, die sich aus Prag und dem Egerland aufgemacht hatten, um sich mit dem Herzog zu vereinen. Er hätte keinen Reiterschutz für die Reise nötig gehabt, die Böhmen beobachteten alle Wege Wälder vor, hinter, neben ihm; sie traten nicht in die Stadt ein, die die Truppen hinter sich verschlossen. Auf das Bitten Sesima Raschins ließ Wallenstein ein Dutzend von ihnen ein. Sie boten sich an, ihn persönlich zu schützen; er war befremdet, böse, fand, daß die Herren in Prag sich nützlicher gemacht hätten, wenn sie Rebellion erregten. Er wurde dann stiller, schien gar nicht geneigt, sie anzuhören; sie hörten, wie er im seitlichen Gespräch mit Trzka, der ihn beruhigen wollte, gehässig zischte, die Herren wollten ihn für ihre Zwecke mißbrauchen, suchten sich wohl einen König von Böhmen, er hätte mit dem kindischen Pack nichts zu schaffen. Nach einer ganzen Weile erst trat er wieder an sie heran mit gefährlicher Miene; sie sollten nicht meinen, daß er ihnen Zugeständnisse in irgendwelchem Belang mache, er wolle sie für allerhand Geschäfte annehmen. Smil von Hodějovský, jetzt ein bärtiger leiser Mann, der unzähmbare kleine Berka, der gramvergorene Daniel Lukšan stürzten vor ihm hin, küßten nacheinander dem Herzog die widerwillig hingehaltene Hand. Auch als die drei hinausgegangen waren, sprachen sie kein Wort. In einen Schuppen seitlich vom Hause zog Smil die anderen. Sie sahen sich an, umarmten und drückten sich. Auf den Anblick der leidend hochgezogenen Augenbrauen Daniels unterdrückte Smil das Schluchzen, das aus der erfüllten Brust in ihm hochwogte; sie ließen Daniel allein weinen und trösteten ihn. Sie würden Wallenstein erobern, noch jetzt, erst jetzt. Er hatte sie angenommen. Auch er hatte erfahren, was Habsburg ist. Sie würden ihn nicht verlassen. Eine gewählte Zahl der Böhmen durfte in die Stadt zum Verteidigungsdienst, die übrigen sollten im Land schleunigst Rebellion vorbereiten und den Anmarsch eines gegen Eger ziehenden Heeres erkunden und belästigen. Ilow und Trzka bekamen den Befehl, die Verteidigung Egers in die Hand zu nehmen. Der Kanzler Elz wurde zu den nahewohnenden protestantischen Herren und Grafen geschickt, sie aufzubieten, auch zu dem Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach.
    Der kam, ein vertrocknetes altes Herrchen, selbst mit kleiner Begleitung angefahren, um sich nach den Umständen zu erkundigen. Wallenstein drang in den listigen zähen Gesellen ein, zu ihm sofort mit seinen hundert Territorialtruppen zu stoßen und zu alarmieren, wer ihm zuverlässig erschien. »Ich bin«, sagte der Herzog an diesem bleichen Morgen, »hierher gekommen nach Eger, um nunmehr den Kampf mit dem Kaiser in aller Offenheit aufzunehmen. Euer Liebden weiß, wie die Dinge im Reich stehen. Euer
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