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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat
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Geschöpfe im Nymphen- und Faunenreservat erinnern sich nicht an den vorhergehenden Tag, deshalb ist jeder Morgen für sie der Beginn eines neuen Abenteuers. Doch das liegt am Zauber des Reservats; jeder, der es verlässt, erwacht allmählich – das heißt, altert und entwickelt ein Gedächtnis. Einige davon bewahren ihre Jugend, indem sie sich eine nützliche Beschäftigung suchen. Zum Beispiel hatte die Nymphe Juwel die Pflicht auf sich genommen, in ganz Xanth Edelsteine zu verteilen, sodass andere sich auf die Suche danach begeben konnten. Später heiratete sie einen Sterblichen und wurde Großmutter. Viele Faune und Nymphen indes adoptieren magische Bäume, so auch Forrest. Dabei handelt es sich um eine Art Symbiose, ein hochgestochenes Wort dafür, dass zwei Wesen großartig miteinander auskommen und sich gegenseitig das Leben erleichtern. Die Bäume sorgen dafür, dass die Faune und Nymphen jung bleiben, denn Bäume leben lange, und ihre Langlebigkeit überträgt sich auf ihre Geister. Dafür beschützen die Faune und Nymphen ihre Bäume, bringen ihnen während der Dürrezeiten Wasser und schikanieren Waldarbeiter, die versuchen, die Bäume zu fällen. Nymphen verfügen über sehr wirksame Mittel, um Holzfäller abzulenken und sie zu überreden, ihre Bäume zu verschonen. Gelegentlich heiratet eine Nymphe sogar solch einen Holzfäller, wenn das nötig ist, um ihren Baum zu schützen – aber ihre oberste Treue gehört immer ihrem Baum. Faune verwenden andere Methoden – sie stellen Fallen oder erwähnen großen Drachen gegenüber beiläufig, dass eine menschengroße Mahlzeit sich gerade in der Nähe eines bestimmten Baumes herumtreibt. Auf die eine oder andere Weise schützen sie alle ihr Holz und verstärken die natürliche Magie der Bäume.
    Waldis plötzliches Hinscheiden stürzte den Pantinenbaum in große Not. Weder geht man Beziehungen wie diese kurzerhand ein, noch bricht man sie leichten Herzens. Ein Faun, der seinen Baum verliert, muss sterben, und ein Baum, der seinen Faun einbüßt, wird mundan – ein noch traurigeres Schicksal – oder geht ein. Deshalb musste Forrest einfach einen Ersatzgeist für den Pantinenbaum finden.
    »Wenn ich nur die leiseste Idee hätte, wie ich’s machen soll!«, rief er gequält.
    Eine Rauchfahne quoll empor und formte sich zu einer großen Bombe, auf der SEX geschrieben stand. »Ich dachte immer, ein Faun wüsste, wie’s geht«, sagte die Bombe, »aber ich könnte es dir zeigen, wenn…«
    Er hätte ahnen sollen, dass die Dämonin nicht wirklich verschwunden war. Sie hoffte noch immer, dass er irgendetwas Unterhaltsames anstellte. »Wie ich einen passenden Geist für den Pantinenbaum finde«, präzisierte Forrest. »Es kann wohl kaum sein, dass du davon mehr verstehst als ich.«
    »Natürlich nicht«, stimmte die Bombe ihm zu. Sie verwandelte sich in einen großen Pfosten, auf dem ZAUN stand. »Ich wäre nie auf die Idee gekommen, den Guten Magier Humfrey zu fragen. Als ich das zum letzten Mal vorschlug, musste ich einen kreuzdämlichen Wasserspeier zu ihm führen, und am Ende hat der freche Kerl Xanth vor-ich-weiß-nicht-was gerettet. Natürlich hatte dieses Abenteuer auch seinen Reiz; zumindest war es nicht langweilig.« Der Pfahl winkte kurz und metamorphierte wieder in die üppige Frauenfigur. »Also hat es keinen Sinn, einen solchen Vorschlag zu machen, vor allem, weil der Gute Magier für jede Antwort einen einjährigen Dienst verlangt. Du kannst also genauso gut alle Hoffnung fahren und den dummen Baum einfach sterben lassen.«
    »Ich gehe zum Guten Magier!«, rief Forrest aus. Dann bemerkte er, dass sie ihn zu dieser Reaktion gebracht hatte. Nun ja, wenn sie nicht auf seinen Trick mit der Leere hereingefallen war, konnte sie wenigstens ihn manipulieren. Und schließlich hatte er dem Pantinenbaum etwas versprochen, und der Pantinenbaum hatte es gehört; seine Blätter wirkten schon fast wieder gesund. Was blieb Forrest also anderes übrig, als seinen Worten Taten folgen zu lassen? Aber ein Jahr Dienst? »Ich kann meinen eigenen Baum aber kein Jahr lang allein lassen«, wandte er zu spät ein. »Und den Weg zum Guten Magier kenne ich nicht.«
    »Du brauchst einen Führer«, sagte Mentia. »Ich muss zwar gehen, um meine bessere Hälfte ein wenig zu ärgern, aber ich kann eine Freundin betrauen, dich zu Humfreys Schloss zu führen.«
    »Mit einer Freundin von dir will ich nichts zu tun haben!«
    »Ausgezeichnet. Du wirst sie ebenso entzückend aufdringlich
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