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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust
Autoren: Angela Mohr
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und deutete auf die blonde junge Frau, die neben ihm stand und in die Runde lächelte. »Beate und meine Wenigkeit werden euch die nächste Woche durchs Gelände jagen. Die meisten von euch kennen mich ja schon. Allen anderen sei hiermit gesagt, ich bin hart, aber fair. Wir können zusammen eine wirklich gute Zeit haben, aber wer nicht bereit ist, seinen Teil dazu beizutragen, wird ernsthafte Schwierigkeiten mit mir bekommen. Ist jemand hier, der noch aussteigen möchte? Das ist eure letzte Gelegenheit!«
    Lautes Gelächter und Buh-Rufe aus der hintersten Reihe machten klar, dass niemand daran dachte, die Drohung wirklich ernst zu nehmen. Ein zusammengeknülltes Regencape flog knapp an Debbies Ohr vorbei, die sich instinktiv duckte. Jemand hechtete durch den Gang hinterher und stolperte beinahe in Markus, der das Cape lächelnd in die Höhe hielt.
    »Das ist Ben«, kommentierte Debbie leise. »Breite Schultern, Babyface. Ungünstige Kombination.«
    Sie kicherten, während Ben sein Cape weiter hinten in Sicherheit brachte.
    »Sieht doch eigentlich ganz nett aus«, meinte Jenny.
    »Ein bisschen zu nett für meinen Geschmack«, meinte Debbie. »Aber keine Sorge, ich tu ihm schon nichts.« Sie zwinkerte Jenny verschwörerisch zu.
    »Na, dann hat er ja Glück gehabt!« Sie kicherten wieder.
    »Und, wie findest du Markus?«, fragte Debbie dann und nickte zu dem Betreuer, der lässig seinen Unterarm an einem Sitz aufstützte. »Ich hab nicht zu viel versprochen, oder?«
    Jenny nickte flüchtig. Sie wollte Debbies Begeisterung nicht bremsen, obwohl sie am liebsten geantwortet hätte, dass sie nach fünf Minuten beim besten Willen noch nichts über irgendjemanden sagen könne.
    Plötzlich rumpelte es. Markus drehte sich zum Eingang.
    »Ach, sieh an«, sagte er mit spöttischem Unterton, »Herr Firnbach beehrt uns auch. Freut uns, dass Sie es geschafft haben. Brauchen Sie einen roten Teppich oder geht es ohne?«
    »Oh nein«, flüsterte Deborah, »nicht der!«
    Ein zerzauster Fünfzehnjähriger trat in den Bus, murmelte etwas Unverständliches und setzte sich, ohne jemanden eines Blicks zu würdigen, in eine noch freie Sitzbank weiter vorne, wo er sofort aus dem Fenster sah.
    »Hey Firnbach«, blökte es von hinten, dann flog ein Papierkügelchen durch die Gegend, traf aber nicht.
    Markus hob die Hand und lächelte. »Da uns Herr Firnbach ja nun mit seiner geschätzten Anwesenheit beehrt hat und wir damit vollzählig sind, können wir endlich zum Wesentlichen kommen.«
    »Was will der denn hier?«, meckerte Deborah halblaut und guckte finster auf den zerzausten Hinterkopf des Blonden eine Reihe schräg vor ihnen.
    »Wieso, was hast du denn?«, flüsterte Jenny. Sie kannte den Jungen vom Sehen, er ging auf die Realschule bei ihnen im Schulzentrum. Jeder kannte ihn. Als Pausenclown und Durchgeknallten, jeder schien zu wissen, dass mit dem irgendwas los war.
    Jenny sah aus dem Fenster.
    Eigentlich war es ihr egal. Tizian hatte die Rothaarige geknutscht. Was ging sie da irgendein Abgestürzter an, bloß weil er im selben Ort wohnte?
    »Wir werden also eine Woche zusammen verbringen«, versuchte Beate, sich gegen die wieder anschwellende Geräuschkulisse durchzusetzen, »eine Woche, in der ihr immer wieder auch an eure Grenzen kommen werdet. Ein Zeltlager bedeutet, dass jeder mithelfen, jeder sein Bestes geben muss, damit die Freizeit für alle ein Erfolg wird.«
    Markus hielt nun ein Notizbuch hoch. »Ihr wisst ja, dass wir die Freizeit auch als Versuch starten. Wir wollen sehen, was in den Jugendlichen von Burghausen steckt. Deshalb haben wir uns etwas ganz Besonderes ausgedacht.« Er und Beate lächelten sich an.
    »Jede Gemeinschaftsaktion bringt Punkte. Pro Aktion sind hundert Punkte möglich, im Einzelfall sogar mehr. Es kann aber auch Minuspunkte geben.«
    Er grinste. Die Gespräche verstummten langsam und alle Augen richteten sich auf ihn.
    »Pluspunkte gibt’s für Durchhaltevermögen, Zusammenarbeit, Regeln umsetzen, Ziele erreichen, Gemeinschaftssinn. Für besondere Leistungen gibt es natürlich auch Extrapunkte.«
    Er sah in sein Heft und hob die Augenbrauen. Auf seiner Stirn entstanden mehrere tiefe Furchen.
    »MINUSpunkte stattdessen kann es geben für Alleingänge, Regelverstöße, Schlappmachen usw. Je nach Aktion werden die Punkte unterschiedlich stark gewichtet.«
    Markus klappte das Buch mit einem Knall zu und lächelte in die Runde.
    »Ich trage das alles hier ein. Wenn ihr es nach einer Woche geschafft habt,
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