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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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überall her tauchten Krieger aus dem Nebel auf, als wären sie plötzlich zum Leben erweckt worden. Jaguars Zeh verfing sich in einer welken Liane, und Neuntöter packte sofort zu, um ihn zu halten. Dieser ermutigende Zugriff gab dem Alten nicht nur körperlichen Halt.
    Neuntöter fragte lächelnd: »Alles in Ordnung?«
    Jaguars Mund war so trocken wie altes Laub. »Ja, vielen Dank, Häuptling.«
    Wachsam näherte sich ein Krieger, der angestrengt durch den Nebel blinzelte. Er trug eine ausgestopfte Amsel auf der rechten Seite seines geschorenen Kopfes. »Neuntöter? Ja, du bist es.
    Niemand sonst ist kleiner als eine Frau und doppelt so dumm.«
    »Intelligenz war nie deine Stärke, Amselfeder. Hör jetzt zu keifen auf! Du gleichst dem Vogel, der dir den Namen gab. Bring den Ältesten zum Mamanatowick! Er hat etwas Wichtiges zu besprechen.«
    »Geht es um die Zerstörung von Flache Perle?«
    »Hüte deine Zunge, Krieger!«, sagte Jaguar barsch, »Sonst lasse ich deinen Kopf auf einen Speer stecken.«
    Amselfeder fuhr bei dem gebieterischen Klang der Stimme zusammen und verzog das Gesicht. »Hier entlang.« Dann zögerte er. »Neuntöter, du legst deine Waffen hier ab!«
    »Er behält seine Waffen«, sagte Jaguar, »wie es sich für den Begleiter eines Ältesten vom Himmelsfeuer-Clan gehört. Und wenn du mir noch einmal widersprichst, dann verlierst du nicht nur deinen Kopf.«
    Amselfeder biss sich unentschlossen auf die Lippen, runzelte die Stirn und ging dann mit schnellem Schritt voraus.
    Jaguar bedurfte der stützenden Hand von Neuntöter, als sie über das unebene Feld stapften. Die Rotten der Krieger umringten sie immer dichter, sodass ein Rückzug ausgeschlossen war.
    »Hältst du dies immer noch für eine gute Idee?«, murmelte Neuntöter.
    »Sie ist besser als jede andere.«
    »Erst Blutschande und jetzt dies hier! Okeus hat uns verflucht!«
    »Möwenscheiße! War nur ein ungünstiges Zusammentreffen.«
    »Das Schicksal meines Clans hängt in der Luft, und ich hänge an einem Ketzer!«
    Jaguar hob eine Braue. »Ich könnte dich verlassen.«
    Neuntöter lächelte ergeben und schwieg.
    Der Mamanatowick saß auf einem geschwärzten Baumstumpf, über dem ein aufgespanntes Hirschfell lag, um die Nässe zurückzuhalten. Er selbst trug ein Luchsfell über der linken Schulter und einen großen Kupferanhänger auf der eingesunkenen Brust. Der Lendenschurz war mit Kupferperlen und dem Perlenbild eines Luchses verziert. Er war ein älterer Mann mit vielen Falten im Gesicht, das lange Haar war schon grau. Das Kinn in die Handfläche gestützt, betrachtete er Jaguar nachdenklich, als dieser mit Neuntöter vor ihn trat.
    »Ich grüße dich, Neffe.« Jaguar verbeugte sich höflich. »Du hast dich gut gemacht. Du hast das Gesicht deines Vaters. Deine Mutter wäre stolz auf dich.«
    »Und ich soll glauben, dass du Acht Felsen bist? Der geheimnisvolle Acht Felsen, der sich vor langer Zeit in Luft auflöste? Ich sehe nur einen verwelkten, alten Mann. Ich soll glauben, dass der Zauberer namens Jaguar mein verlorener Onkel ist?«
    »Ich habe mich nicht aufgelöst, ich bin gegangen.« Jaguar verschränkte die Arme vor der Brust. »Aus persönlichen Gründen.«
    »Warum?«
    »Das ist meine Angelegenheit.«
    Wasserschlange blickte zu Amselfeder. »Los, Überfall das Dorf und töte alle. Mit den beiden hier fängst du an.«
    Amselfeder trat einen Schritt vor.
    Jaguar sagte hastig: »Warte!« Er holte tief Luft. »Also gut, Wasserschlange. Ich bin wegen einer Frau gegangen.« Er machte eine Pause. »Sie hieß … Spätherbst.«
    »Sie war meine Tante.«
    »Wenn du der Sohn von Sonnenfisch bist, dann war sie es. Sie war meinem Bruder Weißes Feuer versprochen.«
    »Du willst sagen … Was?« Das Gesicht des Mamanatowick drückte Missfallen aus.
    »Ich will sagen, dass sie meinem Bruder versprochen war und dass ich sie liebte. Ich will sagen, dass ich den Gedanken, sie bei ihm zu wissen, nicht ertrug. Ich verabscheute Weißes Feuer, er war ein verzogenes Ungeheuer, schon als Kind. Und ausgerechnet ihm versprach Mutter Spätherbst, mein geliebtes Mädchen.«
    Wasserschlange beugte sich vor und suchte in Jaguars Gesicht nach einer Lösung dieser ungewöhnlichen Verwicklung. «Du warst der Erstgeborene und daher zum Mamanatowick bestimmt.
    Und darauf hast du verzichtet, weil dir eine Frau verweigert wurde? Und das soll ich glauben?«
    »Glaub, was du willst, Neffe. Ich war sehr jung, und ich liebte sie von ganzem Herzen. Sie bat mich, mit
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