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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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von Wind und Regen geglätteten Stein und rannte in den Wald, wo er einen Wildwechsel fand. Der Weg war mit Flecken lavendelfarbenen Lichts übersät. Trotz seiner Erschöpfung fühlte er sich allmählich etwas besser und stärker. Teilweise ließ sich dies auf seine noch immer andauernde Euphorie zurückführen. Der Anblick von Sonnenjäger, wie er blutend und halbtot auf dem Schleppgestell lag, hatte Klebkrauts Seele zu Höhenflügen angeregt.
    Vor Zufriedenheit fühlte er sich wie mit den blubbernden Bläschen gärenden Beerenmosts angefüllt.
    Er würde ein Versteck finden, vielleicht sogar die verborgene Felsenhöhle, in der er Sonnenjäger und Turmfalke zum ersten Mal gewittert hatte, und seine Wunden ausheilen lassen. Im Blut des Riesenwolfs lag mehr Macht als in menschlichem Blut. In diesem muskulösen Körper würden Klebkrauts Wunden schneller heilen.
    Dann wollte er zum Otter-Klan-Dorf zurückkehren und seinen Platz als das rechtmäßige Oberhaupt einnehmen. Dazu würde es nötig sein, Melisse zu töten, aber diese Aufgabe war nicht besonders schwierig. Der alte Mann war so zerbrechlich wie ein trockener Stock. Sobald Klebkraut das Oberhaupt war, wollte er die nächstgelegenen Dörfer durch Drohungen dazu bringen, sich ihm anzuschließen, um gemeinsam Krieg gegen das Wüstenvolk zu fuhren. Sie würden die Handelswege blockieren und alle seltenen Waren, die hindurchkamen, abfangen. Sein Prestige würde sich auf den Wohlstand und die Macht gründen, die aus diesem Triumph erwuchsen. Wenn die Generationen vergingen, würde sein Name noch immer gesungen werden, und der Gesang würde deutlich bis ins Land der Toten dringen, wo die Geister ihn hören würden … und hören würden …
    Klebkraut! Klebkraut! Klebkraut! Klebkraut!
    In den Legenden der Menschen und Götter würde man seiner immer gedenken. Und vielleicht konnte er mit seiner Hexer- Macht sogar ewig leben.
    Klebkraut blieb stehen und richtete die Ohren auf. Hörte er da Gesang? Woher konnte der nur kommen? Und solch eine tiefe und schöne Stimme. Er konnte kein einziges Wort verstehen als würde das Lied in einer fremden Sprache gesungen -, doch die Klänge schienen von überall her zu kommen: aus der Brandung, aus dem Wind, aus dem Zwitschern der Vögel. Die Haare auf seinem Rücken sträubten sich zu einem schwarzen Kamm. Unwillkürlich stieg ein leises Knurren in seiner Kehle auf.
    Witternd hob er die lange Schnauze hoch. Der kräftige Geruch von Salz, Fisch und Tannennadeln, der die Luft schwängerte, war ohne Bedeutung für ihn. Dahinter witterte er die Ausdünstung von Fuchs und Mammut. Seine Nasenflügel blähten sich, als er den schwachen Moschusgeruch eines großen Raubtieres erschnupperte. Bei dieser Ausdünstung war auch der Geruch von Blut. Das stammte jedoch von keiner frischen Beute und war schon so ausgetrocknet, daß er es kaum wahrnehmen konnte.
    Der Gesang schwoll an.
    Klebkraut wurde von quälender Angst durchflutet. Er hielt kurz den Atem an und lauschte. Er konnte die Annäherung seines Verfolgers spüren, obwohl er nichts hörte als dieses wundervolle Singen. Ein irdisches Wesen würde die trockenen Zweige zerbrechen, die in Haufen den Pfad säumten, oder die kleinen Eichhörnchen und Backenhörnchen erschrecken, die in den Bäumen und Büschen keckerten.
    Dieses Raubtier aber bewegte sich wie ein körperloser Nebelfetzen durch den Wald. Kein Tier schien bei seiner Annäherung zu erschrecken. Kleiber liefen auf der Jagd nach Insekten die Tannenstämme auf und nieder, während ein Waldkaninchen in aller Ruhe Gras mummelte.
    Fast in Panik stürmte Klebkraut los und rannte in großen Sätzen den Pfad entlang. Er scheuchte einen Schwarm Raben auf, die an einem alten Hirschkadaver pickten, doch verlangsamte er seinen Lauf kaum. Über einen umgefallenen Baumstamm setzend, bog er vom Pfad ab und kämpfte sich durch wildes Gestrüpp. Dornen rissen an seinem zottigen Fell, und Weidenzweige schlugen ihm ins Gesicht.
    Er aber rannte weiter.
    Als er in ein dichtes, mit frischen Blättern bewachsenes Espenwäldchen kam, bemerkte er, daß die Raben in seiner Nähe zwischen den Bäumen hindurchglitten und ihm laut krächzend folgten. Ihre schwarzen Augen glitzerten übelwollend. Zwei der Vögel waren hoch hinauf in den Himmel gestiegen. Sie wirkten nur noch wie winzige, schwarze Punkte vor dem leuchtenden Gold des heranbrechenden Tages. Flatternd und kreischend zogen die Vögel Kreise um ihn.
    Was hatten sie im Sinn? Spionierten sie ihm
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