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Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Titel: Vorsicht Nachsicht (German Edition)
Autoren: A. C. Lelis
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Radiotyp wird definitiv von mir abgerechnet, den überlasse ich Fiona bestimmt nicht.
    Eine weise Entscheidung wie sich herausstellt – oder auch nicht: Es ist eher megapeinlich. Dank des Champagners ist die Rechnung ohnehin schon sehr hoch. Er drückt mir einen großen, grünen Schein in die Hand und grinst. »Behalt den Rest.«
    Ich starre ihn fassungslos an und will gerade etwas dagegen einwenden, doch er winkt ab.
    »Wegen der Gläser«, erklärt er und steht auf.
    Sein Freund ist schon dabei, sich anzuziehen. Auch er grinst mich an. »Nimms an. Sonst hat er ein schlechtes Gewissen.«
    »Ähm …«, murmle ich sprachlos. »D-danke… Aber das ist trotzdem viel zu viel!«
    »Schon gut.« Der Radiomann lacht und ehe ich mich versehe, hat er mir tatsächlich den Hintern getätschelt.
    »Das hab’ ich jetzt aber genau gesehen!«, ruft sein Freund amüsiert und zieht ihn mit sich nach draußen, ehe ich mich wieder fangen kann. Nicht, dass mir noch etwas als Erwiderung eingefallen wäre. Ich stehe da wie vom Donner gerührt.
    »Du hast mich doch auf die Idee gebracht«, sagt der dreiste Kerl nur lachend und zwinkert mir über die Schulter zu.
    »Und?«, gluckst der andere.
    »Schön fest.«
    Habe ich nur das Gefühl oder starren mich alle an? Ich schüttle den Kopf und reiße mich zusammen. Er hat mich betatscht! Mein Traum ist mir tatsächlich an den Arsch gegangen. Eine merkwürdige Mischung aus empört und geschmeichelt sein sucht mich heim. Hoffentlich sehe ich ihn nie wieder. Obwohl, noch sieben von diesen Trinkgeldern und ich habe die Studiengebühren zusammen. Allerdings könnte ich dem Gefühl nach dann auch gleich auf den Strich gehen.
    »Ist der Kerl dir da gerade wirklich an den Hintern gegangen?«, flüstert mir Fiona amüsiert zu, als wir uns wieder an der Theke treffen.
    »Anscheinend.«
    »Wow, ist der schwul?«, will sie sensationslüstern wissen.
    »Anscheinend.«
    »Wirst du es überleben?«
    Er wird mir deshalb kaum abfaulen! Himmel, Mädchen, mach’ die Augen auf. Ist schließlich kein Geheimnis, dass ich auch schwul bin.
    Ich zucke mit den Schultern. »Sicher.«
    »Ist ja irgendwie sexuelle Belästigung.«
    »Würdest du dich von so einem Mann belästigt fühlen?«, frage ich nüchtern.
    Sie grinst und schüttelt den Kopf.
    »Siehst du …« Ich zucke erneut mit den Schultern. »Ich auch nicht.«
    Sie guckt etwas komisch, dann springt der Funken über und sie wird rot. »Oh.«
    »Ja«, brumme ich und winke tuntig. »Hi!«
    Damit lasse ich sie stehen. Ich schätze, Mister Radio hat es eher gerafft als sie. Dem hat sicher nur ein Blick gereicht. Und er hat ‚Kleiner‘ zu mir gesagt, genau wie in dem letzten Traum. Unheimlich. Dabei bin ich überhaupt nicht klein.
     
    ***
     
    Verdammt, tun mir die Füße weh. Außerdem bin ich so müde, dass ich kaum noch die Augen aufhalten kann, als ich aus dem Café trete. Und zu allem Überfluss muss ich jetzt auch noch mit dem Rad nach Hause. Missmutig schlurfe ich zum Fahrradständer und schließe mein altes Stadtrad auf. Ich habe keine Lust, in meine leere Wohnung zurückzukehren. Aber ich bin auch zu müde, um irgendwas anderes zu machen.
    Also erreiche ich eine Viertelstunde später meine kleine Bruchbude im Dachgeschoss eines fünfstöckigen Baus – natürlich ohne Fahrstuhl. Bruchbude kann man eigentlich nicht sagen, denn die Wohnung wurde erst vor kurzem renoviert. Allerdings misst sie nur vierundzwanzig Quadratmeter mit Bad und Küchenzeile. Gut, eigentlich noch weniger, denn die Fläche mit den Dachschrägen zählt nur die Hälfte. Ich mag sie trotzdem, auch wenn mich die Treppen, die ich zuvor bezwingen muss, jedes Mal wieder umbringen. Erst recht nach einer Doppelschicht.
    Erschöpft lasse ich mich aufs Bett fallen und schalte den Radiowecker an. Zu mehr bin ich nicht mehr fähig. Es läuft zunächst nur Musik. Mir fällt auf, dass ich ein wenig enttäuscht bin, seine Stimme nicht zu hören. Darauf hatte ich wohl insgeheim gehofft.
    Selbstironisch grinsend schlüpfe ich aus meinen verschwitzten Sachen, in denen sich zudem ein penetranter Geruch nach Essen eingenistet hat. Ich muss unbedingt duschen. Aber ich mag nicht aufstehen. Träge zerre ich mir noch die Hose über den Hintern und krieche unter die Decke. Es ist albern, aber ich warte auf die Nachrichten. Vielleicht arbeitet er heute gar nicht. Seine Sendung kommt nur dienstags und freitags. Heute ist Mittwoch. Allerdings ist er Nachrichtensprecher, oder? Vielleicht ist er doch gleich auf
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