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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr
Autoren: Lois McMaster Bujold
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und noch keine Kurskorrektur notwendig machte; allerdings könnte sich 44
    die Pilotin damit amüsiert haben, dass sie versuchte, mit einer außerplanmäßigen Mikrobeschleunigung mehr
    Genauigkeit zu erzielen. Selbst wenn man die geringe Kurskorrektor nicht einbezog, war die Route des Schleppschiffs einige hundert bequeme Kilometer von dem Sonnenspiegel entfernt verlaufen, in der Tat weiter weg, als wenn das Schiff den genauen Kurs eingehalten hätte.
    Die Kursabweichung hatte allerdings bewirkt, dass die Bahn des Frachters fast direkt über einem von Komarrs unbenutzten Wurmlochsprungpunkten verlaufen war.
    Komarrs Lokalraum war ungewöhnlich reich an aktiven Sprungpunkten, eine Tatsache von strategischer und
    historischer Bedeutung; einer dieser Sprünge war Barrayars einziger Zugang zum Wurmlochnexus. Wegen der Herrschaft über die Sprungpunkte, nicht wegen des Besitzes des kalten Planeten, war hier vor fünfunddreißig Jahren Barrayars Invasionsflotte eingedrungen. Solange das Militär des Kaiserreichs diese strategische Position hielt, war sein Interesse für die Bevölkerung des Planeten Komarr und deren Probleme bestenfalls gering.
    Dieser Sprungpunkt jedoch diente weder dem Verkehr noch dem Handel oder der strategischen Drohung. Erkundungen, die man durch ihn hindurch gemacht hatte, hatten entweder im tiefen interstellaren Raum in eine Sackgasse geführt oder zu Sternen, die weder bewohnbare Planeten noch ökonomisch regenerierbare Systemressourcen aufwiesen. Niemand sprang durch ihn nach draußen; niemand hätte durch ihn hereinspringen sollen. Die Vorstellung, die einem dabei sofort kam, nämlich von einem unmotivierten Piraten oder Schurken, der durch dieses Wurmloch
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    aufgetaucht war, den unschuldigen Erzfrachter abknallte –
    mit einer Waffe, die keine Spuren hinterließ, wohlgemerkt
    – und wieder verschwand, wurde bislang von keinerlei Indizien gestützt, obwohl man den Bereich danach abgesucht hatte. Dies war das derzeit bevorzugte Szenario der Nachrichtenmedien. Doch es war auch keine der Spuren im fünfdimensionalen Raum entdeckt worden, erzeugt von Schiffen, die einen Wurmlochsprung unternahmen.
    Die fünfdimensionale Anomalie des Sprungpunktes war mit normalen Mitteln vom dreidimensionalen Raum aus nicht einmal zu beobachten; der Sprungpunkt, der sich einfach nur dort befand, dürfte den Frachter in keiner Weise beeinflusst haben, selbst wenn das Schiff direkt über seinen zentralen Wirbel hinwegpassiert sein sollte. Bei dem Frachter handelte es sich um ein Schiff, das ausschließlich für Innersystemverkehr bestimmt war; er verfügte nicht über Necklin-Stäbe und die Sprungfähigkeit. Doch… der Sprungpunkt war da. Sonst war dort nichts.
    Miles rieb sich den Hals und wandte sich dem neuen
    Autopsiebericht zu. Grauenhaft wie immer. Die Pilotin war eine Komarranerin Mitte fünfzig gewesen. Man konnte es barrayaranischen Sexismus nennen, aber weibliche Leichen beunruhigten Miles immer mehr als männliche. Der Tod war ein so boshafter Zerstörer der Würde. Hatte auch er, Miles, so unordentlich und hilflos ausgesehen, als er im Feuer des Heckenschützen zusammengebrochen war? Die Leiche der Pilotin wies den üblichen Zustand auf:
    zerquetscht, dekomprimiert, verstrahlt und gefroren, alles ganz typisch für Unfälle durch Zusammenprall im tiefen Raum. Ein Arm war abgerissen worden, wohl eher
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    irgendwann beim anfänglichen Aufprall als später, wenn man es nach den Nahaufnahmen der Vereisungseffekte der Körperflüssigkeiten beurteilte, die aus dem Stumpf
    ausgetreten waren. Auf jeden Fall war es ein schneller Tod gewesen. Miles wusste es besser, als dass er angefügt hätte fast schmerzlos. In ihrem gefrorenen Gewebe hatte man keine Spuren verbotener Drogen oder von Alkohol entdeckt.

Der komarranische Gerichtsmediziner hatte zusammen
    mit seinen sechs endgültigen Berichten eine Nachricht geschickt, in der er um Mitteilung bat, ob er Miles’
    Erlaubnis hatte, die Leichen der sechs Mitglieder des Stationsteams des Spiegels ihren wartenden Familien auszuhändigen. Du lieber Himmel, war das noch nicht geschehen? Als Kaiserlicher Auditor sollte er eigentlich diese Ermittlungen nicht leiten, sondern nur beobachten und über sie berichten. Er wünschte nicht, dass seine bloße Anwesenheit die Initiative irgendwelcher Leute erstarren ließ, also schickte er die Erlaubnis sofort los, direkt von Madame Vorsoissons KomKonsole aus. Dann begann er
    sich durch die sechs Berichte
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