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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition)
Autoren: Berndt Rieger
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sind, alle ir­gend­wel­che Auf­ga­ben hat­ten, jetzt aber auch alle nur auf den Zug war­te­ten, kör­per­lich ab­sen­tiert, als ver­ach­te sie sie, oder lebe in ei­ner an­de­ren Welt.  „Hol­mes, das ist sie!“ stieß ich mei­nen Freund an, der un­ter­des­sen vor dem Bahn­hofs­ge­bäu­de im Schutz des Vordachs saß und ein Zi­garr­chen schmauch­te.
    Er nick­te schwei­gend. Ich spür­te Un­ru­he und Zwei­fel in mir auf­s­tei­gen. Konn­te es sein, dass wir kei­nes­wegs den Kopf der Kra­ke ab­ge­hackt hat­ten, son­dern nur eine un­wich­ti­ge Gärt­ne­rin ge­tötet hat­ten und sa­hen die wah­re Hexe noch un­ver­sehrt vor uns. Viel­leicht war es die ös­ter­rei­chi­sche Kai­se­rin, vieleicht aber war es  nur ihr ehe­ma­li­ger Kör­per, den wir vor uns sa­hen, der längst re­giert wur­de von der Bos­haf­tig­keit ei­ner Kör­per­fres­se­rin. Das wür­de aber auch be­deu­ten, daß wir den Fall nicht ge­löst hat­ten, und al­les um­sonst ge­we­sen war, und wir wie­der ganz von vor­ne an­fan­gen mußten. Ich blick­te sie an, wie sie dort ging, ein großer, schwar­zer, präch­ti­ger Vo­gel, und ihre Selbst­si­cher­heit und Ab­ge­ho­ben­heit sprach al­lem Hohn, wo­für wir ge­ar­bei­tet hat­ten.
    „ Hört denn das nie auf!“ stöhn­te ich, „al­les schi­en so schön zu pas­sen, und jetzt das?“
    „ Ru­hig, Wat­son“, sag­te Hol­mes, und blies eine große Rauch­schwa­de aus, die sich mit dem Ne­bel und dem Rauch ei­ner bren­nen­den Stadt ver­meng­te. „Sie dür­fen nicht den Feh­ler be­ge­hen, in al­lem ein Mys­te­ri­um zu er­blicken. Es ist doch durch­aus stan­des­ge­mäß und ge­wöhn­lich, dass Kai­se­r­in­nen nicht von die­ser Welt sind. Sie un­ter­lie­gen de­fi­ni­ti­ons­ge­mäß nicht den Ge­set­zen der Men­schen. Und des­halb dür­fen Sie auch nicht fürch­ten, dass Ta­schen­spie­ler, Jahr­markt­künst­ler und Wahr­sa­ge­rin­nen Ge­walt über eine Kai­se­rin ha­ben. Wenn man glau­ben soll­te, mit ei­nem klei­nen Kniff, mit Don­ner und Do­ria und al­ler­lei wei­te­res Al­lo­tria eine Kai­se­rin ver­he­xen zu wol­len, da muß man früher auf­ste­hen. Ja, zwei­felsoh­ne, ich glau­be es gern, dass die Hexe, die sich auf den Phö­nix be­rief, ver­such­te, auch die ös­ter­rei­chi­sche Kai­se­rin zu fres­sen, aber ich ver­mu­te, sie ist ei­ner großen Täu­schung er­le­gen, und ich glau­be, sie hat die Gren­zen ih­rer Macht zu spüren be­kom­men. Tat­säch­lich wird der Mord am Dienst­mäd­chen der Kai­se­rin der Rach­lust ei­ner klei­nen Hexe ge­schul­det sein. Wie an­ders lässt sich er­klären, daß sie den Leich­nam vor ei­nem Jahr acht­los vor das Haus wer­fen ließ? Es war das ers­te Mal, daß ihre schwar­ze Mes­se nicht ver­fan­gen hat­te, in der Mir­ja das Op­fer spiel­te. Der Phö­nix konn­te die Dienst­bo­tin der Kai­se­rin er­mor­den, und viel­leicht schon des­halb, weil er schon zu Zei­ten des rö­mi­schen Reichs Sym­bol des Kai­sers war, auf den sich auch Franz Jo­seph be­ru­fen kann. Got­tes­gna­den­tum hat den Phö­nix schon lan­ge er­setzt. Wir le­ben in der Neu­zeit, Wat­son! Die Fackeln der Ver­gan­gen­heit sind längst über­holt, wir be­leuch­ten un­se­re Straßen mit Gas! Ja, der Phö­nix war nicht im­stan­de, da­mit Eli­sa­beth, die Mut­ter der Völ­ker, zu be­rühren."
    "Und die Rose in den Hän­den der To­ten, Hol­mes?"
    "Ich glau­be, daß Eli­sa­beth die Lei­che ge­fun­den und mit der Rose ge­schmückt hat. Der Fall mu­tet weit pro­sa­i­scher an als Sie in Ih­rem Ro­sen­wahn ver­mu­ten, Wat­son. Der Him­mel weiß, was sie hier je­des Jahr macht. Mein In­s­tinkt ist der: Sie hat hier einen Lieb­ha­ber, dem sie eine Nacht schenkt, eine ver­rück­te Nacht, näm­lich den 11. No­vem­ber. Das Dienst­mäd­chen trug un­ter­des­sen ihre Klei­der, während Eli­sa­beth in den Klei­dern des Dienst­mäd­chens, ei­ner al­ten Ver­trau­ten, den Ge­lieb­ten auf­such­te. Und er schenkt sei­ner Ge­lieb­ten je­des Jahr eine Rose. Das ist eine Kost­bar­keit zu die­ser Jah­res­zeit, und es be­darf großen Ge­schicks oder Ver­mö­gens, eine Rose die­ser Schön­heit vom Som­mer bis in den Spät­herbst zu be­wah­ren.“
    „ Wo­her wis­sen Sie das al­les?“
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