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Von Ratlosen und Löwenherzen

Von Ratlosen und Löwenherzen

Titel: Von Ratlosen und Löwenherzen
Autoren: Rebecca Gablé
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Witwe, die normannische Prinzessin Emma, und nahm sich obendrein noch eine richtige Engländerin als Nebenfrau. Die knapp zwanzig Jahre seiner Regentschaft waren eine lang ersehnte Friedenszeit. (Da die Wikinger England ja nun besaßen, schien es ihnen wohl wenig sinnvoll, es weiterhin heimzusuchen.)
    Als Knut 1035 starb, folgte ein neuerliches langes Durcheinander um die Nachfolge, denn nicht nur hatte Knut von seinen zwei Frauen mindestens zwei Söhne, die in Frage kamen, sondern auch der ratlose Æthelred hatte zwei Söhne hinterlassen, die im normannischen Exil lebten und Anspruch auf die Krone erhoben. Der Jüngere der beiden, Alfred, kam nachKnuts Tod mal herüber nach England, um zu sehen, wie die Dinge standen. Aber Godwin, der Earl of Wessex – ein Mann, von dem wir noch hören werden –, ließ ihn gefangen nehmen und blenden. Das schien ihm ein probates politisches Mittel, die Nachfolge in seinem Sinne zu entscheiden, denn wer blind ist, kann nicht König werden, galt damals. Man musste einen unliebsamen Kandidaten also nicht gleich umbringen, um ihn aus dem Weg zu räumen. Ich bin ja schließlich kein Unmensch, wird Godwin sich gesagt haben. Doch beim Blenden des unglückseligen Alfred gab es eine unappetitliche Panne, und das Opfer dieser handfesten politischen Intrige starb.
    Edward, der zweite Bruder im normannischen Exil, war klug genug, die Botschaft zu verstehen, und blieb vorerst, wo er war, bis Knuts Söhne Harald »Hasenfuß« (was mehr auf schnelle Füße als auf ein feiges Herz hindeutet) und Harthaknut nacheinander regiert hatten und gestorben waren und 1042 schließlich nur noch er – Edward – übrig war.
    So kehrte also mit Æthelreds Sohn ein Spross des angelsächsischen Königsgeschlechts auf den englischen Thron zurück, und zwar ein Spross, der keinerlei verwandtschaftliche Bindung zum dänischen Herrscherhaus hatte, wohl aber zum normannischen: Seine Mutter war die bereits erwähnte Emma, und deren Neffe, Herzog Robert »der Teufel«, hatte Edward jahrzehntelang an seinem Hof in Rouen Obdach geboten. So ist es also nicht verwunderlich, dass König Edward normannisch geprägt war und beinah als Fremder nach England kam. Dort empfing ihn mit offenen Armen und großer Herzlichkeit Godwin, der Earl of Wessex. Sie erinnern sich? Er hatte Edwards Bruder ermordet, was der junge König aber nur vermuten und nicht beweisen konnte. Außerdem war Godwin – verheiratet mit König Knuts Schwester – der mächtigste Mann in England, und Edward musste das Regieren erst noch lernen. Also vertraute er sich wohl oder übel Godwins Führung an und heiratete dessen Tochter Edith.
    Edward »der Bekenner«
    Tatsächlich war es so, dass während Edwards vierundzwanzigjähriger Regentschaft meist Godwin und dessen Söhne die Zügel in der Hand hielten, denn der König war ein wenig weltfremd und überaus fromm und widmete sich lieber dem Kirchenbau als den Regierungsgeschäften. Darum ging er auch als Edward »der Bekenner« in die Geschichte ein. 1051 raffte er sich einmal zu ungewohnter Tatkraft auf, versuchte, Godwins Macht zu brechen, und schickte ihn ins Exil.
    Etwa in die gleiche Zeit fällt ein Ereignis, von dem manche behaupten, es habe niemals stattgefunden: Einem Bericht zufolge bekam König Edward Besuch von seinem Cousin William, dem Herzog der Normandie. Dieser William – ebenfalls ein Mann, von dem wir noch hören werden – war der uneheliche Spross einer skandalösen Liaison zwischen Herzog Robert »dem Teufel« und einer schönen Gerberstochter aus Falaise, und darum war er seinen Zeitgenossen als William »der Bastard« bekannt. Aber Bastard oder nicht, als sein Vater 1035 auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem starb, war William sein einziger Sohn und erbte mit sieben oder acht Jahren den Herzogstitel seines Vaters. Lange und hart musste er kämpfen, um nach dem Titel auch die Macht zu gewinnen, doch als er 1051 zu seinem Cousin Edward nach England kam, war William ein Herrscher, der nicht nur seine Untertanen in der Normandie, sondern auch seine französischen Nachbarn das Fürchten gelehrt hatte – den König von Frankreich inklusive. Genau der Richtige also, um Ordnung im ewig rastlosen England zu schaffen, fand der fromme Edward, dessen Ehe mit seiner – angeblich ungeliebten – Königin kinderlos geblieben war. Und so fragte Edward seinen normannischen Cousin William, ob der zufällig Lust habe, nach ihm König von England zu werden. William fand, das sei eine hervorragende
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