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Vollendet (German Edition)

Vollendet (German Edition)

Titel: Vollendet (German Edition)
Autoren: Neal Shusterman
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Transportcontainern gefüllt, und in jedem Container sitzen vier Wandler. Als einer der Container geöffnet wird, späht ein Junge heraus, in angstvoller Erwartung, was wohl auf ihn zukommen mag. Er blickt in das Licht einer Taschenlampe, und als sich die Taschenlampe senkt, sieht er, dass nicht ein Erwachsener den Container geöffnet hat, sondern ein Teenager. Er trägt khakifarbene Kleidung und lächelt die Neuankömmlinge an. Dabei wird eine Zahnspange sichtbar, obwohl seine Zähne auch so schon perfekt aussehen. »Hallo, ich heiße Hayden, und ich bin heute euer Retter«, verkündet er. »Habt ihr den Flug gut überstanden?«
    »Uns geht’s gut«, sagt ein Wandler. »Wo sind wir?«
    »Im Fegefeuer – auch bekannt als Arizona.«
    Der Junge klettert, noch immer misstrauisch, aus dem Container. Er reiht sich in die Schlange der Neuankömmlinge ein und stößt sich trotz Haydens Warnung beim Hinausgehen den Kopf an der Frachtraumöffnung. In grellem Tageslicht und bei gleißender Hitze geht er die Rampe hinunter. Er sieht, dass sie nicht auf einem Flughafen gelandet sind, obwohl alles voller Flugzeuge ist.
    In der Ferne rollt ein Golfcaddie auf sie zu, der roten Staub aufwirbelt. Die Kids verfallen in Schweigen, als das Fahrzeug näherkommt. Es hält an, und der Fahrer steigt aus. Über die eine Gesichtshälfte ziehen sich Narben. Der Mann unterhält sich erst leise mit Hayden und wendet sich dann an die Menge.
    Erst da merkt der Wandler, dass er keinen Mann vor sich hat, sondern auch einen Jugendlichen, nicht viel älter als er selbst. Vielleicht wirkt er wegen der Narben in seinem Gesicht erwachsener, vielleicht liegt es aber auch einfach nur an seiner Haltung.
    »Ich möchte euch auf dem Friedhof willkommen heißen«, sagt er. »Mein offizieller Name lautet E. Robert Mullard.« Er lächelt. »Aber alle nennen mich Connor.«
    Der Admiral ist nie auf den Friedhof zurückgekehrt. Seine Gesundheit hätte es nicht zugelassen. Stattdessen zog er sich auf seine Familienranch in Texas zurück, in die Fürsorge einer Ehefrau, die ihn Jahre zuvor verlassen hatte. Obwohl er schwach ist und kaum mehr laufen kann, hat er sich nicht sehr verändert. »Die Ärzte sagen, mein Herz lebt nur noch zu fünfundzwanzig Prozent«, erzählt er jedem, der sich nach seiner Gesundheit erkundigt. »Das reicht.«
    Mehr als alles andere hat ihn die Aussicht auf Harlans große Party am Leben gehalten. Man könnte sagen, dass die furchtbaren Geschichten über »Humphrey Dunfee« wahr sind. Zumindest hat der Admiral alle Teile aufgespürt und alle Organempfänger hier versammelt. Aber es wird keine Operationen geben. Ungeachtet der Gerüchte war nie geplant, Harlan Stück für Stück wieder zusammenzusetzen. Die Dunfees fügen ihren Sohn anders zusammen, auf die einzig mögliche sinnvolle Art.
    Auch in diesem Moment, in dem der Admiral und seine Frau den Garten betreten, ist Harlan da. Er ist in den Stimmen der zahlreichen Partygäste, die scherzen und lachen, Männer und Frauen aller Altersgruppen. Jeder hat ein Namensschild, doch darauf stehen keine Namen – die sind heute unwichtig.
    RECHTE HAND steht auf dem Schild am Revers eines jungen Mannes. Er kann nicht älter als fünfundzwanzig sein.
    »Lassen Sie mich mal sehen«, sagt der Admiral.
    Der Mann hält ihm die Hand hin. Der Admiral betrachtet sie, bis er zwischen Daumen und Zeigefinger eine Narbe entdeckt. »Ich habe Harlan mit zum Angeln genommen, als er neun war. Die Verletzung hier hat er sich geholt, als er versucht hat, eine Forelle auszunehmen.«
    Da hört er hinter sich eine Stimme – wieder ein Mann, ein bisschen älter als der erste.
    »Daran erinnere ich mich!«, sagt er. Der Admiral lächelt. Die Erinnerungen mögen auf mehrere Menschen verteilt sein, aber sie sind trotzdem hier, jede einzelne.
    Am Rande des Gartens begegnet er dem Jungen, der sich hartnäckig Emby nennt und der, seit er endlich das richtige Asthmamedikament bekommt, nicht mehr so schwer atmet. »Was machst du denn hier?«, fragt der Admiral. »Warum bist du nicht bei den anderen?«
    »Ich kenne aber doch niemanden.«
    »Natürlich tust du das«, sagt der Admiral. »Du weißt es nur noch nicht.« Und er führt Emby in das Getümmel der Partygäste.
    Auf dem Flugzeugfriedhof spricht Connor zu den Neuankömmlingen. Sie stehen noch vor dem Flieger, der sie hergebracht hat. Connor findet es faszinierend, dass sie ihm zuhören, ihn respektieren. Daran wird er sich wohl nie gewöhnen.
    »Ihr seid hier, weil
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