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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)
Autoren: Robert E. Howard
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zeigte. Meine Finger schlossen sich instinktiv und mit so großer Vertrautheit um den Schwertgriff, dass es mir schien, als gehöre die Waffe seit langer Zeit zu mir.
    Nun fiel mir mit einem Mal alles wieder ein und ich musste bei dem Gedanken lachen, dass ein kleiner Schlag auf den Kopf mich, Conan den Plünderer, vorübergehend zu einem völlig verunsicherten Narren gemacht hatte. Ja, ich erinnerte mich wieder. Wir hatten die Briten überfallen, an deren Küsten wir häufig von der Insel Eire-ann aus mit Fackeln und Schwertern auf Raubzug gingen. An jenem Tag hatten wir, die schwarzhaarigen Gälen, uns mit unseren langen, flachen Booten einem Küstendorf genähert und waren dort eingefallen. Nach heftigen Kampfesstürmen hatten die Briten ihren verbissenen Widerstand letztlich aufgegeben und waren – Krieger, Frauen und Kinder – tief in die Schatten des Eichenwaldes geflohen, in den wir ihnen nur selten zu folgen wagten.
    Aber dieses Mal war ich ihnen gefolgt, denn unter meinen Feinden gab es ein Mädchen, das ich mit brennender Leidenschaft begehrte. Ein anmutiges, schlankes Geschöpf mit golden wellendem Haar und tiefgrauen Augen, leidenschaftlich und geheimnisvoll wie das Meer. Ihr Name war Tamera – er war mir wohlbekannt, denn zwischen unseren Völkern herrschte nicht immer Krieg, wir trieben auch Handel, und ich hatte ihre Dörfer vor einiger Zeit während einer seltenen Waffenruhe in friedlicher Absicht besucht.
    Immer wieder sah ich ihren weißen, halbnackten Körper zwischen den Bäumen aufblitzen, als sie mit der Leichtigkeit eines Rehs davonlief. Während ich ihr folgte, keuchte ich vor wilder Begierde. Sie floh tiefer und tiefer in die dunklen Schatten der knorrigen Eichen, ich war dicht hinter ihr, und bald waren das Klingen der Schwerter und das Gebrüll der Schlacht nicht mehr zu hören. Schließlich rannten wir durch eine Stille, die nur durch schnelles, angestrengtes Atmen unterbrochen wurde, bis wir an eine kleine Lichtung kamen, die vor einer düsteren Höhlenöffnung lag.
    Jetzt war ich ihr so nahe, dass ich ihre wehenden goldenen Locken mit meiner mächtigen Hand packen konnte. Sie sank mit einem verzweifelten Heulen zu Boden, das von einem Schrei beantwortet wurde, und als ich mich blitzschnell umdrehte, sah ich mich einem hochgewachsenen jungen Briten gegenüber, der – mit dem Feuer der Verzweiflung in den Augen – zwischen den Bäumen hervorsprang.
    »Vertorix!«, stieß das weinende Mädchen hervor, und ihre Stimme brach mit einem Schluchzen, während die Wut in mir immer wilder raste, da ich wusste, dass dieser junge Mann ihr Geliebter war.
    »Lauf in den Wald, Tamera!«, rief er ihr zu, stürzte sich wie ein Panther auf mich und schwang seine Bronzeaxt wie ein Feuerrad über seinem Kopf. Dann durchdrangen der Klang aufeinanderschlagender Klingen und das schwere Keuchen zweier Kämpfer den Wald.
    Der Brite war zwar ebenso groß wie ich, doch sein schlanker Körper war weit weniger muskulös. An schierer Muskelkraft war ich ihm weit überlegen – bald hatte ich ihn in die Defensive gedrängt und er versuchte verzweifelt, meine heftigen Schwerthiebe mit seiner Axt zu parieren. Wie die Hammerschläge eines Schmieds dessen Amboss erschüttern, trafen meine unerbittlichen Hiebe seine Abwehr, und ich drängte ihn unbarmherzig immer weiter zurück. Unter schweren Atemzügen hob und senkte sich seine Brust; meine blitzschnelle Klinge hatte auf seinem Kopf, seiner Brust und seinem Oberschenkel blutende Wunden hinterlassen – er würde nicht mehr lange durchhalten. Ich schlug noch heftiger zu, er krümmte und bog sich unter meinen Schlägen wie ein junger Baum in einem tosenden Sturm, und dann hörte ich das Mädchen rufen: »Vertorix! Vertorix! Die Höhle. In die Höhle!«
    Ich sah, wie sein Gesicht vor Angst erblasste, und diese Angst war größer als die Angst vor meinem hämmernden Schwert.
    »Nicht dort hinein!«, stöhnte er. »Dann lieber einen edlen Tod! Im Namen von Il-marenin, Liebste, lauf in den Wald und rette dein Leben!«
    »Ich verlasse dich nicht!«, rief sie. »Die Höhle – sie ist unsere einzige Rettung!«
    Wie eine fliegende Elfe huschte sie, ein heller Blitz, an uns vorbei und verschwand in der Höhle, und mit dem Mut der Verzweiflung versetzte mir der Junge jetzt einen Schlag, der beinahe meinen Schädel gespalten hätte. Während ich noch unter der Wucht des Hiebes, den ich nur mit Mühe hatte abwehren können, taumelte, sprang er auf und folgte dem Mädchen in die
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