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Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition)

Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition)

Titel: Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition)
Autoren: Sophie Lang
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nicht sehr oft aufhalte, aber den ich jetzt liebend gerne Asha´s Programm vorziehen würde.
    Stattdessen laufen wir an all den Stationen vorbei und betreten den Raum der Stille. Ich würde ja gerne lachen, aber auch das darf ich noch nicht. Wir sind ja jetzt im Raum der Stille und Asha meint, Lachen strenge meine Bauchmuskeln noch zu sehr an. Also sitzen wir uns gegenüber auf dem Boden und dehnen und strecken unsere Beine, Arme und Hüften. Ich merke, wie meine Verletzung ganz schön meckert, aber ich komme gut mit und mit der Zeit macht es mir sogar etwas Spaß, mich zu verbiegen.
    „Ist eigentlich schon einmal jemand auf den Gedanken gekommen, dich mit einem Kaugummi zu verwechseln“, frage ich Asha, als sie gerade in die Brücke geht, also Hände und Füße in den Boden drückt, ihren zierlichen Körper nach oben biegt und so ihren Bauch Richtung Decke streckt.
    „Ne“, kichert sie leise, angemessen für den Raum der Stille, und schwingt sich hoch in den Handstand. Nicht schlecht, denke ich. Das werde ich auch mal versuchen, wenn ich wieder fit bin. Ich begnüge mich damit im Sitzen und mit ausgestreckten Beinen meine Stirn auf den Knien abzulegen. Das fällt mir leicht.
    Für Jesse, der nicht einmal im Stehen mit seinen Fingerspitzen den Boden berühren kann, wäre diese Dehnübung eine Lebensaufgabe. Jesse?
    Er ist jetzt gerade auf Patrouille in Zone drei, gemeinsam mit Flavius und Shaco, der solange meinen Platz einnimmt, bis ich wieder mit darf, wieder fit bin. Wie gerne wäre ich jetzt auch dabei, wenn sie durch die Häuserschluchten streifen, die neuen Sensoren checken, welche die Bestien aufspüren, und wenn sie Glück haben, dann begegnen sie sogar einem der Viecher und vertreiben es aus unserer Sektion. Ich komme mir gerade so nutzlos vor.
    „Hast du was?“, fragt Asha, die meine Gedanken erraten hat.
    „Ich wäre jetzt gern draußen, patrouillieren, jagen“, gestehe ich ihr.
    „Ich würde es dir ja erlauben mitzugehen, wenn ich mir sicher sein könnte, dass du nichts machst.“
    „Kann ich aber nicht. Nichts machen? Das geht doch überhaupt nicht.“
    „Deshalb habe ich ja auch das Verbot ausgesprochen.“
    „Du hast ganz schön viel Macht über mich, du kleine Göre“, scherze ich. „Kannst einfach so verbieten, dass ich meinem Job mache.“
    „Nur wenn du krank oder verletzt bist. Aber mal ehrlich. Du würdest nicht auf mich hören, wenn ich dich darum bitten würde. Oder?“ Ich schweige, aber das genügt als Antwort.
    „Siehst du. Ich will nur, dass du wieder schnell gesund wirst, bevor du dich wieder mit den Bestien anlegst.“ Asha hüpft aus ihrem Handstand und kommt meinem Gesicht ganz nah. „Ich habe jedes Mal Angst, wenn du fort bist.“ So wie sie das jetzt sagt, so besorgt, so ernst, ich schlucke schwer. „Ich will nicht allein sein, Freija. Gouch, Jesse und alle anderen sind okay, aber ich brauche dich.“
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber das ist vermutlich auch gerade nicht nötig. Ich nehme sie in meine Arme und als hätte sie seit langem auf diese Zuneigung gewartet, drückt sie mich ganz fest und beginnt leise zu weinen. Eigentlich darf sie das nicht. Das 7. Gebot besagt, du darfst keine Schwäche zeigen. Würden die Gesandten herausfinden, wie Asha auf meinem Schoß sitzt und schluchzt, dann wäre sie sofort exsektioniert. Aber ich bin unfähig sie davon abzuhalten. Wie lange müssen sich ihre Ängste, ihre Gefühle aufgestaut haben? Wie lange sehnt sich dieses junge Mädchen schon nach Zuneigung? Ich bin nur ein Ersatz, das ist mir bewusst. Ich kann nicht mehr tun, als ihre große Schwester zu spielen. Auch wenn wir nicht verwandt sind, werde ich versuchen, genau das für sie zu sein. Für sie da zu sein.
    Ich streiche goldene Strähnen aus ihrer Stirn und lasse sie schluchzen, während sie sich in mich hinein verkrümelt, wie eine Eidechse nach Wärme suchend.
    „Ich werde nicht weggehen. Ich bin für dich da. Keine Sorge, Kleine, keines dieser Biester wird mich erledigen.“
    „Versprochen?“
    „Versprochen“, schwöre ich.
    Plötzlich sehe ich einen schemenhaften Schatten. Jemand ist hier, beobachtet uns. Sofort mache ich Asha darauf aufmerksam und sie wischt sich gleich die Tränen aus den Augen. Angst kann ich jetzt in ihrem Gesicht lesen. Ich schüttle fast unmerklich den Kopf und Asha versteht mich.
    „Du musst dich noch mehr in die Übung hineinversetzen und die Dehnung richtig mit der Atmung spüren“, sagt sie tapfer und die Traurigkeit
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