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Verschollen

Titel: Verschollen
Autoren: Åke Smedberg
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talentiert.«
    Bernt Larsson hatte sich im Stuhl zurückgelehnt und lächelte abwartend.
    »Obwohl das alles noch nicht viel aussagt, nicht wahr?«, fuhr Nielsen fort. »Das ließe sich alles durchaus plausibel erklären. Aber etwas anderes ist viel interessanter, finde ich. Sie sind zur See gefahren, haben Sie erzählt. Bis 1976. Und es stimmt, Sie haben bei der Amerika-Linie als Steward gearbeitet - eine Reise lang. Aber wenn man genauer hinsieht, scheint das auch die einzige geblieben zu sein. Was ist passiert? Sind Sie seekrank geworden?«
    Da lachte Bernt Larsson laut auf.
    »Wenn Sie darauf bestehen, kann ich Ihnen die Namen der alten Kähne geben, auf denen ich herumgeschippert bin. Obwohl ich nicht glaube, dass Ihnen die so viel nützen würden. Das ist lange her. Und Sie scheinen auch kein besonders begabter Ermittler zu sein.«
    »Vielleicht stimmt das. Aber mir ist es immerhin gelungen, eine Sache herauszubekommen. Eine Verurteilung wegen Drogenmissbrauchs. In Stockholm, im Spätherbst 1971. Sie müssen im Frühling des folgenden Jahres entlassen worden sein.«
    Nielsen machte eine kurze Pause.
    »Im April vielleicht? Rechtzeitig für eine Reise gen Norden!«
    Bernt Larsson blinzelte zu ihm herüber.
    »Alle Achtung, was Sie da hervorgekramt haben. Aber das sagt auch nicht besonders viel aus, oder? Nur, dass ich weder Lust noch Grund gehabt habe, Ihnen davon zu erzählen. Ich wollte keine Beichte ablegen. Damals bin ich nach dieser Sache gleich wieder abgehauen und zur See gefahren. War draußen und bin herumgesegelt bis Mitte der Siebziger, wie ich gesagt habe.«
    »Aha? Und dass Sie zusammen mit einem gewissen Bengt Andersson verurteilt wurden, was sagen Sie denn dazu? Derselbe Bengt Andersson, den plötzlich ein so großes Interesse für den Fall Anna-Greta Sjödin erfasst hatte. Ein sehr merkwürdiger Zufall, oder?«
    Bernt Larsson schwieg.
    »Aber es gibt da eine andere Übereinstimmung, die noch viel merkwürdiger ist«, fuhr Nielsen fort. »Erinnern Sie sich daran, dass ich ein Foto von Ihnen gemacht habe? Ich hatte natürlich einen Hintergedanken dabei. Das Bild habe ich einigen Nachbarn von Bengt Andersson gezeigt. Und wen, glauben Sie, haben sie darauf erkannt? Ja, das wissen Sie natürlich. Da gab es keinen Zweifel. Auf dem Foto haben sie Bengt Andersson wiedererkannt. Oder vielmehr den Mieter, der sich als Bengt Andersson ausgegeben hatte.«
    Er machte wieder eine kurze Pause.
    »In Ihrer Branche muss das ein sehr praktikables Modell sein, oder? Zwei Namen und zwei Identitäten zu haben, die man beliebig wechseln kann. Zwei Körper, in die man klettern kann. Und solange Sie nicht allzu viel Aufsehen erregten, gab es kein größeres Risiko, von jemandem entdeckt zu werden. Und wenn es jemand getan hätte, wäre das auch keine Katastrophe gewesen. Früher zumindest nicht. Aber jetzt hat sich die Sachlage ein wenig verändert!«
    Bernt Larsson wandte sich ab und saß eine Weile still da, schüttelte immer wieder den Kopf.
    »Sie hätten es ruhen lassen sollen«, sagte er leise. »Sie hätten sich damit begnügen sollen. Warum mussten Sie nur so verflucht hartnäckig sein? Wofür soll das alles gut sein?«
    »Sie meinen, dass ich dann meine Ruhe gehabt hätte«, sagte Nielsen. »Dass alles vorbei gewesen wäre? Und das soll ich Ihnen glauben?«
    Bernt Larsson warf ihm einen Blick aus den Augenwinkeln zu.
    »Ja, warum nicht? Ich habe doch gesagt, dass wir uns nicht wiedersehen würden. Obwohl das jetzt keine Bedeutung mehr hat, nicht wahr? Wir beide wissen doch, dass Sie jetzt etwas in Bewegung gebracht haben, das sich nicht so leicht wieder stoppen lässt.«
    Er lachte leise.
    »Das muss dieses Bein sein! Weil Sie ein Krüppel sind. Wenn ich es früher gewusst hätte, wäre es leichter gewesen. Ich verstehe nicht, wie ich so etwas übersehen konnte! Solche wie Sie sind immer schwierig. Das hat wohl irgendwie mit Kompensation zu tun. Sie beißen sich fest und lassen so leicht nicht wieder los. Wie Zecken.«
    Nielsen bemerkte, wie sich Larssons Stimme veränderte, einen anderen Klang bekam. Auch sein Gesichtsausdruck war nun ein anderer, er wirkte gröber, verzerrter, als würde ein neues Gesicht zum Vorschein kommen.
    »Und jetzt wollen Sie natürlich alles genau wissen, und ich soll es Ihnen erzählen. Sie meinen also, dass ich Ihnen alles sagen werde. Darum sind Sie doch wohl hier? Aber warum sollte ich das? Warum sollte ich Ihnen gegenüber auch nur ein einziges Scheißwort darüber verlieren,
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