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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)
Autoren: Edi Graf
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Silo und ließ das Material aus einer Abwurfhöhe von fast zehn Metern auf
das Containerdach prasseln, von wo es über die vier Wände zu Boden glitt und eine
immer höher steigende Halde bildete.
    Über die
Förderbandwaage hatte Zoto Menge und Körnung des Materials ständig unter Kontrolle,
laufend wurden die Daten mittels Bandgeschwindigkeit und Gewicht des durchlaufenden
Gesteins neu berechnet und im digitalen Fenster des Auswertesystems angezeigt.
    Agim Zoto
war fasziniert. 250.000 Tonnen Kies waren die Jahresleistung des Förderbands. Wenige
Minuten reichten, um einen kompletten Container und seine Insassen für immer verschwinden
zu lassen.
    Das kleine
Fenster des Containers war jetzt schon fast erreicht, immer mehr Kies rutschte über
die schräge Kegelspitze, die sich auf dem Dach gebildet hatte, nach unten, Stein
um Stein wuchs das kalte Grab am Ufer des Sees.
    Zoto hatte
den Platz bewusst gewählt und mit Reiter besprochen, den Hügel später mit Erdaushub
abzudecken und verwuchern zu lassen, eine natürliche Böschung zu schaffen, die von
den Naturschützern bald schon als neu gestaltetes Biotop Anerkennung fände.
    Schon in
zwei Stunden würde niemand dort zwei Menschen in einem Container vermuten.
     
    Johnny Cash fluchte.
    Die A1 Richtung
Verkehrsknoten von Lagos Mainland und Tin Can war dicht. Das Gehupe und Geschrei
auf der überfüllten Autobahn machten ihn aggressiv.
    Er hatte
nachgedacht und gab eine Beschreibung Alans an seine Zentrale durch. Binnen weniger
Minuten hatten alle Taxifahrer, die für dasselbe Unternehmen fuhren, die Meldung,
dass sie nach ihm Ausschau halten sollten.
    Johnny Cash
bog von der Ikorodu Road ab und verließ sich auf seine Ortskenntnis. Über schlammige
Wege, die kaum Straßen zu nennen waren, über dreckige Gassen, in denen schmale Bretter
über Schlammsuhlen und Unratpfützen führten, kam er schneller voran als auf der
verstopften Stadtautobahn.
    Hupend und
mit hastigen Lenkbewegungen bahnte er sich den Weg zwischen schimpfenden Händlern
und hastig davon springenden Kindern.
     
    »Oh mein Gott, Jakob, tun Sie was!
Die schütten uns zu!«
    Sie rüttelte
ihn an seinem Kragen und versuchte, ihn aus dem Tiefschlaf zu reißen, doch der alte
Mann verharrte in seiner Lethargie.
    Lindas Stimme
war ein hysterisches Kreischen, sie sah den endlosen Steinregen durch die schmale
Fensterluke, die jetzt von unten zuzuwachsen begann.
    Sie hatte
aufgehört zu poltern und zu trommeln, es gab da draußen nur einen, der sie hören
konnte.
    Der schaufelte
ihr Grab.
     
    Als der Tausendfüßer den Hemdkragen
erreichte und über den Nackenschild der Kappe wieder zu Boden glitt, streifte er
das Ohr des Schwerverletzten. Alan schrak für eine Sekunde hoch, schüttelte das
Tier ab, schloss die Augen und sank erschöpft in die Schwerelosigkeit des schmerzfreien
Schlafs.
    Der Goldschakal,
der den Blutgeruch wahrgenommen hatte, kam witternd aus seiner Höhle, die vom Straßengraben
unter die Fahrbahndecke führte. Er war an den Lärm und die Lichter gewöhnt, dies
war sein Revier, in dem er sich bei Tag die überfahrenen Hunde und Ziegen mit Schildraben,
Marabus und Waranen teilte.
    Die Jungen
in seinem Bau hatten Hunger, die tote Katze, die er am Mittag entdeckt hatte, war
in den Mägen der übermächtigen Geier gelandet.
    Bei Nacht
gehörte die Beute ihm.
    Ihm und
den Hyänen.

69
     
    Die schmächtige Gestalt bewegte
sich mit der Geschmeidigkeit einer Ginsterkatze über das nächtliche Gelände. Der
Lärm wies ihr den Weg.
    Vor ihr
ragten die Silos, Förderbandanlagen und Gesteinshalden in den Himmel, dann erkannte
sie den Lastwagen, der den Container aus dem Wald hierher transportiert hatte. Am
Ufer des Sees sah sie zwischen hohen Schotterhalden die helle Containerwand leuchten,
halb zugeschüttet von Kieselsteinen, die sich bereits meterhoch rings um den Metallblock
häuften.
    Wie durch
Zauberhand regnete es von oben ständig neuen Kies auf das Dach, und von dort rutschte
er an die Seiten des Containers. Schon verschwand das kleine Gitterfenster, durch
das sie selbst schon in die vermeintliche Freiheit gestarrt hatte, hinter der Kieswand.
    Vorsichtig
schlich sie näher. Ihre Schritte blieben unhörbar im Lärm der Maschine, die Büsche
und Bäume, Metallgestänge, Halden und Steinlager versteckten ihre Gestalt, die sich
trotz des bunten Tuchs, in das sie gewickelt war, im Dunkel der Nacht kaum von ihrer
Umgebung abhob.
    Unbemerkt
kam sie in die Nähe des Containers, hielt sich aus dem
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