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Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Titel: Verloren: House of Night 10 (German Edition)
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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großgewachsenen Menschen mit cappuccinofarbener Haut liebte, der vor sehr langer Zeit viel zu jung gestorben war.
    Ihre Schultern sackten nach vorn. Seit Jahrzehnten hatte sie nicht mehr so viel an Martin gedacht. Die erneute Erinnerung war ein zweischneidiges Schwert – einerseits war es wunderschön, sich sein Lächeln, seinen Duft, seine Berührung ins Gedächtnis zu rufen. Andererseits wurde durch sie die Leere spürbarer, die sein Tod hinterlassen hatte. Über zwei Jahrhunderte schon trauerte Lenobia um diese verlorene Gelegenheit, dieses verschwendete Leben.
    »Unsere Zukunft verbrannte vor meinen Augen. Vernichtet durch die Flammen des Hasses, der Besessenheit und des Bösen.« Sie schüttelte den Kopf und rieb sich die Augen. Sie musste ihre Gefühle wieder unter Kontrolle bekommen. Auch heute noch brannte das Böse eine Schneise durch alles Gute und Lichte. Sie holte tief Luft und wandte sich einer Sache zu, die immer beruhigend auf sie wirkte, egal wie chaotisch die Welt um sie her war – Pferde, insbesondere Mujaji. Ruhiger als zuvor tastete Lenobia noch einmal nach ihrer Stute – mit jener besonderen Region ihres Geistes, worin sich in dem Augenblick, da sie als sechzehnjähriges Mädchen Gezeichnet worden war, durch Nyx’ Berührung ihre Affinität für Pferde manifestiert hatte. Mühelos fand sie Mujaji und hatte sofort ein schlechtes Gewissen, da diese noch immer ihretwegen aufgewühlt schien.
    »Schhh«, sprach Lenobia ihr wieder zu, wobei der Laut ihr half, beruhigende Gefühle durch ihr gedankliches Band zu senden. »Ich kann mich nur nicht beherrschen und versinke in dummen Gedanken. Das vergeht wieder, meine Süße, ich verspreche es dir.« Lenobia sandte ihrer nachtschwarzen Stute eine Woge der Liebe und Wärme, und wie immer fand auch Mujaji wieder Ruhe.
    Lenobia schloss die Augen und ließ ihren Atem als langgezogenen Luftstrom entweichen. Vor sich sah sie ihr Pferd, so schön und dunkel wie die Nacht, wie es sich endlich wieder entspannte, ein Hinterbein anwinkelte und in einen traumlosen Schlaf fiel.
    Indem sie sich auf die Stute konzentrierte, gelang es der Pferdeherrin, den Aufruhr von sich wegzuschieben, der seit der Ankunft des jungen Cowboys in ihr herrschte. Morgen , nahm sie sich schläfrig vor, morgen werde ich Travis klarmachen, dass wir nie mehr sein werden als Arbeitgeberin und Angestellter. Wenn ich meine Distanz zu ihm wahre, werden seine Augenfarbe und die Gefühle, die er in mir auslöst, an Bedeutung verlieren. Ganz bestimmt … ganz sicher …
    Und endlich schlief Lenobia ein.

Neferet
    Obwohl sie kein geistiges Band mit Shadowfax hatte, folgte dieser bereitwillig Neferets Ruf. Zum Glück war der Unterricht für heute bereits zu Ende, daher war die Sporthalle nur noch schwach erleuchtet, als der große Maine Coon und sie sich dort trafen. Kein Schüler war in Sicht, und auch Dragon Lankford war abwesend, wenn auch vermutlich nur vorübergehend. Auf dem Hinweg waren ihr nur ein paar rote Jungvampyre begegnet. Bei dem Gedanken, wie sie die abtrünnigen Roten in das House of Night integriert hatte, lächelte Neferet zufrieden. Welch wunderbare Möglichkeiten boten sich dadurch, Chaos zu säen – vor allem, sobald sie dafür gesorgt hätte, dass Zoeys Kreis brach und ihre beste Freundin Stevie Rae nach dem Tod ihres Geliebten in Trauer versank.
    Es gefiel Neferet ungemein, dass sie im Begriff war, Zoey auf Dauer Leid und Schmerz zuzufügen, aber sie war zu diszipliniert, um sich daran zu weiden, ehe sie nicht den Opferzauber gesprochen und ihre Befehle auf den Weg geschickt hatte. Sie musste zügig vorangehen – die Schule mochte heute Nacht ungewöhnlich ruhig, fast verlassen wirken, aber tatsächlich konnte jeden Moment jemand in die Sporthalle kommen. Später bliebe noch reichlich Zeit, um sich an den Früchten ihrer Arbeit zu erfreuen.
    Leise redete sie dem Kater zu, lockte ihn zu sich, und als er ganz nahe war, ging sie auf die Knie, um auf seiner Höhe zu sein. Sie hatte befürchtet, er würde misstrauisch sein – Katzen spürten so einiges. Sie waren viel schwerer zu täuschen als Menschen, Jungvampyre oder selbst Vampyre. Skylar, Neferets eigener Kater, hatte sich geweigert, mit ihr in ihre Penthouse-Suite im Mayo Hotel umzuziehen. Er zog es vor, auf dem Gelände des House of Night im Schatten zu lauern und sie wissend aus großen grünen Augen zu beobachten.
    Doch Shadowfax war nicht so argwöhnisch.
    Neferet lockte ihn mit der Hand. Langsam kam der
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