Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliebt bis unters Dach Roman

Verliebt bis unters Dach Roman

Titel: Verliebt bis unters Dach Roman
Autoren: Sarah Monk
Vom Netzwerk:
Besitzerwohnung waren voll möbliert, daher brauchten sie außer ihrer persönlichen Habe nichts mitzunehmen. Von den Möbeln trennten sie sich gerne: eine zusammengewürfelte Mischung aus Sperrmüll und Flohmarktschnäppchen, die bessere Zeiten erlebt hatten, ehe sie in Liesels Wohnung gewandert waren.
    So etwas wie Familienerbstücke hatten sie nie besessen.
    Ihre Eltern waren unbeschwerte Typen gewesen, die nicht viel von materiellen Werten gehalten hatten. Als Kinder waren sie so oft umgezogen, dass ihre Mutter sie manchmal als Zigeunerbande bezeichnet hatte. Einen ganzen Sommer lang waren sie mit einem Wohnmobil durch Wales gereist, was natürlich ein großartiges Abenteuer war, bis der Einbruch eines kalten Herbstes sie in das angemietete Cottage in den Mendip Hills zurücktrieb.
    Sie hatten immer nur zur Miete gewohnt, nie ein Haus besessen. Ihr Vater war Sänger in einem Nachtclub gewesen und konnte wunderbar Elvis imitieren. Ihre Mutter war vollberuflich genau das gewesen, eine Mutter, eine Haltung, die Marilyn mit Alex gerne nachgeahmt hätte, aber das war natürlich unmöglich gewesen.
    Ihre Kindheit war zwar irgendwie wurzellos gewesen, aber auch idyllisch, und als die Eltern starben, waren die Mädchen heimatlos geworden. Sie selbst waren von einer Mietwohnung zur nächsten gezogen, bis Marilyn Nick begegnet war.
    Er war charmant gewesen, sah gut aus und besaß bereits sein eigenes Haus. Liesel hatte immer gewitzelt, dass sie nicht sicher sei, ob Marilyn sich in sein originelles vierstöckiges Haus in Islington verliebt hätte oder in den Mann selbst.

    Trotz dieses Scherzes wusste sie, dass ihre Schwester sich Hals über Kopf in Nick verliebt hatte und dass es nicht der Verlust des Hauses war, um den sie sich Nacht für Nacht einen Monat lang die Seele aus dem Leib geschluchzt hatte oder jedes Mal in Tränen ausbrach, wenn die Titelmusik einer bestimmten Fernsehserie begann.
    Liesel hatte sich größte Mühe gegeben, ihre schäbige, enge Wohnung zu einem Zuhause für die Schwester und den Neffen zu machen, aber wenn sie eines in ihrem Leben gelernt hatte, dann dies, dass es die Menschen waren und nicht die Besitztümer, die aus einem Haus ein Zuhause machen.
     
    Am letzten Abend waren sie trotz ihrer supereffizienten Organisation immer noch nicht fertig.
    Liesel überlegte noch, welche Kleider sie packen sollte, und Marilyn verstaute die letzten Dinge, die sie noch in der Küche benutzten.
    Eigentlich nahmen sie sich beide Zeit, um sich innerlich zu verabschieden. Sosehr sie sich danach sehnten, fortzugehen, der Moment war doch so einschneidend, dass beide Mädchen einen dicken Kloß in der Kehle hatten. Marilyn hatte nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, weil der süße Alex hereinkam und seine Abenddosis Zucker verlangte.
    »Mum, hast du die Keksdose schon eingepackt?«
    »Natürlich nicht.« Sie deutete auf die Dose, die teilweise von einer Kiste auf dem Tisch verborgen war.
    Alex hob grinsend den Deckel und spähte hinein. Dann fragte er: »Mum, was ist ein Scheißhaus?«
    Marilyn, die gerade Kochtöpfe verstaute, hielt inne und wirbelte herum.
    »Wo hast du das bloß aufgeschnappt?«

    »Tante Liesel hat letzte Woche mit Carlos dem Schrecklichen telefoniert und gesagt, sie wolle nicht mehr in diesem...« Alex’ Blick glitt zur Seite, weil er sich an alle Ausdrücke zu erinnern versuchte, die ihn allesamt sehr gereizt hatten: »... muffigen, dreckigen Scheißhaus von einer Bar arbeiten wollte. Was ist ein Scheißhaus?«, wiederholte er. »Du hast immer gesagt, ich soll fragen, wenn ich ein Wort nicht weiß.«
    »Also...«, überlegte Marilyn. Wie konnte sie das bloß am besten erklären? »Tante Liesel hat nicht gerne da gearbeitet.«
    »Ein Scheißhaus ist also ein Ort, an dem man nicht gerne ist?«
    »Ja, vermutlich, aber es gibt viel bessere Wörter, um das auszudrücken«, sagte sie. Liesel, die es mit angehört hatte, trat etwas verlegen aus dem Schlafzimmer.
    »Okay«, meinte Alex. »Klar, kann ich jetzt einen Schokoladenkeks haben?«
    Marilyn nickte. »Gut, aber dann musst du deine Computerspiele einpacken, okay? Je früher wir losfahren, desto eher sind wir da.«
    »Habe ich schon.«
    »Die Comics von dieser Woche?«
    »In der Kiste bei der Tür.«
    »Das Spielzeug?«
    Alex nickte, steckte die Hand in die Keksdose und zog einen weiteren Schkoladenkeks heraus.
    »Ist dein Zimmer leer?«
    Wieder nickte er.
    »Du bist aber schnell.«
    »Je eher wir losfahren, desto eher sind wir da«, gab
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher