Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung
Autoren: Stieg Larsson
Vom Netzwerk:
Rettungshubschrauber gekommen war. Mikael war hinausgegangen und hatte zwei Autos aus dem Kuhstall geholt, der auch als Garage genutzt wurde. Dann hatte er die Scheinwerfer angemacht, um dem Hubschrauber die Landung auf dem Acker vorm Haus zu erleichtern.
    Die Besatzung des Helikopters und die zwei Sanitäter hatten routiniert und professionell gehandelt. Einer von ihnen leistete Lisbeth Salander Erste Hilfe, während der andere sich um Alexander Zalatschenko kümmerte, auch bekannt unter dem Namen Karl Axel Bodin. Zalatschenko war Lisbeths Vater und ihr schlimmster Feind. Sein Versuch, sie umzubringen, war jedoch misslungen. Mikael hatte ihn schwer verletzt im
    Holzschuppen des abgelegenen Bauernhofs gefunden, mit einer üblen Verletzung im Gesicht, die von einem Axthieb herrührte, sowie einer schweren Verletzung am Bein.
     
    Während Mikael auf den Hubschrauber wartete, tat er für Lisbeth alles, was in seiner Macht stand. Er holte ein sauberes Laken aus einem Wäscheschrank, schnitt es in Streifen und legte provisorische Verbände an. Er hatte festgestellt, dass das Blut in dem Einschussloch am Kopf bereits zu einem Pfropf geronnen war, und wusste nicht recht, ob er es wagen sollte, die Wunde zu verbinden oder nicht. Schließlich knotete er das Laken locker um ihren Kopf, um Bakterien und Schmutz von der Wunde fernzuhalten. Hingegen brachte er die Blutung aus den Einschusswunden in Hüfte und Schulter auf die denkbar einfachste Art zum Stillstand. In einem Schrank hatte er eine Rolle mit breitem silbernem Klebeband gefunden, mit dem er die Wunden einfach zuklebte. Dann tupfte er ihr Gesicht mit einem feuchten Handtuch ab, um den schlimmsten Schmutz zu entfernen.
    Doch er ging nicht in den Holzschuppen, um Zalatschenko zu helfen. Insgeheim stellte er fest, dass ihm Zalatschenkos Schicksal herzlich egal war.
    Während er auf den Rettungsdienst wartete, rief er Erika Berger an und setzte ihr die Situation auseinander.
    »Bist du unverletzt?«, fragte Erika.
    »Ich bin okay«, antwortete Mikael. »Lisbeth ist verletzt.«
    »Das arme Mädchen«, sagte Erika Berger. »Ich habe heute Abend Björcks Bericht von der Sicherheitspolizei gelesen. Was willst du in der Sache unternehmen?«
    »Ich mag jetzt kaum drüber nachdenken«, erwiderte Mikael.
    Während er mit Erika redete, saß er auf dem Boden neben dem Sofa und behielt Lisbeth Salander im Auge. Schuhe und Hose hatte er ihr ausgezogen, um ihre Hüfte leichter verbinden zu können. Plötzlich legte er die Hand auf den Kleiderhaufen, den er auf den Boden geworfen hatte, und ertastete dabei einen Gegenstand: Er zog einen Palm Tungsten T3 aus Lisbeths Hosentasche.
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete er den Palm nachdenklich. Als er das Geräusch der Rotorblätter hörte, steckte er den Taschencomputer schnell in die Innentasche seiner Jacke. Danach, solange er immer noch unbeobachtet war, beugte er sich vor und durchsuchte sämtliche Taschen. Er fand noch einen Satz Schlüssel zu ihrer Wohnung bei Mosebacke und einen Pass, der auf den Namen Irene Nesser ausgestellt war. Rasch stopfte er alles in ein Fach seiner Laptoptasche.
     
    Das erste Polizeiauto mit Fredrik Torstensson und Gunnar Andersson vom Revier Trollhättan war wenige Minuten nach dem Rettungshubschrauber eingetroffen. Ihnen folgte Kommissar Thomas Paulsson, der sofort das Kommando vor Ort übernahm. Mikael ging zu ihm und begann zu erklären, was vorgefallen war. Paulsson kam ihm vor wie ein aufgeblasener und vierschrötiger Hauptfeldwebel. Als er am Schauplatz erschien, begann alles schiefzulaufen.
    Paulsson schien nicht im Entferntesten zu begreifen, wovon Mikael eigentlich redete. Er schien ziemlich aufgeregt, und das Einzige, was er wirklich wahrnahm, war die Tatsache, dass das schwer verletzte Mädchen auf dem Boden vor der Küchenbank die polizeilich gesuchte dreifache Mörderin Lisbeth Salander war - ein ganz schön dicker Fisch! Paulsson fragte den unter Hochdruck arbeitenden Sanitäter dreimal, ob das Mädchen nicht sofort festgenommen werden könne. Schließlich stand der Sanitäter auf und brüllte Paulsson an, er solle gefälligst eine Armlänge Abstand von ihm halten.
    Daraufhin konzentrierte Paulsson sich auf den ebenfalls schwer verletzten Zalatschenko im Holzschuppen, und Mikael hörte mit, wie Paulsson über Funk durchgab, dass Salander offenbar versucht hatte, eine weitere Person zu ermorden.
    Zu diesem Zeitpunkt war Mikael schon so sauer auf Paulsson, der anscheinend gar nicht auf das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher