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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten
Autoren: Karen Robards
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sagte sie zu dem Hund, während sie die Wagentür öffnete und sich ans Lenkrad setzte. Der Gedanke, der ihr ganz spontan gekommen war, hatte etwas Aufregendes an sich.
    Der Hund, der sich wieder auf dem Beifahrersitz niedergelassen hatte, gab einen leisen Ton von sich, stellte sich auf die Beine und sah sie eindringlich an. Im nächsten Augenblick wurde ihr klar, warum er sie so gespannt ansah: Sie hatte gerade die Twinkies aus der Einkaufstüte genommen. Der Hund war offenbar genauso süchtig nach dem Zeug wie sie.
    »Einen Augenblick«, sagte sie zu ihm.
    Sie hielt die Packung mit einer Hand und riss sie mit den Zähnen auf, während sie losfuhr. Der süße Duft dieser wunderbarsten aller ungesunden Süßigkeiten stieg ihr in die Nase. Sie biss ab - es schmeckte einfach wunderbar - und brach dann ein Stück ab, das sie dem Hund gab. Die Straße war völlig leer, ein schmales schwarzes Band, das sich in der noch tieferen Schwärze der ländlichen Gegend verlor, die sich jenseits der Stadt erstreckte. Abgesehen von dem roten Licht an der letzten Ampel, bevor sie zu Sues Haus abbiegen musste, war es fast völlig dunkel ringsum. Es war, als wäre sie mit ihrem Wagen allein im Universum, dachte sie, als sie bremste. Diese verschlafene kleine Stadt hier - war das wirklich das Beste, was sie mit ihrem Leben anfangen konnte? Sie biss wieder in den Twinkie und ließ ihre Gedanken zu dem neuen Leben schweifen, das sie in Atlanta führen könnte. Marsha Hughes in der großen Stadt - wäre das nicht eine tolle Sache? Sie würde ganz neu anfangen und ...
    Plötzlich war ihr, als würde sich hinter ihr auf dem Rücksitz etwas bewegen. Der Hund wich zurück, drückte sich mit dem eingezogenen Schwanz gegen die Tür und begann wie wild zu bellen. Seine Augen waren auf irgendetwas hinten im Wagen gerichtet. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Instinktiv blickte sie zurück, als sich plötzlich ein Arm um ihren Hals schloss. Sie stieß einen Schrei aus, der jedoch sofort erstickt wurde, und griff mit beiden Händen nach dem Arm. Ihre Fingernägel gruben sich in die nach Schweiß riechende, behaarte Haut. Dieser Geruch - sie kannte diesen Geruch von irgendwoher ...
    Sie spürte die scharfe Spitze eines Gegenstands - vermutlich eines Messers - an ihrer Haut unterhalb des Ohrs. Sie hörte auf, sich zu wehren, als sie die warme Flüssigkeit ihren Hals herunterlaufen spürte und ihr klar wurde, dass es Blut war. Sie rang nach Luft, und kalter Schweiß trat ihr aus den Poren, während ihr Hals mit brutalem Griff umschlossen blieb.
    »Hab ich dir nicht gesagt, dass du es keinem erzählen sollst?«, flüsterte ihr eine heisere Stimme ins Ohr.
    Die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Mit einem Mal verschwand alles um sie herum aus ihrem Bewusstsein -der bellende Hund, die Ampel, die auf Grün umsprang, und sogar die nächtliche Dunkelheit -, als ihr klar wurde, wer da hinter ihr im Wagen saß.
    Der Schreck ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.

2
    »Hierher, Hündchen, hierher!«
    Der Hund wich zurück, während er die weißen Zähne fletschte und ein leises Knurren hervorstieß. Der Mann sah das Tier hasserfüllt an. Der Köter sollte eigentlich schon tot sein. Als ihn das Tier über den Beifahrersitz hinweg ansprang, hatte er ihm einen solchen Schlag versetzt, dass es gegen die Heckscheibe gekracht war. Der Hund war zurückgeschleudert worden und auf dem Rücksitz neben ihm gelandet. Er lag auf der Seite und strampelte verzweifelt mit den Beinen, so als versuche er zu laufen. Der Mann hatte mit dem Messer zugestochen und gleichzeitig Marsha an den Haaren gepackt, damit sie ihm nicht weglief. Daraufhin hatte sich der Hund nicht mehr bewegt. Als der Mann Marsha wieder fest im Griff hatte, lag das Tier blutüberströmt und regungslos da. Er hatte den kleinen Hund auf den Boden zwischen den Sitzen geworfen und keinen Gedanken mehr an ihn verschwendet.
    Bis das Tier plötzlich aus dem Beifahrerfenster sprang, als er zurückkam, nachdem er die Sache mit Marsha geregelt hatte.
    Als der Hund knurrend zurückwich, überlegte der Mann kurz, ob er ihn einfach hier zurücklassen sollte. Hinkend und blutend, wie er war, würde er hier draußen ohnehin nicht lange überleben. Wenn er nicht an seinen Verletzungen starb, würden ihm wahrscheinlich die Kojoten oder irgendwelche anderen Raubtiere den Garaus machen, noch bevor der neue Tag anbrach. Trotzdem wäre das ein Unsicherheitsfaktor gewesen. Er hatte sich fest vorgenommen, alle
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