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Verfuehrung im Harem

Verfuehrung im Harem

Titel: Verfuehrung im Harem
Autoren: Teresa Southwick
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Leute sind nicht sesshaft.“
    „Warum eigentlich nicht? Es ist doch sehr wichtig, zu wissen, wohin man gehört und wo man zu Hause ist.“
    „Vor zweihundert Jahren hat ein Sohn des Königs seinem älteren Bruder das Recht auf die Thronfolge streitig machen wollen. Seitdem halten sie an der Tradition fest und ziehen umher.“
    „Ah ja. Dann haben meine Verwandten etwas Rebellisches an sich“, stellte sie fest.
    Kardahls Lächeln ging ihr unter die Haut. „Der Rebell und seine Anhänger wurden verbannt und suchten in der Wüste Zuflucht, weit genug entfernt von der Hauptstadt. Das war ganz praktisch, denn sie haben die Grenzen unseres Landes gegen Feinde und Eindringlinge geschützt. Jede neue Generation führt die Tradition der Vorfahren fort. Sie züchten Vieh, Schafe und Pferde. Einige der edelsten Pferderassen der ganzen Welt kommen von ihnen. Um der Hitze zu entkommen und Weideland für die Tiere zu finden, verbringen sie die Sommermonate in den Bergen.“
    „Als Kind hat meine Mutter mir abends Gutenachtgeschichten erzählt, in denen Berge, die Wüste und geschickte Reiter vorkamen. Ich habe gedacht, sie hätte alles erfunden.“ Während Jessica den Sonnuntergang beobachtete, spürte sie eine seltsame Verbindung zu diesem Land. Vielleicht hatte sie mehr von ihren Vorfahren geerbt, als sie ahnte, und würde es eines Tages lieben, auf dem Rücken der Pferde das Land zu erforschen. Wahrscheinlich hatte sie aber auch einige der negativen Eigenschaften geerbt und tat Dinge, die nicht gut für sie waren. Dazu gehörte auch, dass sie sich viel zu sehr zu Kardahl hingezogen fühlte. Sie sah ihn an. Der Wind hatte ihm das schwarze Haar zerzaust. Jessica betrachtete seine fein geschwungenen Augenbrauen und das energische Kinn. Sie bezweifelte nicht, dass er die Frau damals sehr geliebt hatte, aber nach ihrem Tod hatte er sich in zahlreiche Affären gestürzt und war offenbar nicht mehr bereit, einer einzigen Frau treu zu sein.
    Als sie den Gipfel des Berges erreichten und die Ansiedlung im Tal darunter erblickten, war Jessica sehr froh, dass Kardahl sie begleitete. Seine kurze Beschreibung ihrer Verwandten hatte ihr sehr geholfen. Mit seiner ruhigen Stimme und seiner Gelassenheit nahm er ihr etwas von der Angst, die sie seit der Ankunft in Bha’Khar empfand.
    Wenig später ritten sie auf die Unterkünfte zu, die wie bescheidene Häuschen aussahen. Beim Näherkommen erkannte sie, dass die Gerüste der Unterkünfte aus Holz und die Wände aus Zeltplanen bestanden. Kinder standen an der schmalen Straße und lächelten scheu. Schließlich hielten sie im Zentrum der Ansiedlung an, und Kardahl stieg vom Pferd. Dann half er Jessica und hob sie aus dem Sattel. Sie spürte seine starken Hände, während er sie an seinem Körper hinuntergleiten ließ, und sogleich überlief es sie heiß.
    Bisher hatte sie geglaubt, ganz allein auf der Welt zu sein und keine Angehörigen mehr zu haben. Doch jetzt war sie hier, um Menschen kennenzulernen, mit denen sie verwandt war. Das hatte sie Kardahl zu verdanken. Er hatte es ermöglicht und sie sogar begleitet. Es war unglaublich und einfach wunderbar.
    Spontan legte sie ihm die Arme um den Nacken. „Danke, dass du mich hierhergebracht hast.“
    „Hätte ich gewusst, was für eine süße Belohnung mich erwartet, hätte ich die ganze Sache beschleunigt“, antwortete er scherzhaft und zog sie fest an sich.
    Seine so ungemein verführerisch und humorvoll klingende Stimme brachte Jessica zum Erröten. Hastig löste sie sich aus seiner Umarmung. Es gehörte zu ihrer Abmachung, dass sie sich nicht zu nahe kamen, und bis jetzt hatte er sich daran gehalten. Er hatte sich ihr gegenüber ritterlich verhalten. Doch darauf, dass es so blieb, konnte sie sich genauso wenig verlassen wie auf ihre Gefühle. Sie würde jedoch auf eine gescheiterte Beziehung anders reagieren als ihre Mutter. Keinesfalls würde sie ihren Kummer im Alkohol ertränken, und sie würde auch keinen Trost bei anderen Männern suchen. Eine romantische Liebesbeziehung erwartete sie gar nicht, außerdem würde sie diejenige sein, die wegging und die Beziehung beendete.
    Als sie sich umdrehte, erblickte sie die Frau mit dem dunklen Haar und den dunklen Augen, die auf sie zukam. „Jessica?“
    „Ja.“
    „Ich bin Aminah, die ältere Schwester deiner Mutter Maram. Ich bin glücklich, dich endlich kennenzulernen“, sagte die Frau lächelnd.
    Das Lächeln erinnerte Jessica sogleich an ihre Mutter. Tränen schimmerten in ihren
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