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Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken

Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken

Titel: Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken
Autoren: Claus Leitzmann
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Deutschlands,
die 1973 in
Bund für Lebenserneuerung
umbenannt wurde. Schließlich besann man sich im Jahre 1986 auf die eigenen Wurzeln und änderte den Vereinsnamen erneut in
Vegetarier-Bund Deutschlands e.V.
mit Sitz in Hannover. Diegrößte deutsche vegetarische Dachorganisation zählt heute etwa 4.000 Mitglieder. Die Anzahl der Vegetarier in Deutschland wird auf über sechs Millionen Menschen (rund 8 % der Bevölkerung) geschätzt; damit wird deutlich, daß nur ein sehr geringer Anteil der Vegetarier in herkömmlicher Weise organisiert ist. Dies mag teilweise mit dem antiquierten Image der Vegetarier-Verbände zusammenhängen, aber auch mit der gesellschaftlichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte.
    Viele der Menschen, die sich heute vegetarisch ernähren, waren Teil der in den 1970er Jahren in Deutschland aufkommenden Umweltschutz- und Ökologiebewegung. Die Angst vor den Gefahren der Atomenergie, dem Waldsterben und einer zunehmenden Zerstörung der Lebensgrundlagen des Menschen entwickelte sich zu einer Massenbewegung, deren Ideen nach einer gewissen Zeit die gesamte Gesellschaft durchdrangen und Menschen dazu veranlaßten, das eigene Verhalten zu verändern.
    In dieser Zeit entstanden sogenannte
Food Coops,
Einkaufsgemeinschaften von Verbrauchern, die sich selbst mit naturbelassenen Nahrungsmitteln aus ökologischem Anbau versorgen wollten. Aus den Food Coops entwickelten sich schließlich die ersten Naturkostläden. Viele der Betreiber waren selbst Vegetarier, die im konventionellen Lebensmittelhandel schmackhafte fleischlose Nahrungsmittel vermißten. Aus manchen Naturkostläden entstanden namhafte Naturkost-Hersteller, die mittlerweile eine Vielzahl an vegetarischen Brotaufstrichen, Soja-Produkten und Fertiggerichten aus ökologisch angebauten Zutaten auf den Markt gebracht haben.
    Viele der „neuen“ Vegetarier rekrutieren sich demnach aus der links-alternativen Ökologiebewegung, aber auch aus der Tierrechtsbewegung, deren Anhänger sich nicht nur vegetarisch, sondern zumeist auch vegan ernähren. Während die Tier
schutz
bewegung sich vorwiegend im Bereich des karitativen Tierschutzes einsetzt, beispielsweise in Tierheimen und für die Verbesserung der Situation der vom Menschen genutzten Tiere, sieht die Tier
rechts
bewegung in jeglicher Nutzung von Tieren durch den Menschen (Nahrungsmittelgewinnung, Tierversuche,Zoo, Zirkus, Kleidung usw.) eine Ausbeutung und fordert deren Abschaffung. Die Mehrheit dieser Vegetarier ist nicht bereit, sich in Vereinen zu organisieren, die ihnen unattraktiv erscheinen, sondern bevorzugt gesellschaftliches Engagement außerhalb festgefügter Strukturen.
    Wie viele Vegetarier es weltweit gibt, läßt sich nicht genau feststellen. Vegetarierverbände, aber auch Gesundheitsinstitutionen, Wissenschaft und Meinungsforschungsinstitute führen jedoch immer wieder Bevölkerungsbefragungen durch, die ungefähre Schätzungen erlauben (Tab. 4). Das Verhältnis von Frauen und Männern wird bei solchen Untersuchungen meist mit 60:40 angegeben.
    Tab. 4: Anzahl der Vegetarier in verschiedenen Ländern (Quelle: Schätzungen internationaler Vegetarierorganisationen)

V. Die Entwicklungsgeschichte der Ernährung
des Menschen
 
„Solange es Schlachthäuser gibt,
wird es auch Schlachtfelder geben.“
 
Leo Tolstoi
(Dichter, Rußland, 1828–1910)
    Angesichts der massiven gesundheitlichen Probleme, die heute mit der in den Industrienationen üblichen Ernährungsweise verbunden sind, und angesichts der Diskussion, ob der Mensch von Natur aus mehr ein Fleisch- oder mehr ein Pflanzenfresser ist, stellt sich die Frage nach der artgerechten Ernährung des Menschen. Diese kann u.a. aus der Ernährung der entwicklungsgeschichtlichen Vorfahren des Menschen sowie aus den anatomischen und physiologischen Gegebenheiten des heutigen Menschen abgeleitet werden.
    Offensichtlich ist der Mensch in der Lage, sich mannigfaltige Nahrungsquellen zu erschließen und diese zu nutzen. Ein Blick auf die Nahrungsmittelauswahl von „Naturvölkern“ verschiedener Regionen der Erde belegt die Bandbreite: Die Speisepläne variieren von fast ausschließlich tierischer bis hin zu rein pflanzlicher Kost. Während beispielsweise die noch wenigen ursprünglich lebenden Inuit der nördlichen Polarregionen hauptsächlich auf Fischfang und Jagd eingestellt sind, überwiegt bei
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