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Vampir-Expreß

Vampir-Expreß

Titel: Vampir-Expreß
Autoren: Jason Dark
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nicht, musste aber reden, als ich mich vorstellte.
    »Sie sind Engländer?« fragte sie. Ihre Stimme klang rauh.
    »Ja, Madam.« Ich trat noch einen Schritt näher und konnte ihr Gesicht genauer erkennen. Im ersten Augenblick erschrak ich. Wie konnte man nur eine so alte Haut haben. Sie kam mir vor, als hätte jemand Asche über sie gerieben. Diese Asche war dann in jede Falte gedrungen und hatte sie nachgezeichnet. Schon des öfteren hatte ich Mumien gesehen, diese Frau konnte man durchaus mit einer vergleichen.
    »Ich bin Gräfin Ada Bogdanowich«, erwiderte sie und fügte noch etwas hinzu, das die Fronten klärte. »Ich mag keine Engländer.«
    »Das tut mir leid, Madam.«
    »Sagen Sie Gräfin zu mir.«
    Ich nahm Platz. Die junge Frau war mir nicht vorgestellt worden. Sie schaute aus dem Fenster. In der Scheibe konnte ich ihr Gesicht erkennen.
    »Darf ich fragen, aus welchem Grunde Sie Engländer nicht mögen?« erkundigte ich mich.
    »Nach der Emigration hat man mich aus Ihrem Land ausgewiesen«, erklärte sie mir. »Ich musste weiterziehen und lebe jetzt mit meiner Nichte in Paris.«
    »Aus welchem Land sind Sie emigriert?«
    »Rumänien.«
    »Und nun wollen Sie zurück, Gräfin?«
    »Säße ich sonst in diesem Zug.«
    »Natürlich nicht, entschuldigen Sie.«
    Ich saß neben der Gräfin. Dragan hockte mir gegenüber und hatte seine Stirn in Falten gelegt. Ich las aus seinem Gesicht, dass auch er sich nicht wohl fühlte, aber er konnte nichts machen. Wir hatten uns die Reisebegleitung schließlich nicht ausgesucht.
    Endlich drehte sich auch die Nichte um. Sie war ähnlich angezogen wie ihre Tante, nur zeigte ihr Kostüm einen helleren Farbton. Der Rock war auch lockerer geschnitten und die weiße Bluse sehr gut gefüllt. Sie ließ sich zweireihig knöpfen. Das bekam ich noch mit, bevor ich in das Gesicht schaute.
    Auf dem Kopf trug sie nur ein kleines Hütchen. Es wirkte wie ein zu klein geratener Zylinder. Er besaß ebenfalls einen Schleier. Allerdings fiel dieser nach hinten bis auf die Schultern und ließ das Gesicht frei. Es kam mir sehr schmal vor. Das Haar besaß noch die Schwärze der Jugend, die Haut wirkte sehr hell, die Augen dunkel. Die Frisur entsprach der Mode einer vergangenen Zeit, denn sie hatte das Haar streng nach hinten gekämmt und es im Nacken zu einem dicken Knoten zusammengebunden.
    Die Hände lagen zusammengelegt im Schoß. Um ein Handgelenk hatte sie die Schnur eines kleinen Pompadours gewickelt.
    »Das ist meine Nichte Vera Bogdanowich«, stellte die Gräfin das junge Mädchen vor. »Und sie mag auch keine Engländer.«
    »Kann sie mir das nicht selbst sagen?« fragte ich. Allmählich ging mir die Alte mit ihrer Aversion gegen Engländer auf den Wecker.
    »Ich wollte es nur klarstellen, Monsieur, denn ich sah die interessierten Blicke, mit denen Sie meine Nichte betrachteten. Halten Sie sich also zurück und versuchen es erst gar nicht. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Es war nicht zu überhören.«
    »Dann ist ja alles geregelt.«
    Dragan hatte bisher nichts gesagt. Nun mischte er sich ein. »Auch ich bin Rumäne«, erklärte er. »Mr. Sinclair ist ein guter Bekannter. Bevor Sie losschimpften, hatte er stets einen guten Eindruck von uns Rumänen bekommen. Halten Sie sich also mit solchen Äußerungen zurück, Gräfin!«
    Ada Bogdanowich schaute Dragan scharf an. »Wenn Sie das durchgemacht hätten, junger Mann, was mir widerfahren ist, würden Sie anders reden. Der Zufall hat uns zusammengeführt, was aber nicht heißen soll, dass wir Freundschaft schließen müssen. Und jetzt möchte ich schlafen. Die Reise wird sowieso anstrengend werden. Gute Nacht…« Sie drehte ihren Kopf zur Seite, legte die Wange gegen eine Stütze und schloss die Augen, wobei sie nicht vergaß, den grauen Schleier noch vor ihr Gesicht zu ziehen.
    Mein Blick traf den des Mädchens. Irrte ich mich, oder hatten sich die Lippen tatsächlich zu einem Lächeln verzogen? Ich lächelte zurück. Da vereisten ihre Züge. Scharf drehte sie den Kopf und schaute aus dem Fenster.
    Dragan hob die Schultern. »Tja, John, das scheint heute nicht unser Glückstag zu sein.«
    »Sie sagen es. Gute Nacht.« Auch ich wollte eine Mütze voll Schlaf nehmen. Denn wer konnte schon sagen, was uns der nächste Tag noch alles bringen würde…
    ***
    Fünf Särge standen in der zweiten Hälfte des Laderaums. Fünf pechschwarze, unheimlich anzusehende Totenkisten, die eine makabre Ladung in sich bargen.
    Vampire!
    Gestalten der
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