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Unverhofft kommt oft

Unverhofft kommt oft

Titel: Unverhofft kommt oft
Autoren: Ashley Bloom
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ab.
    „Und? Wie hattest du dir das mit den Bildern gedacht?“, fragte sie.
     
    Er sah sie erneut durch. Es standen etwa zwanzig ihrer besten Bilder auf Leinwand an die Wand gelehnt da. Doch die interessierten ihn nicht sonderlich. Er suchte gleich auf dem Schreibtisch weiter, wo ihre Kohle-Zeichnungen lagen. Nachdem er gefunden hatte, was er suchte, hielt er drei von ihren Zeichnungen in Händen: die alte Frau, ein kleines Mädchen mit Zöpfen und einen Obdachlosen.
    „Also, ich würde erst einmal diese drei mitnehmen und sehen, wie sie ankommen. Natürlich würde ich sie rahmen, am besten schlicht in Glas oder mit einem schwarzen Rahmen. Werde mal sehen, was sie am besten hervorhebt. Preislich dachte ich da an … 800 Dollar?“
     
    Sofia verschluckte sich fast an ihrem Kaugummi. „ACHT HUNDERT DOLLAR???“
    „Zu wenig? Wir könnten es auch höher ansetzen, aber immerhin bist du noch eine anstrebende Künstlerin, da sollten wir nicht zu sehr nach den Sternen greifen. Ich denke, achthundert sind angemessen.“
    Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und nickte. „Äh, klar. Ja, du hast recht. Achthundert sollten angemessen sein.“
    Normalerweise verkaufte sie ihre Bilder auf dem Markt oder an Privatkunden für maximal 150 Dollar. Das hier hörte sich fantastisch an. Sie wagte aber zu bezweifeln, dass wirklich jemand so viel Geld für eines ihrer Bilder ausgeben würde. Natürlich wusste sie, was sie konnte, aber da gab es in der Preiskategorie weitaus bekanntere, angesehenere Maler.
    „Gut, dann nehme ich sie mit, ja? Sollte sich ein Interessent finden, melde ich mich. Ach, und ich bekomme 30 Prozent Provision, ist das okay?“
    „Ja klar“, nickte sie zustimmend und rechnete schnell aus. 70 Prozent von 800 machten immer noch gut 500 Dollar. Klar. Einverstanden. Natürlich.
     
    Julian verabschiedete sich und Sofia wusste nicht, was sie von diesem Abend halten sollte. Er hatte drei ihrer persönlichsten Werke in einer Mappe davongetragen. Selbstverständlich wollte sie, dass ihre Bilder gesehen wurden, sie wollte die Leute mit ihnen erfreuen, berühren, sie in Wohnzimmern, Anwaltskanzleien, Geschäften hängen wissen, sie wollte entdeckt werden, groß rauskommen, und doch schmerzte es leicht, diese ihr so lieb gewonnenen Charaktere loszulassen. Hoffentlich würden sie ein gutes Zuhause finden, mit Menschen, die sie zu schätzen wussten, wie sie es tat.
Julian hingegen war da ein ganz anderer Fall. Ob sie von ihm fasziniert sein oder sich vor ihm in Acht nehmen sollte, war ihr noch nicht ganz klar. Vielleicht sollte sie doch noch einmal mit Roberta reden, bevor sie sich auf irgendetwas einließ, falls die überhaupt mit ihr reden würde. Nur war es dazu nicht schon zu spät?

4. Kapitel
     
    Sofia kam in den Laden, in der Hand eine Tüte mit sechs Kleidern und den Klamotten, die Roberta vor der Anprobe angehabt hatte.
    „Hier, ich bringe dir deine Sachen“, sagte sie und schmiss sie Roberta vor die Füße. Sie war noch immer sauer auf sie. So, wie sie gestern zu ihr gesprochen und was sie ihr vorgeworfen hatte, sollte sie nicht denken, dass schon alles vergeben und vergessen war.
    „Danke“, sagte Roberta nur und sie arbeiteten die nächsten Stunden still nebeneinanderher.
     
    Mittags ging Sofia in die Backstube und stibitzte sich ein Stück mit Fleisch gefüllte Pastete.
    „Heiß!“, schrie sie und spuckte das Stück zurück in die Hand.
    „Sofia! Maria, Mutter Gottes, hast du denn gar kein Benehmen?“, schimpfte ihre Mutter und schickte schon wieder ein Stoßgebet zum Himmel.
    „Tut mir leid, mir hätte ja aber auch mal jemand sagen können, dass das Ding so heiß ist, bevor ich genüsslich reinbeiße.“
    „Und das hast du nicht an dem Dampf gesehen, der von der Pastete ausging?“, fragte Alessia. Sie schaute Sofia etwas abfällig an, sah dann zu ihrem Mann hin, der nutzlos in der Ecke saß und sich selbst bemitleidete. Sobald aber Sofia in die Backstube gekommen war, hatte er dem Geschehen interessiert zugesehen. Ein wenig zu interessiert, Alessias Meinung nach. Sie warf eine halbe Handvoll Mehl nach ihm.
    „Hey! Was sollte das denn?“, fragte er.
    Alle sahen zu Tom, der nun mit weißem Puder übersät war.
     
    Er sah nicht übel aus mit seinen rötlichen Haaren. Gut gebaut war er noch dazu; man sah, dass er trainierte. Er war nur überhaupt nicht Sofias Typ, weshalb sie ihn auch damals hatte abblitzen lassen. Alessia hingegen schien es genug zu sein, sie schien sich mit seiner
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