Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide
Autoren: R McLarty
Vom Netzwerk:
eine gewisse Schönheit in dem schwarzen Wasser und in seinem Kontrast zum Land, das holzbraun wurde.
    Als Angler brauchte man kein Experte zu sein, um zu sehen, dass man den Köder tief nach unten bringen musste, wenn man ein paar Gute fangen wollte. Ich benutzte orange-schwarze, beschwerte Woolly Worms, die mein Vater und ich banden. Sie waren gut für die Frühlingsforellen, die mein Vater angelte, und absolute Killer für Hechte und die fetten Sonnenbarsche, die in den Tümpeln unterhalb der Shad-Factory-Fälle standen. Die Büsche am Ufer waren dicht und trocken, und selbst wenn ich meine Turnschuhe auszog und hineinwatete, kam ein Rückschwung mit meiner großen alten, drei Meter langen Fiberglasrute nicht in Frage. Man musste den Woolly Worm oder die Nymphe von oben in den Wasserfall hängen und von der Strömung in die Tümpel tragen lassen, wo er zwischen den großen Felsen herumhüpfte. Nur so kann man unterhalb des Wasserfalls angeln. Ich habe kein Angelzeug mehr. Ich glaube, ich weiß auch nicht mehr, wie man diesen sagenhaften orange-schwarzen Woolly Worm bindet, aber wenn ich mit nichts als einer Fliegenrute an einem Wasserfall stände, wüsste ich sicher immer noch genug, um die Fliege geradewegs in das brodelnde Wasser zu werfen.
    Es war etwa Mitte August. Ich war wie meistens früh aufgestanden, weil ein Läufer fast nie schläft, und außerdem wollte ich Mrs. Lopes’ Rasen mähen und trotzdem noch einen ganzen Tag in Shad Factory verbringen. Ich schwitzte nach der Gartenarbeit und der Radfahrt wie verrückt, als ich hinkam; also zog ich mich aus und schwamm ein bisschen im See, und dann watete ich unten in den Bach und warf unterwegs meinen Woolly Worm aus. Das Werfen hat eine hypnotische Wirkung. Der Rollwurf, wie ich ihn mit den Fliegen praktizierte, ist nur bei ungefähr jedem fünfzigsten Mal perfekt, aber wenn du diesen ersten perfekten Wurf hinkriegst, hast du keinen einzigen Gedanken im Kopf, und so bemerkst du diese große, runde, wandernde Schleife gar nicht.
    Ich fing ein paar Prachtstücke, hart und farbenprächtig und natürlich fett von den vielen Insekten und Elritzen, die über den Wasserfall und ihnen direkt ins Maul flogen. Ich mag den Gelbbarsch am liebsten; deshalb behielt ich ein paar, machte sie ordentlich sauber und ließ die Hechte und Blauen Sonnenbarsche schwimmen. Mit einem Korb voller Barsche fühlte ich mich immer erfolgreich. Mein Pop sagte gern, ich sei nicht nur ein erfahrener Angler, ich könne auch den Gelbbarsch besser braten als jeder andere. Er hatte Recht. Ich konnte sie fangen, und ich konnte sie perfekt braten. Das Geheimnis, das weiß ich noch, bestand darin, dass ich kein Paniermehl nahm, sondern zerstoßene Cornflakes.
    Der beste Heimweg von Shad Factory führte an den Truthahnfarmen von Rehoboth vorbei. Die Strecke war ein paar Meilen länger, aber auf diesen alten Straßen waren wenig Autos unterwegs, und der Truthahngeruch, den die Leute so scheußlich fanden, gefiel mir ganz gut. Man kann sich kaum denken, dass ihre Scheiße gut riecht, aber ich meine damit, der Truthahn selber ist so interessant und auf seine komische Art sogar schön, dass man einfach über dem Geruch stehen muss. Jedenfalls war es eine erfreuliche Heimfahrt. Am Spätnachmittag kühlte der Wind, der über die kleinen Farmteiche strich, alles ab, und wenn ich meinen gleichmäßigen Pedaltritt gefunden hatte, war es wie das Werfen. Hypnotisierend.
    Die Taunton Road trennte Rhode Island inoffiziell von Massachusetts. Sie war keine Grenze, und an manchen Stellen hatte sie nicht mal entfernte Ähnlichkeit mit einer Grenze, aber der alte Taunton-Twin-Pike hatte etwas Hoheitliches, das man nur verstand, wenn man dort lebte. Ich sehe ihn als eine Art Asphaltfluss. Gleich hinter der letzten Truthahnfarm, Amaral Turkey Land, bog ich in die Taunton Avenue ein und nahm Kurs auf East Providence. Manchmal machte ich an der Grenze Seekonk-Rhody beim Minigolf Halt, um ein Soda zu trinken und, wenn es nicht zu spät war, eine Runde Einlochen für mich allein zu spielen. Was anderes geht dort gar nicht. Ich spielte gern gegen mich selbst. Aber an diesem Tag wurde es schon dunkel, und deshalb ließ ich Soda und Spiel ausfallen. Ich fuhr weiter, vorbei an der neuen Bowlinghalle mit den automatischen Kegelaufstellern, am »Bay View«-Drive-In-Kino, wo weit und breit keine Bay zu sehen war, und den hohen Berg hinauf, wo 1951 der berühmte Rendini-Autounfall passierte, bei dem elf Mitglieder der Familie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher