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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein
Autoren: Joerg Boehm
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jemanden, um endlich erlöst zu werden? Aber wenn dem so wäre, dann müsste sie ja noch leben. Nur warum baut sich dann jemand ein Gewächshaus als Altar, nur um einem besonderen Menschen auf ewig zu gedenken?
    Zeitlupengleich ließ Emma ihre Augen noch einmal durch den Glaspavillon gleiten. Ob die Gummistiefel, die gleich rechts neben der Tür standen, die Tische mit den unzähligen Bildern und Aufnahmen ihrer Freundin, die Rosenstaude am Kopfende und das flackernde Licht – alles war wie verschwommen, unwirklich und fern.
    Rosen. Wie ein Blitz durchfuhr sie der Gedanke an die Königin der Blumen und sie erinnerte sich, dass schon einmal eine Rose das Grab eines besonderen Menschen zierte. Kein anderer als Charlottes Freund René war es gewesen, der in ihrem Beisein Charlottes Oma rote Rosen aufs Grab gelegt hatte. Ob er ihr doch etwas vorgelogen hatte?
    Und wem gehörte eigentlich das Grundstück, auf dem sich dieses Gewächshaus befand? Ihr fiel ein, dass sie weder die Villingers noch Silvia Trötschler danach gefragt hatte. Sollte Silvia Trötschler gar recht haben, und René war es, der sich an Charlotte gerächt hatte?
    Irgendwie drehte sich alles nur um ihn. René war nicht nur der Rosenkavalier für Charlottes Oma gewesen. Nein, er hatte ihr auch erzählt, dass er extra für Charlotte ein Grundstück in Nöggenschwiel erworben hatte.
    Emma taumelte. Intuitiv musste sie sich an der Kante eines Tisches festhalten. Sie fühlte sich leer, kraftlos, leblos, fast so, als ob ihr jemand nicht nur die Luft zum Atmen, sondern auch alle Lebensenergie genommen hätte.
    Das Einzige, was sie ihr Leben spüren ließ, war die Strahlkraft, die Lebensfreude, die Schönheit der Rosenblüte.
    Remember me. Erinnere dich an mich. Nie sollst du vergessen sein. Was willst du mir nur damit sagen?, dachte Emma. Vorsichtig berührte sie die zarten und doch festen Blütenblätter. Wie über reinste Seide, so zart glitten ihre Fingerkuppen über den äußeren rosafarbenen Blütenkranz. Eine Rose wie gemacht für eine wahre Königin.
    Wie für Charlotte …
    Emma stockte. Aber es war nicht der Gedanke an Charlotte und ob sie, nach allem, was Emma über ihre Freundin in den vergangenen Tagen erfahren hatte, eine Rose wie diese überhaupt verdient hatte. Es war das gesamte Rosenbeet, das plötzlich in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit geriet.
    Vorsichtig ging sie in die Hocke und schaute sich das Beet und dessen Einfassung genauer an. Auch wenn sie von Pflanzen und deren Pflege absolut keine Ahnung hatte, so kam ihr die Anlage des Beetes ziemlich seltsam vor. Es war vor allem der enorme Höhenunterschied zwischen dem Beet an sich und dem umliegenden Terrain, der sie stutzig machte. Emma bohrte ihre Hände in den weichen Humus. Zentimeter für Zentimeter trug sie mit beiden Händen Erde von der Oberfläche des Beetes ab. Minutenlang arbeitete sie sich so ins Erdreich voran, als sie plötzlich gegen etwas Hartes stieß. Sie grub weiter, aber sie schaffte es nicht, den Gegenstand – oder was immer es auch war – freizulegen.
    Als sie auf der einen Seite nur weiter auf Erde stieß, versuchte sie es längs des harten Gegenstands, der sich durch seine blasse Farbe vom dunkelbraunen Torf abzeichnete und wie ein geschälter Bambus aussah. Oder wie ein …
    Plötzlich drückte ihr jemand von hinten ein Tuch auf Nase und Mund. Es war der beißende Geruch von Äther, dem sich ihr Körper widerstandslos beugen musste.
    Dem sie willenlos ausgeliefert war.
    Und der ihre Gedanken lähmte.
    Charlotte. Das war das Letzte, was sie dachte, ehe sich der Schleier der Bewusstlosigkeit über sie legte.

siebenundsechzig
    â€žTot?“ Franz-Josef Bannholzer schaute die Frau, die ihm immer noch völlig aufgelöst gegenübersaß, irritiert an.
    â€žJa. Ich habe ihn selbst gefunden.“ Sie zitterte am gesamten Körper. Es dauerte wieder einige Augenblicke, ehe sie fortfahren konnte. „Also mein Mann und ich. Wir waren auf einer Wanderung und wollten zum Café unten am Witznaustausee. Das muss doch eigentlich in Ihren Unterlagen stehen?“
    â€žWas, dass Sie zum Café wollten?“
    â€žNein, dass wir die Polizei verständigt haben.“
    â€žUnd Sie waren allein, als Sie den Mann gesehen und sein Lied gehört haben?“
    Luise Kampmann schaute den Kriminalrat entgeistert an. Ihr Mund war
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