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Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Titel: Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Sir. Ich meine, wie die Frau von Mister Moore, Sir.«
    Julia legte eine Hand auf Tommasos Arm. »Vielleicht ist es besser, wenn du mich weiterreden lässt.«
    »Nein, Julia, lass ihn doch erzählen.« Zu Tommaso gewandt sagte Nestor: »Du wohnst also im heutigen Venedig, wenn ich das richtig verstanden habe. Und wie hast du es dann geschafft, hierherzukommen?«
    »Als Erstes habe ich die Calle dell’Amor degli Amici gefunden, in der sich Peter Dedalus’ Tür zur Zeit befindet. Ich muss zugeben, dass ich dafür eine Weile gebraucht habe, aber … ich hatte gedacht, dass es diese Gasse gar nicht wirklich gibt, dass sie nur erfunden ist. Aber dann habe ich sie doch entdeckt, allerdings nur, weil ich in der Gondel Ihres Freundes Peter dorthin gefahren bin. Das ist die Gondel, die auch in dem Buch über die Insel der Masken vorkommt. Sie war in der Nähe vom Arsenal. Die Affen haben mich dorthin gelockt und mir auch geholfen, dem Brandstifter zu entkommen, der mich entführt hatte …«
    Während Tommaso erzählte, hatte Nestor angefangen, nervös auf seinem Motorradhelm herumzutrommeln. Plötzlich hatte er aufgeschaut und sich umgesehen, denn er hatte den köstlichen Duft bemerkt, der soeben der Konditorei Chubber entströmte. Der Duft von frisch aus dem Ofen gekommenen Hörnchen. Er brachte ihn auf eine gute und naheliegende Idee.
    »Wir sollten uns die ganze Angelegenheit ein wenig versüßen«, unterbrach Nestor Tommaso und hinkte auf die Konditorei zu.
    Die Konditorei Chubber sah genauso aus, wie Tommaso sie sich immer vorgestellt hatte. Sie hatte sich anscheinend seit hundert Jahren nicht verändert. Tag für Tag waren ihre Kunden vor derselben Auslage von bunt glasierten Törtchen, duftenden Milchbrötchen, Scones, mit Sahne gefüllten Blätterteigröllchen und vielen anderen Köstlichkeiten gestanden. Sämtliche Möbel, ja sogar die Wände dufteten inzwischen nach Schokolade und Vanille, und man hatte den Eindruck, als erzählten sie von verregneten Nachmittagen und stürmischen Wochenenden, die von unzähligen Kunden hier bei Tee und Kuchen verbracht worden waren.
    »Hallo Nestor«, begrüßte die Besitzerin der Konditorei den alten Gärtner. »Wie geht es dir? Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.«
    Nestor hinkte zu der Theke hinüber und zuckte mit den Schultern. »Na ja, ich werde alt.«
    »Ist oben in der Villa alles in Ordnung?«
    »Man kann sich nicht beklagen. Du kennst doch Julia, nicht wahr?«
    »Ja sicher«, sagte die Konditorin und lächelte Julia zu. »Wie geht es deinem Bruder? Den habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen.«
    Sie unterhielten sich eine Weile über Jason und seine Vorliebe für alles, was mit Pudding, Creme oder Sahne gefüllt war, und entdeckten dann, dass sich Tommaso inzwischen drei riesige gefüllte Teilchen ausgesucht und bereits ins erste hineingebissen hatte.
    »Entschuldigt bitte«, murmelte er undeutlich zwischen zwei Bissen. »Ich habe seit gestern Mittag nichts mehr gegessen.«
    Sie setzten sich zusammen an einen Tisch, der nur wenige Schritte von dem karierten Vorhang entfernt stand, der den Raum vom Flur trennte. Nestor nahm den Vorhang beiseite, um sich zu vergewissern, dass dahinter niemand war. »Besser, auf Nummer sicher zu gehen«, brummelte er vor sich hin. Dann fragte er Tommaso: »Also, wie viele kommen denn noch von euch?«
    Überrascht hob der Junge den Kopf. »Wie meinen Sie das?«
    »Zuerst Anita. Dann du. Wie viele Kinder aus Venedig werden denn noch nach Kilmore Cove kommen?«
    »Keine, Sir … glaube ich jedenfalls«, antwortete Tommaso peinlich berührt.
    »Kannst du das beweisen?«
    Tommaso wartete, bis der Tee serviert worden war, und erzählte dann ausführlich seine ganze Geschichte: von dem Brandstifter, der in der Ca’ degli Sgorbi auf ihn gewartet hatte, vom Verhör im Arsenal, von der Ankunft der Affen, der Flucht in der mechanischen Gondel von Peter Dedalus … und seinem genialen Einfall, wie er nach Kilmore Cove gelangen könnte.
    »Ich war überzeugt, dass, wenn ich die Tür finden würde, sie offen stände. Da war ich mir ganz sicher.«
    »Warum denn?«
    »Weil am Ende des Buchs erwähnt wurde, dass Fred Halbwach sie geöffnet hatte, um Ferien zu machen. Ich hoffte, dass er noch nicht aus seinem Urlaub zurückgekehrt war.«
    Verblüfft sah Julia Nestor an. »Fred?«
    »Was hat denn Fred Halbwach mit dieser Geschichte zu tun?«, wollte Nestor wissen.
    »Na ja, Fred hat doch den Ersten Schlüssel«, erwiderte Tommaso. »Habt ihr
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