Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Titel: Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden
Autoren: Pierdomenico Baccalario
Vom Netzwerk:
Wir müssen Mioli finden!«, rief Anita. »Ich hoffe nur, ihm ist nichts passiert.«
    »Ganz sicher nicht.«
    »Er könnte sich irgendwo im ersten Stock versteckt haben«, sagte Anita und setzte einen Fuß auf die Treppe.
    »Deine Mutter will da oben doch niemanden haben«, gab Tommaso zu bedenken.
    Anita sah ihren Freund stirnrunzelnd an. »Ach, das ist doch nur wieder eine von deinen Ausreden. Du willst nicht da rauf, stimmt’s?«
    Tommaso blickte zu den grotesken Gesichtern an der gegenüberliegenden Wand hinüber. Ein einäugiges Ungeheuer, das vielleicht der Zyklop aus der Odyssee sein sollte, die ausgestreckten Tentakel eines Kraken, schroffe Klippen, zwischen denen ein Schiff versank …
    Er schüttelte den Kopf. »Ja, vielleicht ist es eine Ausrede«, gab er zu. »Aber es heißt, dass in diesem Haus seltsame Dinge geschehen sind und …« Tommaso verstummte schlagartig und riss erschrocken die Augen auf.
    Eine weiße Gestalt mit riesigen gelben Augen war auf dem Treppenabsatz des ersten Stocks erschienen.
    »Pass auf!«, rief Tommaso seiner Freundin zu und wich einen Schritt zurück.
    »Ich bin es doch, Tommaso!«, rief Anitas Mutter und nahm lächelnd die Schutzbrille ab. »Jetzt ist Schluss mit der Arbeit! Für heute bin ich fertig.« Sie riss sich die Plastikhaube vom Kopf, knöpfte den Arbeitskittel auf, zog die Handschuhe aus und warf sie auf den Boden.
    »Äh … Guten Abend, Signora Bloom«, stotterte Tommaso, während Anitas Mutter die Treppe herunterkam.
    »Was treibt ihr beiden denn gerade?«, fragte sie und strich ihrer Tochter übers Haar.
    »Wir suchen Mioli«, antwortete Anita.
    »Ach, dieser Kater!«, stöhnte ihre Mutter. »Hat er sich schon wieder versteckt?«
    »Ja, wenigstens nehmen wir das an.« Anita verdrehte die Augen.
    »Na ja, entführt worden ist er bestimmt nicht.« Ihre Mutter sah sie lächelnd an. »Wo auch immer er sich verkrochen hat … Es reicht, wenn wir morgen nach ihm suchen.«
    »Aber …«
    »Oh nein, Anita.« Ihre Mutter seufzte. »Heute Abend gibt es keine Katzenjagd mehr. Ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Ich bin müde und schmutzig und freue mich auf eine Dusche. Danach muss ich sofort etwas essen.«
    Anita schaute betrübt die Treppe hinauf.
    »Er kommt schon wieder, du wirst sehen«, versuchte ihre Mutter sie zu trösten.
    »Das hat Tommi auch gesagt.«
    »Und er hat recht. Morgen Nachmittag, wenn du herkommst, um deine Hausaufgaben zu machen, wartet er bestimmt schon im Garten auf dich.«
    Fragend sah Anita zu Tommaso hinüber, aber ihrem Freund war es so furchtbar peinlich, Mrs Bloom für ein Gespenst gehalten zu haben, dass er mit hochrotem Kopf auf den Boden starrte und ungeduldig darauf wartete, endlich gehen zu können.



Kapitel 2
Mysteriöse Umstände

    Sie verließen zusammen das Haus und Anitas Mutter verriegelte hinter ihnen das Schloss der Eingangstür. Der Wind, der von der Lagune kam, war inzwischen stärker geworden. Er trug die Gerüche der Insel Giudecca und kleine Papierfetzen mit sich, die wild vor ihnen durch die Luft wirbelten. Tommaso war erleichtert, wieder heil aus dem unheimlichen Haus herausgekommen zu sein.
    Für Anita dagegen war das Maison Morice Moreau wie ein lebendiges Wesen, wie eine echte Persönlichkeit: die sechs Kamine waren zerzauste Haarsträhnen, der Balkon ein lächelnder Mund, die beiden Anbauten seitlich der Eingangstür die runden Wangen eines frechen Gesichts.
    »Tommaso hat mir erzählt, dass sich der frühere Besitzer des Hauses im obersten Stockwerk aufgehängt hat«, sagte Anita unvermittelt.
    »Anita!«, protestierte ihr Freund, dem die Situation sofort peinlich war. »Das ist nicht wahr!«
    »Du hast es aber gesagt!« Sie sah ihre Mutter an. »Stimmt das?«
    »Nein. Das ist nur Gerede!«, erwiderte diese lachend. »Wo hast du das denn her, Tommaso?«
    »Das habe ich gehört«, stammelte er beschämt.
    »Dann hat er sich also nicht aufgehängt?« Jetzt wollte Anita es unbedingt wissen.
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Nein, das ist Unsinn! Morice Moreau ist in seinem Haus an Altersschwäche gestorben, genau so, wie er es sich immer gewünscht hatte.« Sie blieb stehen, drehte sich noch einmal nach dem Haus um und zeigte zum Giebelfenster hinauf. »Er ist dort oben gestorben, in seinem Atelier, nachdem er seinen Tee getrunken hatte.«
    »Tommaso sagt, das Haus bringe Unglück.«
    »Anita!« Tommaso bekam schon wieder ein rotes Gesicht.
    »Hast du das wirklich gesagt?«
    »Nein, Signora Bloom«, schwindelte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher