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Überleben oder Scheitern: Die Kunst, in Krisen zu bestehen und daran zu wachsen (German Edition)

Überleben oder Scheitern: Die Kunst, in Krisen zu bestehen und daran zu wachsen (German Edition)

Titel: Überleben oder Scheitern: Die Kunst, in Krisen zu bestehen und daran zu wachsen (German Edition)
Autoren: Georg Pieper
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rechtzeitig wahrzunehmen und uns zu überlegen, worauf diese uns hinweisen könnten, lassen sich Krisen bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt erkennen. Damit haben wir viel bessere Chancen, Weichenstellungen vorzunehmen, damit wir uns gar nicht erst in eine Sackgasse hineinmanövrieren. Kopf-, Rücken-, Magenschmerzen und andere Symptome haben uns viel zu sagen: Wir müssen hinschauen und hinhören und die richtigen Konsequenzen ziehen.
    Burnout, hoher Blutdruck, Beta-Blocker?
    Immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft geraten in einen ungesunden Kreislauf aus zu viel Stress (oder den falschen Umgang damit) und dem Versuch, sich mit Medikamenten über Wasser zu halten. Die Betroffenen leiden meist schon über längere Zeit unter einer Belastung, der sie sich nicht gewachsen fühlen; mit erhöhtem Energieaufwand kämpfen sie sich dennoch durch. Nicht wenige entwickeln einen erhöhten Blutdruck. Das ist ein deutliches Alarmzeichen und kann unbehandelt zu Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen schweren Erkrankungen führen. Viele Ärzte verschreiben in Fällen von stressbedingtem Bluthochdruck sogenannte Beta-Blocker. Die natürlichen Stressreaktionen, die wir bei Gefahr und zu großer Anspannung entwickeln, schlagen durch diese Medikation nicht mehr auf die Organe durch; die Blocker verhindern, dass uns ein erhöhter Blutdruck darauf hinweisen könnte, dass wir eine Gefahr oder Belastung beseitigen müssten. Die Betroffenen können ungesunde Stresssituationen weiter auf sich laden, sie bleiben arbeitsfähig (das ist wichtig in unserer Leistungsgesellschaft!) und müssen sich nicht um die Ursachenbewältigung kümmern.
    In den meisten Fällen wird so ein eigentlich untragbarer Zustand mit Unterstützung der Medikamente künstlich über eine lange Zeit aufrechterhalten, bis die Betroffenen zusammenbrechen, an einer Depression erkranken oder im Burnout enden. In letzter Zeit haben sich immer wieder Personen, die in der Öffentlichkeit stehen und auf hohem Leistungsniveau agieren, darüber geäußert, dass sie jahrelang über ihre Grenzen gegangen sind und schließlich das Handtuch werfen mussten. Tim Mälzer, Ralf Rangnick oder Miriam Meckel sind einige der Prominenten, die mit der Diagnose Burnout konfrontiert wurden.
    Das starre Festhalten an Denk- und Verhaltensmustern, für die man sich einmal entschieden hat und die man unter allen Umständen aufrechtzuhalten versucht, begünstigt einen Zusammenbruch. Das ist wie bei Paaren, die sich schon seit vielen Jahren nichts Positives mehr geben können, gegenseitig unter emotionaler Kälte leiden, aber den Schritt, sich zu trennen, nicht wagen. Eine Haltung, die direkt aus der Krise in die persönliche Katastrophe hineinführen kann. Am Ende steht oft die bittere Erkenntnis, dass man den Zeitpunkt verpasst hat, wo man noch hätte reagieren können, dass der Mut gefehlt, man einfach weitergemacht und das Leid dadurch letztlich nur verlängert hat.
    Eine Kollegin von mir, eine Psychologin, die in einem großen Unternehmen arbeitete, war mir diesbezüglich ein Lehrbeispiel, das mich in ungläubiges Erstaunen versetzte, obwohl ich glaubte, mich mit dieser Problematik auszukennen. Die Psychologin nahm zusammen mit ihren Teamkollegen an einer von mir geleiteten Supervisionsgruppe teil. Wir besprachen die Arbeitsprozesse des Teams und gingen auch auf Konflikte ein, die sich untereinander ergeben hatten. Dabei trat die Kollegin immer sehr »tough« auf, sie wirkte hart, verbissen, angriffslustig und lächelte selten. Ihre Kollegen schätzten sie wegen ihrer Fachkompetenz, hatten es menschlich aber nicht immer leicht mit ihr. Nachdem sie bei einem weiteren Treffen der Gruppe nicht dabei gewesen war, erfuhr ich, dass sie längere Zeit ausfallen würde und es unklar sei, ob sie überhaupt zurückkäme. Bei ihr war eine Krebserkrankung diagnostiziert worden, sie musste operiert werden und sich einer Bestrahlung unterziehen. Die Prognose war nicht gerade günstig.
    Etwa zwei Jahre später kam eine mir unbekannte hübsche Dame in meine Praxis, die mich anlächelte, aber nichts sagte. Ich bat sie herein und fragte, wie ich ihr helfen könne. Sie lächelte weiter und fragte mich, ob ich sie nicht erkennen würde. Ich verneinte, nur ihre Stimme kam mir irgendwie bekannt vor. Es stellte sich heraus, dass es besagte Kollegin war. Sie hatte nicht nur ihr Äußeres vollkommen verändert, sondern war eine ganz und gar veränderte Erscheinung, eine andere Persönlichkeit. Gleich zu Beginn
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