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Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht

Titel: Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht
Autoren: Malcolm Gladwell
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der Straße und vom Zusammenleben dreier Generationen unter einem Dach sprachen. Damals ging man davon aus, dass eine hohe
     Lebenserwartung vor allem damit zusammenhing, wer man
war
– mit anderen Worten, mit den Genen. Unsere Gesundheit hing außerdem von unseren persönlichen Entscheidungen ab – was wir
     essen, wie viel Sport wir treiben und welche medizinische Versorgung wir erhalten. Niemand ging davon aus, dass Gesundheit
     etwas mit der Gemeinschaft zu tun haben könnte, in der wir leben.
     
    Wolf und Bruhn mussten die Fachwelt davon überzeugen, Gesundheit und Herzinfarkte in einem völlig neuen Licht zu sehen: Sie
     mussten ihren Kollegen klarmachen, dass sie nicht verstehen konnten, warum jemand gesund war, wenn sie dessen persönliche
     Entscheidungen und Handlungen aus dem Zusammenhang herausgelöst betrachteten. Mediziner mussten lernen, über den Einzelnen
     hinauszublicken. Sie mussten die Kultur, die Familien, die Freunde und das soziale Umfeld der Menschen verstehen. Sie mussten
     erkennen, dass die Werte der Welt, in der wir leben, und die Menschen, mit denen wir uns umgeben, entscheidende Auswirkungen
     darauf haben, wer wir sind. Mit seiner Arbeit in Roseto hat Stewart Wolf unser Gesundheitsverständnis revolutioniert. Mit
     diesem Buch möchte ich dasselbe für unser Erfolgsverständnis erreichen.

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|17| Teil 1
Chance

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|19| Kapitel 1
Der Matthäus-Effekt
    »Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und er wird in Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen
     werden.«
    Matthäus 25.29
    1.
    An einem warmen Frühlingstag im Mai 2007 trafen die Mannschaften der Medicine Hat Tigers und der Vancouver Giants im Endspiel
     um den Memorial Cup, die kanadischen Jugendmeisterschaften im Eishockey, in Vancouver aufeinander. Die Tigers und die Giants
     waren die besten Mannschaften der Canadian Hockey League, der besten Jugendeishockeyliga der Welt. Hier liefen die künftigen
     Stars auf: siebzehn-, achtzehn- und neunzehnjährige Jungen, die schon auf Kufen standen, kaum dass sie Laufen gelernt hatten.
    Das Spiel wurde vom staatlichen kanadischen Fernsehen übertragen. In der Innenstadt von Vancouver flatterten die Fahnen des
     Memorial Cup an den Masten der Straßenlaternen. Das Stadion war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Auf dem Eis wurde ein
     roter Teppich ausgerollt, und ein Ansager verlas die Liste der Ehrengäste, angefangen bei Gordon Campbell, dem Ministerpräsidenten
     des kanadischen Bundesstaates British Columbia. Dann betrat unter tosendem Beifall die Eishockeylegende Gordie Howe das Rund.
     »Meine Damen und Herren!«, rief der Stadionsprecher: »Mister Eishockey!«
    In den nächsten 60 Minuten boten die beiden Teams eine leidenschaftliche und offensive Partie. Zu Anfang des zweiten Drittels
     ging Vancouver durch einen Rebound von Mario Bliznak in |20| Führung. Kurz vor Ende des Drittels glich Medicine Hat aus, als Darren Helm, Torschützenkönig der Mannschaft, den Puck an
     Vancouvers Torhüter Tyson Sexsmith vorbeischlenzte. In den Schlusssekunden des letzten Drittels, nachdem Medicine Hat seinen
     Torhüter vom Eis genommen und einen weiteren Feldspieler gebracht hatte, erzielte Vancouver schließlich den entscheidenden
     Treffer zum Sieg.
    Nach dem Spiel drängten sich die Spieler, ihre Familien und Sportreporter aus dem ganzen Land in der Umkleidekabine des siegreichen
     Teams. Die Luft war erfüllt von Zigarrenqualm und dem Geruch von Sekt und verschwitzten Trikots. An der Wand hing ein Spruchband
     mit der Aufschrift »Nimm den Kampf an!«. Inmitten des Gedränges stand Giants-Trainer Don Haly mit feuchten Augen. »Ich bin
     so stolz auf die Jungs«, sagte er. »Schauen Sie sich nur um. Jeder Einzelne von denen hat heute alles gegeben.«
    Das kanadische Eishockey ist extrem leistungsorientiert. Tausende Jungen treten noch vor ihrer Einschulung einer Mannschaft
     bei. Von Anfang an gibt es für jede Altersgruppe eine eigene Liga, und in jeder dieser Ligen werden die Spieler beobachtet,
     begutachtet und bewertet. Die talentiertesten werden ausgesucht und für die nächste Liga trainiert. Die besten Jugendlichen
     spielen in der Major Junior A-League, der Spitze der Pyramide. Und wenn eine Mannschaft aus dieser Liga im Endspiel um den
     Memorial Cup antritt, dann heißt das, dass sie ganz oben an der Spitze der Pyramide steht.
    In den meisten Sportarten werden die späteren Stars auf diese Weise
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