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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf
Autoren: Mary Scott
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»entscheidet sie sich für einen netten Farmer von hier, einen von euren Freunden.«
    Ich wollte mich da heraushalten, obwohl ich sehr genau wußte, in welche Richtung Mutters Gedanken wanderten; aber Larry hatte recht, ich hatte meine Lehre bekommen. Ich wechselte das Thema, und erzählte ihr von Larrys drei schwierigen Besuchern.
    »Mrs. Lee ist recht schwierig, aber sie mag dich, und wir haben uns darauf verlassen, daß du dich nützlich machst«, und dieser abgedroschene Ausdruck veranlaßte mich, Mutter alles über Ursula zu erzählen.
    Sie war überraschend verständnisvoll. Ich hatte erwartet, daß sie vielleicht für die Nichte des Colonels Partei ergreifen würde, besonders, da Ursula aus England kam und deshalb zur »gehobenen Gesellschaft« gehörte. Aber sie sagte augenblicklich: »Ich kenne diese Art von Frauen recht gut. Sie machen einen verrückt. Sie wollen selbst nicht heiraten, aber sie tun alles für die Männer anderer Frauen.«
    »O nein, so ist Ursula nicht. Sie will niemand etwas antun.«
    »Das weiß ich, aber sie tun es doch. Sie rennen immer hinter den Männern her, und die lieben das natürlich, sogar dein Vater.«
    Das konnte ich kaum glauben. Vater ist so umsichtig und klug und Mutter völlig ergeben. Er kritisiert sie immer, ist aber wütend, wenn wir ihm zustimmen. Ich konnte es nicht glauben, daß er einmal für jemanden wie Ursula geschwärmt hatte, und das sagte ich auch.
    »Aber natürlich, Liebling. Alle sind so. Wir kannten einmal ein Mädchen ... Eigentlich sollte ich sie nicht >Mädchen< nennen, denn sie war damals sicher schon zu alt, um sich so kindisch zu benehmen. Sie machte ein fürchterliches Getue um deinen armen Vater, und er fühlte sich am Anfang ungeheuer geschmeichelt. Glücklicherweise war das Getue allzu fürchterlich, und das verscheuchte ihn. Aber ich kenne diese Frauen. Die kennt jede verheiratete Frau.«
    Jetzt fühlte ich mich gleich um einiges besser, denn ich hatte befürchtet, daß wir drei Frauen doch ziemlich gehässig und engstirnig geworden waren.
    Danach kümmerte ich mich  um das Abendessen, und Mutter packte ihre Geschenke aus. Sie waren wunderschön und mußten viel Zeit und Geld gekostet haben. Ich war froh, daß wir unsere Absicht, ein schlichtes Weihnachtsfest, fast ohne Geschenke, zu feiern, wieder fallengelassen hatten.
    Nach dem Essen saßen wir alle auf der Veranda und genossen die Abendkühle, als wir ein Auto hörten. Paul stöhnte und kämpfte sich aus seinem Liegestuhl hoch.
    »Hoffentlich keine Besucher am Weihnachtsabend«, murrte er.
    Aber es waren nur Onkel Richard, Lydia und Larry, und wir freuten uns, sie zu sehen. Lydia hatte eine Zeitlang zu unserer Familie gehört, und Onkel Richard war ein alter Freund von uns. Immerhin war ich ein wenig überrascht, daß sie so bald nach ihrer Ankunft die Flucht ergriffen hatten.
    Lydia sagte: »O weh, ich fürchte, wir sind zu spät gekommen, um die Kinder zu sehen«, und ich antwortete erleichtert, daß sie im Bett seien.
    Aber ich hatte natürlich nicht recht. Sie lagen wach, wie alle Kinder, und hofften, Santa Claus zu sehen. Als sie Lydias Stimme hörten, brüllten und quietschten beide los, waren plötzlich auf der Veranda und stürzten sich auf sie.
    Paul fluchte leise, aber ich sagte: »Reg dich nicht auf. Sie werden zufrieden wieder ins Bett gehen, wenn Lydia das übernimmt«; und so geschah es. Lydia und Tony verschwanden im Kinderzimmer, und Mutter folgte ihnen, da sie die kleinen Lieblinge in ihren Betten sehen wollte. Richard O’Connor zog seinen Stuhl nahe zu Paul und Vater und begann eine jener Männerdiskussionen über die Aussichten des Dezimalsystems in der Währung und die EWG. Larry sagte: »Laß sie, Susan, und komm mit ins Haus. Ich platze fast vor Wut.«
    Ich überlegte ziemlich erschöpft, daß es erst vor zwei Tagen bei Anne genauso gewesen war, und eigentlich wäre ich auch einmal an der Reihe. Aber da mir gerade keine Sorgen einfielen, setzte ich mich aufs Sofa und legte die Füße hoch. »Ist es so schlimm? Ich nehme es fast an, weil ihr herübergekommen seid. Erzähl.«
    »Ziemlich. Und außerdem wollte ich Mrs. Lee mit Sam allein lassen. Wenn ich es auch nie betone, so ist sie doch seine Mutter, und er ist auch einmal dran. Als wir wegfuhren, versuchten sie gerade, Mark einzureden, daß Santa Claus nur kommen würde, wenn er ins Bett ginge. Immerhin ist es Sams Mutter und sein Sohn, also können sie auch einmal allein fertig werden.«
    »Eine recht gute Idee,
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