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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf
Autoren: Mary Scott
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kaputte Ding fest um mich, und sagte, daß ich es so mochte, und daß ich das Loch vermissen würde, weil es schon einen Monat drin wäre. Sie war ziemlich entsetzt, nahm sich aber zusammen und meinte, sie hätte schon immer gehört, daß Frauen in den Backblocks schnell lernten, sich mit allem abzufinden.«
    Ich lachte. Larry sah fast noch so blendend aus, wie damals, als ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. Zweifellos trug Ursula ihre fünfunddreißig Jahre mit Eleganz, aber sie war eigentlich keine Schönheit. »Wenn sie es fertigbringt, daß schon wir uns so fühlen«, sagte ich, »was kann sie dann erst bei Anne anrichten?«
    Ursula war Gast beim Colonel, deshalb sah Anne sie natürlich häufig. Ursula ritt immer hinüber zu Tims Farm. Sie saß gut auf dem Pferd, mit ausgezeichnet geschnittenem Mantel und eleganten Reithosen. Anne hatte fünfjährige Zwillinge und erwartete Ende des Jahres wieder ein Kind. Selbstverständlich mußte sie sich unterlegen fühlen.
    Besonders, da Ursula gar nicht versuchte, ihre Bewunderung für Tim zu verbergen. Er war ein Adonis und ein schrecklich netter Mensch. Wenn Ursula schon um Paul und Sam viel Getue machte, so behandelte sie Tim wie einen Gott. Sie sprach immer von der »kleinen Anne«, und Anne, die für gewöhnlich so lustig und vergnügt war, zeigte schon Anzeichen von Erschöpfung.
    »Die Art, wie sie mich immer >klein< nennt, macht mich verrückt«, sagte sie und lachte, als sie in den großen Spiegel in ihrem Zimmer schaute. »Ich bin zwar nicht groß, aber ich mache das in der anderen Richtung wett, obwohl es diesmal keine Zwillinge sind, Gott sein Dank.«
    Aber sie beklagte sich selten, denn sie hatte viel Familiensinn.
    »Komisch, wie lästig eine wirklich tüchtige und nette Frau wie Ursula sein kann, wenn sie den Männern dauernd zeigt, wie sie zu ihnen hält«, sagte ich nun.
    »Ja, die Armen suchen sich gleich etwas zum Beklagen. Aber ich kann es wirklich nicht ausstehen, daß sie alles immer besser weiß. Sie ist furchtbar genau. Wenn ich >Hunderte< sage, dann lächelt sie und sagt: >Wahrscheinlich meinst du Dutzende<.«
    Ich lachte. »Das kenne ich. Ich hab’ das unangenehme Gefühl, daß sie an meiner Seite lauert, um mir einen Rippenstoß zu geben, wenn ich einen Fehler mache.«
    »Selbstverständlich tut sie das. Immer bereit zu sagen, daß es nicht drei sind, sondern 2,999.«
    Diese Anstrengung überraschte mich, weil Larry immer sagte, daß sie nicht rechnen könne und entschlossen sei, zu sterben, bevor das Dezimalsystem in der Währung eingeführt würde. Diese drei Dezimalstellen zeigten, wie erregt sie war.
    »Ich möchte gerne wissen, wieviel der Colonel sieht«, sagte ich. »Meinst du, er merkt, daß Ursula Anne verrückt machen muß?«
    »Natürlich nicht. Die Männer sind für so etwas tatsächlich zu dumm«, sagte Larry, die immer recht gut mit den Männern auskam.
    Aber wahrscheinlich hatte sie recht. Der Colonel war ein reizender Mensch und betete sein einziges Kind und die Zwillinge an, doch sicherlich fand er nichts an Ursula, was einem auf die Nerven gehen könnte. Sie war viel zu klug, ihre gebieterische Art in seiner Gegenwart zu zeigen und war reizend zu ihm. Selbstverständlich bewunderte er sie, außerdem war sie die Tochter eines Vetters, den er sehr geschätzt hatte.
    Unser Haß war nun erschöpft, und wir wandten uns unserer Arbeit zu. Wir kochten jetzt die dritte Woche für die Schafscherer. Es wurde bei uns geschoren, weil wir als einzige von uns dreien einen Stall bei der Farm hatten. So machten wir es gemeinsam, und wir Frauen kochten zusammen. Unsere eigene Schur war vorbei, und die von Sam ging bald zu Ende. Wenn das Wetter hielt, würde die von Tim in einigen Tagen beginnen.
    Ich sagte: »Wir sollten die Kocherei weitermachen und Anne überreden, daß sie daheim bleibt. Es sind nur noch ein paar Tage, und wir sind jetzt gut eingearbeitet. Es geht ihr nicht so gut, daß sie stundenlang in der heißen Küche herumstehen könnte.«
    Larry war einverstanden und fügte herausfordernd hinzu; »Das ist unsere Pflicht, besonders deine, Susan, denn Anne ist gerade mit der wahren Aufgabe der Frau beschäftigt — die Bevölkerung zu vergrößern. Es freut mich, dein schlechtes Gewissen zu sehen.«
    »Warum meines? Du hast auch nur zwei Kinder!«
    »Ich behaupte auch nicht, mütterlich zu sein. Es war dein Fehler, uns als Beispiel voranzugehen. Wenn du dich nicht so beeilt hättest mit deinem ersten Kind, würde ich vielleicht immer
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