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Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
Autoren: Martin Krist
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Ihnen vornehmen. Leider wurde sie kurzfristig zu einem Heizungsschaden gerufen, wie das nun mal so ist im Winter. Also müssen Sie mit mir vorliebnehmen.« Noch immer ließ er Bernie nicht aus den Augen. »Sie haben einen Hund, wie ich sehe?«
    »Ist das ein Problem?«
    »Nun, die Wohnung ist frisch renoviert.«
    »Der Hund war mit Frau Praller abgesprochen, Herr … Wie war doch gleich Ihr Name?«
    »Kaiser.« Er streckte seine Hand aus, zog sie jedoch sofort zurück, als der Bernhardiner versuchte, daran zu schnüffeln. »Georg Kaiser.«
    »Also, Herr Kaiser, die Sache mit dem Hund ist im Mietvertrag ausdrücklich genehmigt worden.«
    »Tatsächlich?« Der Hausverwalter klappte den Ordner auf und überflog ein Vertragsblatt. »Ach, hier steht es ja! Es ist nur … Äh, Sie sind Polizist?«
    »Kriminalhauptkommissar, um genau zu sein. Bei der Mordkommission. Ist das auch ein Problem?«
    Kaiser watschelte wortlos durch ein Tor in einen Innenhof. Im Hinterhaus vermischte sich der Geruch von bitterem Balsamico-Essig mit dem von Tsatsiki. In der dritten Etage, direkt unter dem Dachboden, lag Kalkbrenners neue Wohnung. Der schmale Flur war mit knarrenden Holzdielen ausgelegt und führte an Einbauküche und Badezimmer mit Wanne vorbei in zwei leere Zimmer mit Stuckdecke. Bernie tapste – sehr zum Missfallen des Hausverwalters – mit klackernden Tatzen über das nagelneue Parkett und beschnüffelte die Zimmerecken. Kalkbrenner, dem der Tsatsikigeruch noch immer in der Nase hing, bekam langsam Hunger.
    »Sollen wir dann?« Kaisers Stimme hallte durch die leeren Räume. »Ich müsste nämlich gleich noch zu einer weiteren Wohnungsübergabe.«
    »Wenn es Ihnen lieber ist, kann ich den Hund auch ins Bad sperren.«
    »Ach nein, ist schon in Ordnung.« Kaisers unsicherer Gesichtsausdruck strafte seine Worte Lügen.
    Gemeinsam inspizierten sie die vier Räume hinsichtlich Mängel und Schäden. Der Bernhardiner folgte ihnen bei Fuß, was Kaiser zu einer für Berliner Hausverwalter eher untypischen Eile veranlasste. Nach nicht einmal einer halben Stunde setzte Kalkbrenner seine Unterschrift unter das Übergabeprotokoll und bekam die Schlüssel ausgehändigt.
    »Einmal die Woche kehrt der Hausmeister den Innenhof«, rief Kaiser noch nach oben, während er sich schon durch das Treppenhaus davonmachte.
    »Und wer reinigt die Treppen?«
    »Auch der Hausmeister. Der macht auch kleinere Reparaturen.« Kaiser befand sich bereits in der zweiten Etage. »Und wenn es Fragen zu Ihrem Keller gibt, zu Heizungen und …«, die Stimme wurde immer leiser, »… im Nachbarhaus wohnt Frau … ist unser Hauswart … lebt hier seit … sind vierzig Jahre.«
    »Wie heißt die Frau?«
    »Stephan!«, erscholl es nun schon vom Hof. »Einen schönen Abend Ihnen noch.«
    Kalkbrenner legte seinen Mantel ab, krempelte die Ärmel hoch und begann, die Kartons aus dem Wagen in die Wohnung zu schleppen. Nach einer knappen Stunde hatte er sämtliche Kisten, zwei Wäschesäcke und ein gerahmtes Ölbild wahllos in seinem neuen Zuhause verteilt.
    Erschöpft sank er zu Boden. Die Holzdielen ächzten unter seinem Gewicht. Es war das behagliche Knarzen einer alten, gemütlichen Wohnung.
Meiner Wohnung.
Ein ungewohntes, aber auch ein erhabenes Gefühl breitete sich in Kalkbrenner aus.
Es ist gut
,
dass wir endlich klare Verhältnisse geschaffen haben.
Das Ölbild, das an der Wand lehnte, und die kleine Tischleuchte auf dem Fensterbrett deuteten bereits an, dass hier demnächst das Wohnzimmer entstehen sollte. Auch Bernie hatte sich seinen Platz schon gesichert. Lang ausgestreckt lag er schnarchend vor der Heizung.
    Plötzlich pfiff ein Windstoß durch den Flur. Die Wohnungstür stand noch immer sperrangelweit offen, aber für den Moment mochte Kalkbrenner keinen einzigen Schritt mehr tun. Sein müder Blick glitt durch den Raum, und er beschloss, die alten Möbel aus dem Zehlendorfer Haus dort zu lassen, wo sie standen. Stattdessen würde er sich bei Ikea
ein neues Sofa, einen neuen Schrank und ein neues Bett kaufen.
Erst wenn man alles hinter sich gelassen hat
,
hat man die Freiheit
,
etwas Neues zu beginnen.
In der stillen Wohnung klangen diese Worte laut, ganz nahe und verdammt vertraut in Kalkbrenners Gedanken. Unwillkürlich schaute er sich um.
    Bernie wimmerte im Schlaf, manchmal träumte er schlecht, aber ansonsten war niemand da, natürlich.
    Ihr seid also kein Paar? Warum?
    Kalkbrenner atmete tief durch. Nach der Gerichtsverhandlung hatte er vergessen,
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