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Traummann mit Vergangenheit

Traummann mit Vergangenheit

Titel: Traummann mit Vergangenheit
Autoren: SUSAN MALLERY
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nichts mit Nora zu tun, ermahnte er sich. Er schüttelte die Erinnerungen ab und griff nach seiner Post. Als er die Umschläge durchblätterte, runzelte er die Stirn. Darunter war ein Brief mit dem Absender von seinem früheren Chef in Boston.
    Er überflog den Inhalt. Neil Edwards war zum Personalchef ernannt worden, und er wollte Stephen die Stelle als Oberarzt in der Notaufnahme anbieten. Mit dem Job waren ein großartiges Gehalt, Sozialleistungen und jede Menge Extras verbunden.
    „Du musste es doch leid sein, in der Pampa zu leben“, schrieb sein Freund. „Komm zurück in die wirkliche Welt, wo du hingehörst.“
    Neil hatte sein Bedürfnis, Arzt in einer Kleinstadt zu sein, nie nachvollziehen können. Es gab nicht viele Leute, die das verstanden hatten, Courtney eingeschlossen.
    Als er den Brief noch mal las, wusste er, dass er nicht nach Boston zurückkehren würde. Weder jetzt noch in Zukunft. Inzwischen war er hier daheim, in Lone Star Canyon. Er kannte die meisten seiner Patienten beim Namen. Er hatte eine vielseitige und abwechslungsreiche Praxis. Es gab hier noch eine Ortsgemeinschaft, und er wollte ein Teil davon sein. Außerdem lebte seine Ehefrau hier. Und er hielt es eher für unwahrscheinlich, dass sie an die Ostküste umziehen würde.
    Stephen faltete den Brief zusammen und ließ ihn in seine offene Aktentasche fallen. Nora war schon eine besondere Frau. Er kannte sie noch nicht lange, konnte sich aber nicht mehr vorstellen, ohne sie zu leben. Und obwohl er wusste, dass es falsch war, wünschte er sich ein wenig, sie würde ihm ihr Herz schenken. Eine verliebte Nora wäre unwiderstehlich.
    Er dachte daran, wie es war, mit ihr zusammen zu sein. Mit ihr zu leben und jede Minute ihrer gemeinsamen Zeit zu genießen. Was wäre, wenn er sich in sie verlieben und sie dann ebenfalls verlieren würde? Und ihr Baby? Er würde den Tod eines weiteren Kindes nicht überleben.
    Auf einmal kam ihm eine sehr unbequeme Frage in den Sinn: Hielt er sich wegen Courtney zurück, oder versuchte er etwa nur, sich selbst zu schützen?
    Er konnte diese Frage selbst nicht beantworten, also griff er zum Telefon und wählte die Nummer von Snip ’n Clip. Aber Jill sagte ihm, dass Nora zum Lunch nach Hause gegangen war. Stephen bedankte sich und legte auf. Dann suchte er seine Schlüssel. Es war Zeit, dass er und seine Frau der Angelegenheit ein für alle Mal auf den Grund gingen.
    Zehn Minuten später betrat Stephen das kleine Haus. Nora war nicht im Wohnzimmer oder in der Küche. Er rief ihren Namen. Dann hörte er einen lauten Knall aus Richtung Schlafzimmer.
    „Nora?“
    Er ging den kurzen Flur hinunter. Sie stand mit dem Rücken zu ihm. Sein großer Koffer lag offen auf dem Bett, und sie war hektisch dabei, Kleidungsstücke hineinzuwerfen. Seine Kleidungsstücke.
    Starr vor Schock beobachtete er sie, ohne ein Wort herauszubringen. Sie setzte ihn vor die Tür? Einfach so? Ohne mit ihm zu reden, ohne ihm eine Frage zu stellen? Ihm wurde eng um die Brust, und seine Bauchmuskeln spannten sich an, als ob er einen Fausthieb in die Magengrube erwartete.
    „Was machst du da?“
    Sie keuchte, dann fuhr sie zu ihm herum. An diesem Morgen hatte sie ihr langes dunkles Haar zu einem französischen Zopf geflochten. Daher konnte er ihr ganzes Gesicht klar erkennen. Ihre Wangen waren nass vor Tränen. Augen und Mund waren vom Weinen geschwollen.
    „Wonach sieht es denn aus? Ich helfe dir beim Packen. Wenn du nach Boston zurückwillst, solltest du dich besser auf den Weg machen.“ Sie ging zu seiner Kommode und holte einen Armvoll Socken heraus. Anstatt ganz zum Bett zu gehen, warf sie die Socken einfach in Richtung Koffer. Zwei oder drei Paar trafen das Ziel. Die anderen fielen einfach auf den Boden. Nora schien das gar nicht zu bemerken.
    „Boston?“ Hatte sie Boston gesagt? „Woher weißt du darüber Bescheid?“
    Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. Neue Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Ich wusste es“, sagte sie. Ihre Stimme war leise und niedergeschlagen. Sie lehnte sich gegen die Kommode. „Du hast es geheim gehalten. Wann hattest du vor, es mir zu sagen? Bevor du mich verlässt oder erst später? Wenn du sowieso abhauen wolltest, warum hast du dir überhaupt die Mühe gemacht, mich zu heiraten?“
    Er kam auf sie zu. „Nora, ich gehe nirgendwohin. Gut, ich habe einen Brief von einem ehemaligen Kollegen bekommen. Er hat mir eine Stelle als Leiter der Notaufnahme in Boston angeboten. Aber ich habe weder mit ihm
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