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Träum ich?: Roman (German Edition)

Träum ich?: Roman (German Edition)

Titel: Träum ich?: Roman (German Edition)
Autoren: Adena Halpern
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hättest du dich auf was gefasst machen können«, sagt Selma irritiert.
    »Aber unsere Tante hat sie erfunden! Hat sie je ein Patent darauf angemeldet? Wenn man beweisen könnte, dass sie sie wirklich erfunden hat, wären wir Milliardäre!«
    »Tja«, seufzt Selma.
    »Wie es aussieht, wird leider niemand davon erfahren«, fügt Dolly hinzu.
    »Der Geruch von geschmolzener Butter, braunem Zucker und Schokolade lockte Astrid in die Küche. Sie sah ihre Schwester, die sich über ihre neueste Kreation beugte«, berichtet Selma. »Ich bekomme Hunger«, sagt Dolly zu Selma und leckt sich die Lippen. »Haben wir was Süßes im Haus?«
    »Ich seh mal nach«, erwidert Selma und geht in die Küche.
    »Tut mir leid, bei dieser Geschichte bekomme ich immer Hunger«, sagt Dolly zu mir. »Wie auch immer … Emmalina gab Astrid einen Keks zum Probieren. ›Sag mir, ob er gut schmeckt‹, bat sie. Astrid ließ sich nicht anmerken, wie groß ihr Appetit auf die noch warme Köstlichkeit war. Sie hegte keinerlei Zweifel, dass Emmalina einen Volltreffer gelandet hatte. Als sie hineinbiss, wusste sie, dass diese Kekse ihre Schwester und Hermann unvorstellbar reich machen würden. Sie waren ganz anders als normale Schokoladenkekse, in denen das köstliche Butteraroma überdeckt wird. Diese hier waren ein Fest für die Sinne, ein wahres Kunstwerk.«
    »Hier, Ma, wir hatten noch ein paar Stücke Kuchen in der Tiefkühltruhe. Soll ich sie in die Mikrowelle stellen? In zehn Sekunden sind sie aufgetaut.« Selma gibt ihr ein gefrorenes Stück Kuchen.
    »Es geht schon, ich hab solchen Hunger, dass ich nicht mehr warten will. Ich lutsch dran, bis es weicher wird«, antwortet Dolly und steckt sich ein Stück in den Mund. »Wie die Geffiffte …«
    »Was? Ich kann dich nicht verstehen, wenn du den Mund voll hast.«
    »Tut mir leid.« Sie schluckt. »Wie die Geschichte weitergeht, kannst du dir wahrscheinlich denken. Astrid versuchte natürlich, der Sache einen Riegel vorzuschieben. Schließlich hatte sie, Astrid, eine schwierige Geburt gehabt, und wieso sollte Emmalina das Beste kriegen, wo doch Astrid bislang immer das Beste gekriegt hatte?«
    »Also hat sie Hermann verführt!«, sagt Selma und reckt dramatisch die Hände zum Himmel.
    Dolly steht auf und breitet die Arme aus. »Verführt, wie noch nie zuvor eine Frau einen Mann verführt hat.«
    »Wie hat sie das gemacht?«, frage ich mit aufgerissenen Augen.
    »Du kennst doch das Sprichwort: Die Liebe eines Mannes geht durch den Magen?«, fragt Selma, während Dolly versucht, noch ein Stück vom Kuchen abzubeißen.
    »Ja, ja.«
    »Es wurde von Astrid geprägt«, nuschelt Dolly durch die Kuchenkrümel.
    »Schokokekse und ein Sprichwort«, sagt Selma mit stolzem Lächeln. »Ist das zu fassen, wie sehr unsere Familie die Welt beeinflusst hat?«
    »Wartet mal.« Ich versuche, mir das Ganze vorzustellen. »Ihr wollt mir erzählen, dass Astrid einfach zu Hermann ging, behauptete, die Kekse seien von ihr, und Hermann ihr glaubte?«
    »Stell dir vor, du isst zum ersten Mal einen Keks mit Schokostückchen«, erklärt Dolly.
    »Den beliebtesten Keks auf der ganzen Welt. Stell dir vor, der Erste, der ihn kostet, ist ein kluger, erfolgreicher Bäcker mit großen Plänen. Was glaubst du wohl, was passiert?« Selma nimmt sich eine Zeitschrift vom Wohnzimmertisch und fächelt sich Luft zu.
    »Vergessen wir nicht, dass Astrid sehr hübsch war«, fügt Dolly hinzu.
    »Das hübscheste Mädchen in ganz Lockwunden«, bestätigt Selma.
    »Ihm blieb gar nichts anderes übrig«, behauptet Dolly.
    »Also hat er sich ihr zugewandt. Und was geschah dann?«, frage ich, nehme ein Stück von dem halb aufgetauten Kuchen und stecke es mir in den Mund.
    »Am selben Abend noch«, erklärt Dolly und sieht mich durchdringend an, »stieg Astrid, nur mit dem, was sie am Leibe trug, mit Hermann in den Zug nach Holland.«
    »Sie überschrieben Emmalinas Namen einfach mit Astrids«, fügt Selma hinzu.
    »Und dann ging es weiter nach Amerika.« Dolly sieht Selma an, als hätten sie diesen Teil geprobt.
    »Oder etwa doch nicht?« Selma hebt ihren Zeigefinger und reißt die Augen auf.
    »Denn jetzt kommt der Fluch ins Spiel«, flüstert Dolly dramatisch.
    »Ach, hört doch auf!«, sage ich.
    »Jetzt kommt der Teil, der für dich interessant ist«, meint Dolly und nimmt meine Hand. »Am nächsten Tag wachte Emmalina früher auf als sonst. Voller Vorfreude strahlte sie übers ganze Gesicht. Nicht weil sie mit dem Zug nach Hol land fahren
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