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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Georges Flipo
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Karten auf den Tisch gelegt. Sie erklärte sich einverstanden damit, das Treffen mit Ihrem Lieutenant abzusagen, wenn sie im Gegenzug eine große Entschädigung erhielte. Kurz, sie erpresste mich. Wenn ich nachgeben hätte, hätte sie es immer wieder getan. Das hatte ich übrigens vorhergesehen.«
    » Sie wollen sagen, Sie hatten vorgesehen , sie zu töten?«
    Cucherons Miene verzerrte sich kurz, als mangelte es dieser Frage an Takt. » Hier war es einfacher als mit Blum. Ich hatte keine Wahl, ich habe mich nur gewehrt. Aber ich bin kein Gewalttäter, ich hatte ihr einen stillen, schmerzlosen Tod zugedacht. Ein Tod, der als Selbstmord durchgehen würde.«
    Cucheron war wieder in Fahrt gekommen. Sein Ton hatte sich verändert, er war munter, bewundernd. Dieser Typ hatte keine Freunde, aber er vergötterte sich selbst.
    Er war mit einer Schachtel fein gemörserter Lexotanil zum Treffen gekommen. Astrid Carthago war keine routinierte Erpresserin. Sie hatte ihn verlegen empfangen und ihm Orangensaft serviert, bevor es ums Geld gehen sollte. Cucheron hatte um Eiswürfel gebeten. Während sie die bereitete, kippte er den ganzen Inhalt der Schachtel ins Glas. Sie trank davon, hielt dann plötzlich inne. Hatte sie das Pulver bemerkt oder seinen Geschmack? Er würde es nie erfahren. Sie stellte das Glas ab und starrte ihren Besucher an.
    » Es war furchterregend, Commissaire. Ich hatte das Gefühl, dass sie alle Geister der Unterwelt gegen mich zusammenrief, Beelzebul, Lilith, Strigae, Incubus- und Succubusdämonen. Also habe ich meine Handschuhe angezogen und sie gezwungen zu trinken. Sie hat versucht, Widerstand zu leisten, hat sich verschluckt und ist erstickt.«
    Er schloss seinen Bericht und erklärte, wie er ihr den Kopf in den Ofen gesteckt, das Gas aufgedreht und den Abwasch gemacht hatte, bevor er auf den Boulevards eine Nutte abschleppte. Er gab das alles mit Sorgfalt von sich, mit Stolz, wie man ein Küchenrezept weitergibt. Warm servieren, das ist alles, mehr hatte er nicht zu sagen.
    Viviane auch nicht. Sie musste diesen klebrigen Beginn eines freundschaftlichen Verhältnisses, das sie initiiert hatte, bewahren. Sie brauchte das, um ein echtes Geständnis zu bekommen, schriftlich. » Wissen Sie, dass Christophe Le Marrec wegen dieser Geschichte seit drei Wochen in Untersuchungshaft sitzt?«
    » Ah, das liegt in Ihrer Verantwortung, das können Sie mir nicht vorwerfen.«
    Viviane beharrte nicht darauf. Sie bereitete ihre Worte für den letzten Dolchstoß vor. » Mit ihm ist es nicht schlimm, er hat eine Einzelzelle, er wird bald freikommen. Aber mit Ihnen, Cucheron, mit Ihnen wird es schwieriger sein. Heute Abend werden wir Sie wirklich in Polizeigewahrsam nehmen, dann folgen die Ermittlungen und das Urteil. Selbst mit einem sehr guten Anwalt werden Sie mindestens zehn Jahre bekommen. Zehn Jahre Hölle in der Zelle, und Sie werden keine Einzelzelle haben. Da, wo man Sie hineinstecken wird…« Sie ließ das Verb bedrohlich nachklingen und fuhr fort: » …Sie werden mit irgendjemandem zusammengeworfen. Sie können sich die Zellennachbarn nicht aussuchen. Es werden vielleicht brutale Kerle sein, Perverse oder einfach nur Typen mit Entzugserscheinungen.«
    Cucheron hörte bestürzt zu. Er war nur noch Angst und Schrecken.
    » Sie werden vielleicht der einzige Weiße sein. Ihr Weißer. Zehn Jahre! Zehn Jahre, in denen Sie sich nach Ihrer Einsamkeit sehnen werden! Können Sie sich das vorstellen?«
    Ja, das konnte Cucheron. Er war nicht mehr blass, sondern grün.
    » Aber wir kommen aus derselben Welt, Cucheron, ich werde versuchen, Ihnen zu helfen.«
    Der Blick, den er ihr zuwarf, war nicht mehr derselbe. Er war von unendlicher Sympathie getränkt.
    » Aber dazu müssen Sie kooperieren: Schreiben Sie mir ein schönes Geständnis über diese beiden Fälle auf, und ich werde ein Arrangement für Sie finden.« Sie hielt ihm einen Stift, dann ein weißes Blatt hin.
    Er betrachtete es, unbeweglich, als würde er dessen Unschuld bewundern.
    » Sie haben nichts zu verlieren, Cucheron. Ich gebe Ihnen eine Chance. Wenn Sie die nicht nutzen wollen, überstelle ich Sie dem Richter und…«
    Mit einer Handbewegung stoppte Cucheron sie. Er warf ihr den Blick eines vertrauensvollen Freundes zu und zog das Blatt zu sich.
    » Halten Sie es kurz, aber streuen Sie trotzdem ein paar Details ein, damit es glaubwürdig ist«, flüsterte Viviane ihm zu. Cucheron schrieb mit Sorgfalt. Sie suggerierte ihm das eine oder andere Verb und
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