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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer
Autoren: Viveca Sten
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war der Ort am äußersten Rand des Schärengartens höchst lebendig.
    Thomas blinzelte durch seine Sonnenbrille nach unten.
    An den geteerten Landungsbrücken lagen Motor- und Segelboote vertäut, und dahinter ragte der alte Lotsenturm vom höchsten Punkt der Insel auf. Weiße Bojen schaukelten draußen vor den Bootsstegen, während die grünen und roten Punkte dem Schiffsverkehr und den Freizeitseglern den Weg wiesen. Es war früh am Morgen, aber das Fahrwasser war bereits voller weißer Segel mit Kurs hinaus aufs Meer.
    Nach nur wenigen Minuten waren sie direkt über Sandhamn. Der Pilot umrundete das pompöse Zollhaus aus dem achtzehnten Jahrhundert, und die Hubschrauberplattform gleich daneben kam rasch näher. Geschickt und vorsichtig setzte er den Hubschrauber mitten in das markierte Viereck, nur wenige Meter vom Rand des Kais entfernt.
    »Ich kann ungefähr eine halbe Stunde warten, dann muss ich wieder los«, sagte der Pilot mit einem fragenden Blick auf Thomas.
    Der sah auf seine Armbanduhr und dachte nach.
    »Ich glaube nicht, dass wir so schnell fertig werden. Sie können ebenso gut gleich wieder abfliegen. Wir kommen schon irgendwie zurück.«
    Thomas drehte sich zu den beiden Kriminaltechnikern um, die ihre schwarzen Taschen auf der Plattform abgesetzt hatten.
    »Dann mal los. Wir müssen zum Weststrand nördlich von Koberget. Die Wasserschutzpolizei ist schon dort. Autoverkehr ist auf der Insel verboten, also macht euch auf einen strammen Strandmarsch gefasst.«

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Kapitel 4
    Als Nora mit Simon auf dem Gepäckträger durch den Hafen radelte, sah sie, dass ein Polizeihubschrauber auf der Landeplattform stand. Hinter der Dampfschiffbrücke hatte ein großes Polizeiboot an dem Platz festgemacht, der für das Arztboot reserviert war. Ein Polizist in der charakteristischen Uniform der Wasserschutzpolizei stand an Deck. Wie ungewöhnlich, so früh am Morgen derartig viel Polizei hier zu sehen.
    Es musste etwas passiert sein.
    Nora radelte an der Reihe kleiner Läden entlang, in denen man alles bekam, was das Herz an Segelkleidung, maritimen Einrichtungsgegenständen und Bootszubehör begehrte, und fuhr dann an der Rückseite des Klubhauses vorbei. Sie bog auf den schmalen Weg, der parallel zur Minigolfbahn verlief, und folgte ihm bis zum umzäunten Freibadgelände. Nachdem sie ihr Fahrrad hinter dem Eiskiosk abgestellt hatte, hob sie Simon vom Gepäckträger. Mit ihm an der einen Hand und dem Korb mit den Badesachen in der anderen duckte sie sich unter dem GESCHLOSSEN -Schild hindurch und betrat die Schwimmschule.
    In der einen Ecke standen einige Eltern und unterhielten sich aufgeregt, während die Kinder voller Vorfreude auf den Schwimmunterricht herumtobten. Nora stellte die Badesachen auf einen Liegestuhl und ging zu der Gruppe. Sie sah fragend in die Runde.
    »Ist was passiert?«
    »Hast du den Polizeihubschrauber nicht gesehen?«, erwiderte eine der Mütter. »Sie haben eine Leiche gefunden. Ist am Weststrand angeschwemmt worden.«
    Nora schnappte nach Luft.
    »Eine Leiche?«
    »Ja, in ein Fischernetz verheddert, kannst du dir so was vorstellen? Der Tote lag anscheinend genau unterhalb von Åkermarks Haus.«
    Sie zeigte auf eine andere Mutter, deren Sohn auch mit Simon in die Schwimmschule ging.
    »Sie haben dort den ganzen Strand abgesperrt. Lotta wäre beinahe nicht durchgekommen, als sie mit Oscar hierherwollte.«
    »War es ein Unfall?«, erkundigte sich Nora.
    »Keine Ahnung. Die Polizei wollte nicht viel sagen, als Lotta gefragt hat. Aber ist das nicht entsetzlich?«
    »Es ist doch hoffentlich keiner von der Insel? Jemand, der zum Fischen draußen war und über Bord gefallen ist?«
    Nora blickte die anderen in der Gruppe erschrocken an. Einer der Väter ergriff das Wort.
    »Ich glaube, keiner weiß irgendwas Genaues. Das ist wohl nicht so leicht festzustellen. Aber Lotta war ziemlich geschockt, als sie hier ankam.«
    Nora setzte sich auf eine Bank am Beckenrand. Im Wasser klammerte Simon sich krampfhaft an ein orangerotes Schwimmbrett, während er sich abmühte, die Beinbewegungen richtig hinzukriegen. Nora versuchte, das unbehagliche Gefühl abzuschütteln, aber es gelang ihr nicht.
    Unwillkürlich sah sie das Bild eines Menschen vor sich, der nach Luft schnappt, während er sich immer fester in ein Netz verstrickt, das ihn langsam auf den Grund zieht.
    Im Westteil der Insel war es unwirklich still. Keine Morgenbrise kräuselte die Wasseroberfläche. Sogar die Möwen hatten mit ihrem
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