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Toedliche Saturnalien

Toedliche Saturnalien

Titel: Toedliche Saturnalien
Autoren: John Maddox Roberts
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Hinsetzen gerafft hatte. Ein paar Minuten lang kauten wir, die Regeln der Höflichkeit achtend, schweigend, dann lehnte ich mich zurück, während der Sklave meinen Becher aufs neue füllte.
    »Wie ist die Operation gelaufen?« fragte ich.
    Narcissus' Miene hellte sich auf. »Perfekt! Asklepiodes ist der großartigste lebende Arzt. Marcus Celsius sollte bald wieder völlig gesund sein, wenn es nicht zu einer Entzündung kommt.
    Asklepiodes hat das abgebrochene Schädelfragment tatsächlich heraus genommen und das verkrustete Blut sowie einige Knochensplitter aus dem Gehirn selbst entfernt, bevor er es wieder eingesetzt und mit Silberdraht befestigt hat.«
    »Er ist ein Gott unter den Heilkundigen«, sagte ich und schüttete als Trankopfer ein wenig Wein auf die Terrasse, damit die Götter meine Worte nicht als Herausforderung begriffen und auf Asklepiodes eifersüchtig wurden.
    »Und«, sagte Narcissus und beugte sich vertraulich vor, »er hat das meiste mit seinen eigenen Händen gemacht, anstatt lediglich seinen Sklaven Anweisungen zu geben. Ich sage das nur, weil du sein Freund bist.«
    »Es bleibt unser Geheimnis«, versicherte ich ihm. »Nun, mein Freund Narcissus, mir ist eingefallen, daß ich dich heute morgen etwas zu fragen vergessen habe, was das Ableben deines Patrons betrifft.«
    »Was kann ich dir noch sagen?«
    »Soweit ich weiß, ist er von einer Brücke gefallen und ertrunken. Weißt du zufällig, wo das Bankett abgehalten wurde, auf dem er, wie man hört, dem Wein ein wenig zu heftig zugesprochen hatte?«
    »Aber ja. Er war fast jeden Abend zum Essen aus, ein häufiger Gast in den Häusern der besseren Gesellschaft. An jenem Nachmittag hat er mir beim Aufbruch gesagt, daß er im Notfall, und damit meinte er eine plötzliche Krankheit in einer sehr reichen und prominenten Familie, im Haus des Aedilen Lucius Calpurnius Bestia zu erreichen wäre.«
    »Calpurnius Bestia«, wiederholte ich, förmlich schnurrend.
    »Ja«, sagte er, ein wenig überrascht über meinen Ton, und wies gen Süden. »Sein Haus liegt irgendwo da oben auf dem Aventin. Er muß spät, auf jeden Fall nach Einbruch der Dunkelheit, von dort aufgebrochen sein, ohne den Aedilen um einen Sklaven zur Begleitung zu bitten. Für gewöhnlich war er ein moderater Mann, aber bei einem derartigen Bankett trinken die meisten Menschen zuviel.«
    »Eine verbreitete Schwäche«, pflichtete ich ihm bei.
    »Ja. Er ist wohl den Hügel hinabgestiegen und muß dann, anstatt direkt nach Hause zu gehen, links abgebogen sein, ein Irrtum, den er erst bemerkte, als er sich auf der Sublicischen Brücke wiederfand. Ich kann mich noch erinnern, daß es eine sehr dunkle Nacht war. Man kann sich leicht verirren, selbst unweit des eigenen Hauses. Wahrscheinlich ist er an die Brüstung getreten, um sich zu orientieren, vielleicht mußte er sich auch übergeben. Er hat sich jedenfalls zu weit vorgebeugt, ist gestürzt und hat sich den Kopf aufgeschlagen. Man hat ihn nur wenige Schritte flußabwärts gefunden.«
    Ich stand auf und ergriff seine Hand mit beiden Händen, beseelt vom Wein und dem, was er gesagt hatte. »Danke, mein Freund Narcissus, dank dir. Du bist mir eine unschätzbare Hilfe gewesen, und ich werde dich meiner Familie von Herzen weiter empfehlen.«
    Er strahlte. »Ich stehe den ehrwürdigen Metelli jederzeit und mit dem größten Vergnügen zu Diensten«, erklärte er.
    Still vor mich hin lächelnd und pfeifend, verließ ich die Terrasse. Ich muß ausgesehen haben wie ein kompletter Schwachkopf, aber meine äußere Erscheinung war mir herzlich egal. Ich ging zurück zu meinem Haus, ohne die zahlreichen Meilen, die ich an jenem langen Tag zurückgelegt hatte, in den Beinen zu spüren. Doch bevor ich mich zur wohlverdienten Ruhe begeben konnte, hatte ich noch einen weiteren Gang zu erledigen.
    Unterwegs dachte ich über Bestia nach. Bestia, Pompeius' gerissener Spion in der catilinarischen Verschwörung. Bestia, der alles tun würde, um sich bei Pompeius einzuschmeicheln.
    Und wie hätte ihm das besser gelingen sollen, als durch die Ausschaltung von Pompeius' Rivalen um den Oberbefehl in Gallien, Celer? Bestia hatte nicht ahnen können, daß Pompeius und Caesar in diesem Punkt bereits eine Übereinkunft erzielt hatten. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht wollte Pompeius, daß Caesar auszog und scheiterte, damit er das Kommando an sich reißen konnte, wenn der Feind durch seinen Co-Triumviren bereits geschwächt war. Clodius mittels seiner Schwester
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